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Rückkehr nach Wedenbruck

Rückkehr nach Wedenbruck

Titel: Rückkehr nach Wedenbruck
Autoren: Tina Caspari
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wirst dort leben wie im Paradies, das weiß ich.“
    In den Wochen bis zu ihrem großen Hochzeitsfest gab es so viel zu tun, dass Bille gar keine Zeit hatte, an Sindbad zu denken. Nur wenn sie eines der anderen Pferde unter dem Sattel hatte, überfiel sie manchmal heftig die Sehnsucht nach ihrem Liebling. Doch dann stellte sie sich vor, wie glücklich der temperamentvolle Fuchswallach auf den weiten Koppeln des Gestüts sein musste, und war beruhigt.
    Wenigstens eine Arbeit hatte Bille jetzt beendet. Die Lehrerwohnung unterm Dach des Schlosses war früher fertig geworden als geplant. Als Simon am Wochenende kam, erkundigte er sich neugierig danach.
    „Kriege ich den Prachtpalast wenigstens mal zu sehen, bevor die Mieter antanzen? Du hast mir doch so oft davon vorgeschwärmt.“
    „Okay, aber ich habe nicht viel Zeit“, meinte Bille. „Ich wollte noch schnell nach Neukirchen rüber und einen hübschen Schlüsselanhänger für die Wohnungstür kaufen, bevor ich mein Werk offiziell an Daddy übergebe.“
    „Nur einen kurzen Blick!“
    Sie stiegen die Hintertreppe hinauf, die direkt zu den Lehrerwohnungen führte. Im Dachgeschoss schloss Bille eine schön gestaltete Holztür auf. Dahinter folgten noch drei weitere Stufen. „Wir sind da! Bitte sehr.“
    Simon musterte nachdenklich den steilen Aufgang. „Wie viel wiegst du eigentlich?“
    „Wie kommst du ausgerechnet jetzt darauf?“
    „Ach, nur so ...“, sagte Simon schnell. „Weil du in der letzten Zeit so wahnsinnig abgenommen hast.“
    „Willst du vor dem Altar ,Nein‘ sagen, weil ich dir zu dünn geworden bin?“ Bille kicherte.
    Simon antwortete nicht, er war bis ins Schlafzimmer vorgedrungen, von dem Bille besonders geschwärmt hatte. Um den Raum besser auszunutzen, war das breite Bett wie eine Koje in die Dachschräge eingebaut worden. „ Wow !“, rief er begeistert, nahm Anlauf und hechtete auf die Matratze.
    „Oh Mann, bist du total verrückt? Wenn nun was kaputtgegangen ist!“, schimpfte Bille. „Du bist hier doch nicht zu Hause!“
    Simon öffnete den Mund und schloss ihn schnell wieder. „Du hast Recht, es ist besser, wir gehen. Fahren wir nach Neukirchen und kaufen den Schlüsselanhänger.“
    Bei einem Juwelier fanden sie einen hübschen Anhänger in Form eines silbernen Hufeisens. Bille wusste zwar nicht, ob die zukünftigen Mieter selbst Reiter waren, doch es passte zu Groß-Willmsdorf. Außerdem konnte man es auch als Glückssymbol ansehen. Noch am selben Abend bekam Hans Tiedjen den Schlüssel feierlich überreicht.
    „Und jetzt haben wir endlich Zeit für uns!“, sagte Simon zufrieden, als sie später auf den Hof hinaustraten.
    „Wie bitte? Ich hör wohl nicht richtig!“ Bille lachte auf. „Hast du eine Ahnung, was es noch alles zu tun gibt?“, fragte sie mit einem Ausdruck komischer Verzweiflung. „Jeden Tag liegt Mutsch mir mit Dutzenden von Dingen in den Ohren, um die ich mich kümmern soll. Brautkleid, Gästeliste, Einladungen, Tischkarten, Großzelt mieten, Blumenschmuck organisieren - alles Sachen, die deine Mutter längst erledigt hat. Aber Mutsch glaubt, ich müsse ihr dabei unauffällig über die Schulter sehen, damit nichts vergessen wird! Und wenn nicht sie, dann hat Onkel Paul ein Anliegen, oder Daddy. Oder Tom, mit dem ich ein Hochzeitsgeschenk für Bettina aussuchen soll, weil er sich nicht zutraut, allein das Richtige zu finden. Zur Ruhe komme ich nur, wenn ich in der Reithalle arbeite. Aber sobald ich außerhalb des Unterrichts die Schulreithalle betreten will, gibt’s Geschrei: Eintritt verboten, Geheimnis! Hätte ich gewusst, dass Heiraten so anstrengend ist, hätte ich mir das schwer überlegt.“
    Simon schloss sie in die Arme. „Wie gut, dass du’s nicht gewusst hast. Denk einfach jedes Mal: Bald habe ich das alles hinter mir! So, und jetzt gehe ich trotzdem mit dir essen. Ich muss dir nämlich noch ein Geständnis machen. Am Ende willst du mich dann gar nicht mehr heiraten.“
    „Dann mach’s lieber gleich. Bis zum Essen zu warten, das halten meine Nerven heute nicht mehr aus!“, stöhnte Bille. „Hat es was mit Berlin zu tun?“
    „Ah, ja ... in gewisser Weise.“
    „Simon Henrich! Du hast eine andere! Gestehe! Oder hast du ein Kind?“
    Simon sah sie verwirrt an. „Ein was? Ich? Nein. Du etwa?“
    Bille schüttelte lachend den Kopf. „Gehen wir doch lieber erst essen.“
    Später rückte Simon dann mit seinem Geständnis heraus. Er hatte sein Studium abgebrochen und es am Nachmittag seinem
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