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Ruf der Geister (German Edition)

Ruf der Geister (German Edition)

Titel: Ruf der Geister (German Edition)
Autoren: Tanja Bern
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leitende Angestellte einer Bank. Ihr Vater sagte nichts und starrte trübsinnig vor sich hin.
    „Man könnte meinen, wir wären auf einem Geburt stag“, ätzte Mark, als er das Verhalten seiner Schwester beobachtete.
    „Vielleicht ist das ja ihre …“, begann Joshua zu schlichten, wurde jedoch von Mark unterbrochen.
    „Mann, Josh! Wenn du mir jetzt erzählen willst, dass das ihre Art ist zu trauern, hau ich dir eine runter!“
    „Du hast ja recht. Da hilft kein Schönreden. Sie ist ein Biest“, bemerkte Joshua trocken.
    „Nadja hat Mama jegliche Hoffnung auf Besserung g enommen. Ständig hat sie ihr gesagt, dass es für sie besser wäre, wenn sie erlöst würde und so ein Zeug. Sie hat ihr indirekt die Schuld für den Krebs gegeben, weil Mama so unzufrieden mit sich war.“
    „Was?! Wie meinst du das?“
    Als er bemerkte, dass Nadja zu ihnen herübersah, senkte Mark die Stimme. „Sie steht auf diesen Esoterikkram. Alles Halbwissen. Sie wollte Mama einreden, dass sich ihre Unzufriedenheit schließlich im Krebs manifestiert hat und sie selbst schuld an ihrer Krankheit sei.“
    „Gott, selbst wenn es so war, kann man das doch so nicht sagen!“, entfuhr es Joshua erschrocken.
    „Tja, das ist Nadja …“
    Plötzlich wand sich Mark ein wenig. „Hast du … ich mein … hast du Mama …“
    „Gesehen?“ Joshua schüttelte den Kopf. „Nein, sie ist nicht mehr hier, Mark.“
    „Dann ist sie zu Hause , wie sie es sich gewünscht hat“, murmelte Mark leise.
    Joshua nahm sich noch ein Kuchenstück, das dritte, und goss sich die vierte Tasse Kaffee ein.
    „Menno, wo lässt du das bloß? Ich werde schon dick, wenn ich Kuchen nur anseh ʼ, obwohl ich mich viermal in der Woche beim Sport abrackere“, sagte Mark gefrustet.
    Probleme mit seiner Figur plagten Joshua für gewöh nlich nicht.
    „Vielleicht hab ich ’nen besseren Stoffwechsel? Dafür siehst du aus wie’n Model und ich wie ein Wischmopp auf Reisen.“
    Mark gluckste leise und spähte auf Joshuas dunkle Haare. „Ach, die Frauen steh’n auf so was, Josh, glaub mir.“
    Die Freunde verstummten, als sich Nadja näherte.
    „Ich bring Papa nach Hause.“ Sie legte ein paar Gel dscheine vor Mark hin. „Du verdienst mit deinem Grafikzeug ja nicht so viel. Bezahl das hier bitte.“
    Abrupt stand Mark auf, sein Stuhl kippte nach hinten. Joshua konnte ihn gerade noch auffangen.
    „Nimm dein Geld zurück! Ich bezahl das Kaffeetrinken!“
    Mit einem Schulterzucken langte sie nach den Sche inen, steckte sie provozierend langsam in ihre Geldbörse und wandte sich wortlos ab. Erst als Nadja den Raum verließ, winkte Mark die Kellnerin heran und bezahlte die Rechnung.
    „Nur weil ich in letzter Zeit nicht so viele Aufträge bekomme, muss sie wieder drauf rumreiten“, sagte er sich tlich verärgert beim Verlassen des Lokals.
    „Sie hat doch keine Ahnung von Grafikdesign.“
    „Klar hat sie das, Josh! Sie weiß genau, was ich m ache.“
    Joshua schwieg eine Weile. Als sie am Auto waren, lud er Mark zu sich ein. Er wollte seinen Freund an diesem Tag nicht alleinlassen.
     
    *
     
    Am nächsten Morgen saß Joshua in seinem Büro und erledigte lästige PC-Arbeit. Er liebte es, als Streetworker die Jugendlichen zu betreuen. Es weckte seine Lebensgeister und schenkte ihm ein gutes Gefühl. Wenn nur all der Bürokram nicht wäre. Joshua hatte sich angewöhnt, seine Dossiers sofort in den Computer einzugeben, auch wenn er sich nicht für diese Tätigkeit begeistern konnte.
    „Ich brauch ‘ne Sekretärin!“, beschwerte er sich bei seiner jungen Kollegin Hannah Dorkas, die ungeduldig etwas in den Büroschränken suchte. Ihr strohblondes Haar war in einen Zopf gezwängt und sie trug aufwendige Schminke, die ihr etwas Verwegenes verlieh.
    „Ha ha ha, Blödmann! Die brauchen wir alle!“, motzte Hannah. „Hast du die Akte von dem kleinen Tim gesehen?“
    „Tim Geork?“
    „Ja, genau den.“
    „Warte mal, die ist mir gestern irgendwo unter die A ugen gekommen. Habt ihr ihn endlich rausgenommen?“
    „Ja, heute Morgen. Nachdem Maddie seine Mutter und ihren neuen Freund alkoholisiert auf der Couch gefunden hat, während der Kleine in seiner Scheiße saß, allein in einem Zimmer eingeschlossen, hat Maddie ihn direkt mitgenommen.“
    „Hat er denn schon ‘ne Pflegefamilie?“
    „Ja, sozusagen im Eilverfahren organisiert.“
    „Hier, ich hab sie! Maddie hat sie wohl gestern hier li egen gelassen.“
    „Ich muss die doofen Akten endlich in den PC eingeben. Wie
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