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Ruegen Ranen Rachedurst

Ruegen Ranen Rachedurst

Titel: Ruegen Ranen Rachedurst
Autoren: Albert Baeumer
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hinab. Benecke ließ den Lichtstrahl schweifen und begann langsam, die Treppe hinabzusteigen. Es gab keinen Bodenbelag. Nur Sand. Ein ihm wohlbekannter Verwesungsgeruch wabberte ihm entgegen. Der Lichtkegel erfasste Eisenketten, die von der Wand herunterhingen. Vielleicht waren hier mal Hunde gehalten worden? Plötzlich hielt Benecke inne.
    Ein menschlicher Körper lag regungslos auf dem Boden. Das Fußgelenk wurde von einem Eisenring umschlossen. Eine Kette führte zur Wand.
    „ Herr Dücker!“, entfuhr es Benecke.

    Er lief schnell zu dem TV-Reporter, kniete sich hin und drehte ihn herum. Es war tatsächlich Bruno Dücker – und Benecke fühlte glücklicherweise noch einen Puls am Arm des Reporters. Am Kopf klaffte eine große Platzwunde.
    Der Lichtstrahl der Taschenlampe irrte unvermittelt über eine Reihe von Köpfen – fünf an der Zahl. Einer davon war so verwest, dass nur noch der Schädelknochen übrig war.
    Das musste wohl Meyer-Sklodorowskys Kopf sein!

    Aus den Augenwinkeln sah Benecke plötzlich eine Gestalt aus dem Schatten herausschnellen.
    Matthies. Er hatte im Dunkeln gewartet und gehofft, dass der ungebetene Besucher wieder ging. Jetzt stürzte er sich mit einem Schrei auf den Lippen und einer Axt in der Hand auf Benecke.
    Dieser wich geschickt aus, als die Axtklinge sensenartig in Höhe seines Kopfes durch die Luft wirbelte.
    Die Wucht seines eigenen Schlages ließ Matthies taumeln. Benecke schnellte hoch und griff nach dem Axtstiel. Beide Männer fielen zu Boden, rollten übereinander und kämpften ächzend um die Axt.
    „ Schmitz! Hierher!“, schrie Benecke laut.
    Eilige Schritte waren bei der Treppe zu hören und im nächsten Augenblick rissen zwei kräftige Hände die Axt aus Jörn Matthies´ Händen.
    Der kreischte etwas Unverständliches, während Benecke ihn packte und mit Hilfe von George festhielt.
    Inzwischen waren auch Lydia und Beate Ringels hinzugekommen und im Hintergrund war eine herannahende Polizeisirene zu hören.
    „ Es ist vorbei, Herr Matthies. Es ist vorbei!“, sagte Benecke beruhigend.
    „ Ich www … wusste, dass … Sie …“, Matthies begann so sehr zu stottern, dass er den Satz schließlich abbrach.
    Wenig später trafen Polizeibeamte ein und nahmen Jörn Matthies fest.

    ***

    Es ist noch nicht klar, ob er überhaupt für voll schuldfähig befunden werden kann“, sagte Hauptkommissar Jensen ein paar Tage später, als Benecke und George bei ihm im Polizeipräsidium Stralsund saßen.
    „ Er ist ein psychisch kranker Mann. Seit Jahren lebt er als scheuer Einsiedler und hat kaum Kontakt zur Außenwelt. Mit dem Verkauf von Ranen-Met verdiente er sich etwas dazu. Ansonsten hat er sich mit allerlei Gelegenheitsjobs über Wasser gehalten. Und er hat eine Website über Käfer gestaltet.“
    Jensen zuckte mit den Schultern. „Umso erstaunlicher, dass er die Sammlung verkaufen wollte.“
    „ Geldmangel“, mutmaßte George.
    „ Nein, das ist es definitiv nicht gewesen“, widersprach Jensen. „Er ist mit dem ererbten Vermögen seiner Eltern sehr sparsam umgegangen. Da war genug übrig.“
    „ Er wollte dieses Kapitel wohl einfach abschließen, glaube ich“, meinte Benecke. „Schließlich hat er alle fünf Männer umgebracht, die ihn damals in dem Wagen seinem Schicksal überließen.“
    „ Die psychiatrische Untersuchung ist noch nicht abgeschlossen“, sagte Jensen. „Aber bisher wurden bereits eine Reihe von Störungen diagnostiziert, unter anderem eine schizoide Persönlichkeitsstörung. Damit werden Menschen beschrieben, die sich von sozialen Kontakten sehr stark zurückziehen, ein schwach ausgeprägtes Gefühlsleben haben und eher in ihrer eigenen Welt leben. Allerdings ist er außerordentlich begabt, was das Erlernen von Strukturen angeht, und sein Intelligenzquotient ist überdurchschnittlich. Trotzdem galt er als berufsunfähig.“
    „ Hat er über das Erlebnis von damals gesprochen?“, fragte Benecke.
    „ Ja, immer wieder. Er ist in verschiedenen Heimen und bei Pflegefamilien aufgewachsen. Später hat er sich dann das Haus seiner Eltern wieder hergerichtet. Die Morde hat er akribisch geplant. Und er ist immer auf Nummer sicher gegangen. Er hat seine späteren Opfer lange beobachtet, detaillierte Fotos gemacht und ihre Gewohnheiten ausgekundschaftet. Dass diese dann auch noch zu viert bei ihm auftauchten, um Ranen-Met zu trinken, mag ein günstiger Zufall gewesen sein. Aber das war nicht der Auslöser. Wenn Matthies diese Gelegenheit nicht bekommen
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