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Rückkehr nach Wedenbruck

Rückkehr nach Wedenbruck

Titel: Rückkehr nach Wedenbruck
Autoren: Tina Caspari
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Lena, war ruhig, besonnen und wenn es darauf ankam, auch tapfer. Es hatte eine Weile gedauert, bis Bille dahinter gekommen war, wie viel Ängstlichkeit sich hinter der Selbstbeherrschung des zierlichen Mädchens mit den dicken Brillengläsern verbarg.
    „Du bist viel stärker, als du selber denkst!“, schärfte Bille ihr immer wieder ein. „Du musst es nur endlich begreifen.“
    Bille hatte Zottel vor dem Ausritt gemahnt, mit Saskia liebevoll umzugehen, und sie war sich sicher, dass ihr Pony verstand, was sie meinte. Jetzt ritt Saskia neben ihr her und sah strahlend zu ihr auf.
    „Super ist das, einfach so draufloszureiten , mitten in den Frühling. Wie das riecht! Die ganze Erde duftet nach Leben.“
    „He, du bist ja fast eine Dichterin!“, sagte Bille lächelnd. „Aber mir geht es genauso. Ich liebe diese Zeit, in der man fast Zusehen kann, wie sich die Blätter als kleine Knospen aus den Zweigen schieben und öffnen -und plötzlich ist alles von einem leuchtend hellen Grün überzogen, wo gestern nur Braun und Grau zu sehen war.“
    „Zottel genießt den Frühling auch, stimmt’s ? Man braucht ihn nur anzusehen - wie er sich umschaut und seine Ohren spitzt.“ Saskia klopfte dem Pony begeistert den Hals. Bei ihm würde sie sich immer sicher fühlen.
    „Und weißt du, wer sich am allermeisten freut?“, fragte Bille. „Black Arrow . Dass er endlich wieder gesund ist und losrennen darf, ohne sich schonen zu müssen. Ich spüre richtig, wie glücklich er über unseren Ausritt ist.“
    Am hinteren Ende der Gruppe hatte man weit weniger romantische Gefühle. Otto und Kilian, die Unzertrennlichen, ritten nebeneinander her und überlegten, wie sie ein bisschen Schwung in die Sache bringen könnten.
    „Mann, ist das langweilig. Wann gibt’s denn endlich mal ’nen scharfen Galopp!“, seufzte Otto, der nach Billes energischer Umerziehung nun ein Herz und eine Seele mit seinem Hektor war. Was ihn allerdings nicht daran hinderte, sich in der Gruppe wie ein Nachkomme Robin Hoods aufzuführen.
    „Der reinste Kindergartenspaziergang!“, stimmte Kilian ihm zu und trieb seinen alten Rappwallach so heftig vorwärts, dass der mit der Nase auf dem runden Hinterteil des Ponys Lucky landete. Lucky, von Mette geritten, quiekte ärgerlich und hob warnend ein Bein.
    Mette drehte sich wütend um. „ Verdammt noch mal, Kilian, lass den Mist!“ Drohend hob sie die Reitgerte, was Kilians Rappe damit beantwortete, dass er alle vier Hufe in die Erde rammte und stehen blieb.
    „Was soll der Quatsch, Kilian, krieg dich wieder ein!“, schimpfte Mini hinter ihm. „Siehst du nicht, dass du die anderen störst!“
    Kilian drehte sich um und streckte ihr kurz die Zunge raus. Aber über solche Kindereien war Mini erhaben. Außerdem ritt der fast blinde Robert neben ihr, und sie hatte versprochen, besonders gut auf ihn zu achten. Sie hatte weder Zeit noch Lust, sich mit dem Kindskopf Kilian herumzustreiten.
    Vorne gab Bille das Zeichen zum Antraben. Sie bogen jetzt in einen Waldweg ein und mussten hintereinander reiten. Hier und da hing ein Zweig tief herab, unter dem sie sich wegducken mussten, und auf dem Weg gab es immer wieder Pfützen. So war jeder mit sich und seinem Pferd beschäftigt. Hinter dem Wald ließ Bille die Gruppe noch einmal im Schritt gehen, und dann erfüllte sich Ottos Wunsch: Auf einem Stück Brachland, das kürzlich mit Walzen eingeebnet worden war, weil dort eine Baumschule entstehen sollte, durften sie galoppieren. Bille ließ die Gruppe in einem weiten Kreis zweimal um das sandige Feld reiten, damit keines der Pferde übermütig wurde und durchging. Otto setzte sich zwar mit Hektor an die Spitze und hielt sich eine Weile mit Bille auf gleicher Höhe, vermied es aber, sie zu überholen. Bille sah lachend zu ihm hinüber, und er strahlte sie an, dann fiel er zurück und ordnete sich wieder in die Gruppe ein.
    Im Schritt ging es auf einem breiten Kiesweg weiter. Sie befanden sich jetzt außerhalb des Ortes Leesten. Hier gab es jede Menge Spaziergänger mit und ohne Hund oder Kinderwagen, und Bille bog mit der Gruppe bald nach Osten ab, um in einem weiten Kreis über Wedenbruck zurück nach Groß-Willmsdorf zu reiten. Dass sie die ganze Horde im Ferienpark Wedenbruck zu einem Eis einladen wollte, war ihre Osterüberraschung, die sie bisher noch nicht preisgegeben hatte.
    Um das Überqueren der Fernstraße zu vermeiden, mussten sie den Weg durch eine Unterführung nehmen. Zu spät bemerkte Bille, dass sich am
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