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Ruf der Geister (German Edition)

Ruf der Geister (German Edition)

Titel: Ruf der Geister (German Edition)
Autoren: Tanja Bern
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war das doch gleich mit der Sekretärin?“
    Joshua zwinkerte seiner Kollegin zu. Seit er das Bild des Mörders verbrannt hatte, ging es ihm besser. Es schien wie ausgelöscht zu sein. Er holte sich einen großen Pott Kaffee und machte sich an die Arbeit. Da klingelte sein Handy.
    „Ja?“
    „Josh?“, sagte eine schwache Stimme.
    „Lisbeth? Bist du das?“
    „Ja … ich … Josh … mach’s gut, ja?“
    Ihm kroch es eiskalt den Rücken hinunter. „Lisbeth, was ist los?“
    „Ich mach Schluss. Danke … für alles.“
    „Lisbeth, wo bist du?!“
    „Isʼ doch egal …“
    „Lisbeth, bitte! Wo bist du?“
    „Da, wo ich meistens bin, das weißt du doch, Josh …“
    Das Gespräch brach ab. Joshua geriet in Panik.
    „Hannah! Schick einen Rettungswagen zum alten Bauhausgelände!“
    „Was?!“
    „Tu’s einfach! Ein Selbstmordversuch!“
    Ohne zu zögern schnappte sich Joshua seine Jacke vom Haken und stürmte zu seinem Auto. Er trotzte jeglichen Verkehrsregeln und war binnen kurzer Zeit an dem Gelände, auf dem das baufällige Gebäude eines verlassenen Baumarktes stand. Mit quietschenden Reifen hielt er vor dem Eingang und zwängte sich durch zerborstenes Glas ins Innere.
    „LISBETH!“
    Er rannte durch die leere Halle auf ihr geheimes Lager zu – ihr eigenes persönliches Reich.
    Lisbeth saß zusammengesunken an der Wand. Ihre schwarzen Haarsträhnen klebten wie feuchte Algen an ihrem Kopf. Aus ihrem linken Arm floss in pulsierenden Strömen das Blut.
    Dies war kein Hilferuf gewesen, dies war ein Abschied. Sie hatte sich den Arm der Länge nach aufgeschnitten. Joshua sah im Augenwinkel das Drogenbesteck, das neben ihr lag.
    „Lisbeth!“, brachte er nur geschockt heraus. Aus weiter Ferne näherten sich Sirenen. Er zog sich seine Jacke aus und presste sie auf die Blutung. Lisbeths Gesicht war kalkweiß.
    „Bitte nicht …“, flüsterte er. „Komm , Kleines, halt noch ein wenig durch.“
    Glas zerbarst, als sich die Feuerwehr einen Weg in das Gebäude bahnte.
    „HIERHER!“, brüllte Joshua.
    Nur Augenblicke später waren zwei Rettungssanitäter bei ihm und Joshua trat beiseite. Er hob den Blick. Tränen schossen ihm in die Augen. Es war zu spät. Lisbeth stand mit einem traurigen Lächeln vor ihm. Die Wunde am Arm war verschwunden.
    Danke , Josh, hörte er sie tief in sich flüstern.
    Lisbeth war fort.
    Joshua sackte an einem baufälligen Regal zusammen. Wie in Zeitlupe sah er zu, wie die Rettungskräfte versuchten, das Mädchen zu retten.
    Wir gehen versteckte Wege – ohne Wiederkehr …
    „Herr Benning?“
    Rasch wischte sich Joshua über die Augen und schaute auf.
    „Sie waren ihr Sozialarbeiter, oder?“
    Hannah musste den Rettungskräften alles mitgeteilt haben.
    „Ja.“
    „Es tut mir leid, aber das Mädchen …“
    „Ich weiß!“ Gott, der Typ sollte es nicht aussprechen! Das ließ es so real erscheinen.
    „Kann man jemanden benachrichtigen?“
    „Ich kümmere mich um alles.“
    Der Mann nickte , dann trugen sie Lisbeth aus ihrem Zuhause .
    Joshuas Blick fiel auf ihre Spritze und er griff danach, doch im gleichen Augenblick hielt er inne. Er sammelte die Spritzen seiner Verlorenen, um sie nicht zu vergessen, aber er wusste auch, dass die Polizei sie zuerst untersuchen musste.
    Mechanisch wählte er Erich Salberg s Nummer und der Kommissar meldete sich.
    „Erich, kannst du mit ein paar Leuten zum alten Ba uhausgelände kommen?“
    „Was ist passiert, Joshua?!“
    „Lisbeth hat sich umgebracht.“
    „Ich komme! Warte dort auf mich.“
    Joshua raffte sich auf und ging hinaus auf den ehemaligen Parkplatz. Die Splitter der Scheiben erschienen ihm wie ein Spiegel seines Gemütszustandes.
    Erich fuhr wenig später die Auffahrt hinauf. Ein weit eres Auto folgte ihm. Die Beamten blickten ihn fragend an und Joshua zeigte in Richtung des Gebäudes. Die Polizisten verschwanden im Inneren.
    Erich kam langsam auf ihn zu. „Es tut mir sehr leid, Josh. Ich weiß, wie du um sie gekämpft hast. Wie hat sie …?“
    „ Lisbeth wollte sichergehen“, antwortete Joshua leise, „hat sich wohl erst einen Schuss gesetzt und sich dann die Pulsadern aufgeschlitzt. Sie rief mich an, wollte sich verabschieden, aber … ich kam zu spät.“
    Erich legte mitfühlend eine Hand auf Joshuas Schulter und senkte die Stimme. „Ich weiß, dass du … na ja, wenn wir die Spritze auf Fingerabdrücke untersucht haben, lasse ich sie dir zukommen − inoffiziell.“
    „Danke.“
    „Ich werde dir Bescheid sagen, ob
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