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Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33

Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33

Titel: Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33
Autoren: Delacroix Claire
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lag er schon wieder auf Knien und stocherte mit dem Messer in der Erde herum.
    „Da ist noch etwas. Tiefer im Boden vergraben, als wäre das Broschenteil nur ein Hinweis darauf gewesen“, bemerkte er. Sophie kniete sich ebenfalls hin und wischte die gelockerten Erdkrumen beiseite. Nach und nach legten sie etwas Glattes, Dunkles frei. Und als Hugues dann ein ledergebundenes Buch aus dem Erdboden zog, entfuhr Sophie ein Ruf der Überraschung.
    Sie hatte das Buch erkannt. „Ihre Ephemeris“, erklärte sie voller Entzücken. „Ihre Sternenberechnung.“ Hugues verstand zwar kein Wort, bekam aber auch keine Gelegenheit, eine Erklärung zu verlangen, denn Sophie hatte ihm schon das Buch aus den Fingern gerissen und durchblätterte nun die Seiten mit den ihr so vertrauten Symbolen. „Das Buch der Planeten. Das braucht man, um das Horoskop eines Kranken zu berechnen.“
    „Kannst du das lesen?“, fragte Hugues bass vor Staunen.
    Sophie sah ihn verwundert an. „Du etwa nicht?“
    Hugues lachte laut. „Wie sollte ich? Weißt du denn nicht, dass das Arabisch ist? Die Sprache der Mauren?“
    Sophie war klar, dass ihr die Verblüffung wohl ins Gesicht geschrieben stand, denn das hatte sie tatsächlich nicht gewusst. „Es sah mir schon so aus, als wäre es irgendwie verschnörkelter als die Schrift in Gaillards Büchern“, sinnierte sie, wobei sie gedankenverloren eine Seite umblätterte. Ein loses Pergamentblatt schwebte taumelnd zu Boden, und Sophie schalt sich ob ihrer Nachlässigkeit im Umgang mit diesem kostbaren Stück.
    Hugues hob es auf. „Also, das hier kann ich wohl entziffern“, versicherte er nicht ohne Stolz und reichte ihr den Bogen.
    Verständnislos blickte sie das Blatt an. „Aber ich nicht“, gab sie zu, denn aus dem Gekritzel wurde sie nicht schlau.
    Er lächelte verschmitzt. „Das ist eine Ahnentafel“, erläuterte er, indem er den Linien mit der Fingerspitze folgte und dabei die auf dem Pergament stehenden Namen vorlas. „Wie du siehst, sind es viele Generationen, aber schau einmal hier! Da heiratete beispielsweise im Jahre 1182 eine Desdemona von Kastilien einen gewissen Eustachius, angeblich Graf von Saint-Lazare. Die beiden bekamen fünf Jahre darauf eine Tochter namens Melusine. Diese Melusine vermählte sich dann mit einem Amaubin von Lorient, und zwar im Jahre 1200. Kurz darauf, nämlich im Jahre 1207, verstarb dieser Lorient, doch seine Witwe war augenscheinlich guter Hoffnung, denn ein Jahr später gebar sie eine Tochter. Da endet der Stammbaum. Vielleicht hat diese Tochter bisher weder geheiratet noch ein Kind bekommen.“
    Im vergehenden Dämmerlicht musste Hugues angestrengt blinzeln. „Der Name des Kindes, so scheint mir, war Sophie. Komischerweise ist hinter dem Namen in Klammern ein Nachname beigefügt, nämlich Mauclerc.“ Bei seinen Worten musste Sophie an sich halten, aber Hugues schien ihre Bestürzung nicht zu bemerken, denn er rätselte weiter über dem Bogen. „Solch einen Eintrag habe ich noch nie gesehen, denn wäre sie die Gattin dieses Mauclerc geworden, so hätte man seinen Namen einfach unter dem ihren angeführt.“ Verwirrt kratzte er sich am Kopf. „Was das bedeuten soll, ist mir schleierhaft.“
    „Hugues!“, entfuhr es Sophie atemlos, und als sie hektisch von dem Buch auf sich selbst wies, blickte er endlich auf. „Mauclerc – so heißen meine Adoptiveltern.“
    „Die Winzer? Tatsächlich?“ Hugues schürzte die Lippen. „Dann sind die hier vielleicht mit dir verwandt.“
    Inzwischen packte sie ihn bei den Schultern und rüttelte ihn, denn mit ihrer Vorahnung hielten seine langatmigen Überlegungen nicht Schritt. „Hugues! Diese Sophie – das bin ich !“
    Konsterniert sah er sie an, und allmählich wandelte sich sein Zweifel in Grübeln. „Wie alt bist du?“, fragte er abrupt.
    „In diesem Sommer werde ich neunzehn“, sagte sie, worauf Hugues sich abermals über das Pergament beugte. Und als er diesmal aufsah, waren sämtliche Zweifel aus seinem Blick verschwunden.
    „Dann war Melusine deine leibliche Mutter?“, fragte er zögernd.
    „Ja doch!“, versicherte sie sofort, selbst überrascht darüber, mit welcher Selbstverständlichkeit sie diese Neuigkeit aufnahm. Hatte nicht von Anfang an ein gefühlsmäßiges Band zwischen ihr und Melusine bestanden? Hatte Melusine nicht Sophies Gedanken erahnt, bevor diese sie überhaupt äußern konnte? „Siehst du denn nicht, wie perfekt jetzt alles zusammenpasst? Wieso hätte sie sonst behaupten
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