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Ruchlos

Ruchlos

Titel: Ruchlos
Autoren: Beate Baum
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oder nicht. Er lag wieder in der aufrechten Position in seinem Bett, versuchte es mit einem gleichgültigen Blick, konnte jedoch die Neugierde nicht verbergen. Ich stützte mich mit beiden Händen auf das Fußteil.
    »Und ich bin schwanger. Wir beide bekommen ein Baby!«

EPILOG
    »Ich werde bestimmt ein total fetter Schwangerer«, prophezeite Andreas und balancierte mit der linken Hand eine dritte Portion Coq au Vin auf seinen Teller.
    »Bei mir waren es damals acht Kilo«, sagte Martin grinsend.
    »Und wie viel bei deiner Freundin?«, fragte ich.
    Er zuckte die Achseln. »Nicht viel mehr, glaube ich.«
    »Also, wenn du mich überholst, ist Schluss«, drohte ich Andy. »Überhaupt soll es ja werdende Väter geben, die nicht nur mitfuttern, sondern aus Solidarität ebenfalls auf Alkohol verzichten.«
    Jonas Michaelis schaute seinen Chef gespannt an, Dale grinste in sich hinein. Es war Samstagabend, die drei waren gekommen, um den Abschluss des Falles, Andreas’ zunehmende Genesung und meine Schwangerschaft zu feiern. Wir hatten den ausgezogenen Küchentisch im Wohnzimmer aufgebaut, wo wir nun schon geraume Zeit saßen. Im Hintergrund lief ein Livemitschnitt von ›Naked Raven‹, die vier Männer hatten bereits zwei Flaschen Rotwein geleert.
    Andy drückte den Rücken durch, mittlerweile eine vertraute Bewegung. »Da setzt einem die Frau vor versammelter Mannschaft die Pistole auf die Brust«, sagte er und blickte mitleidheischend in die Runde.
    »Tja«, ließ Dale sich vernehmen.
    »Okay, einverstanden.« Andreas leerte langsam sein Weinglas, schob es von sich. »Aber im Gegenzug ist jeder Kommentar über meinen Schwangerschaftsbauch verboten.«
    »Deal!« Ich hob mein Wasserglas und prostete ihm zu.
    Martin begann zu applaudieren, die anderen fielen ein.
    »Aber für uns hast du schon noch eine Flasche?«, fragte Dale provozierend. Andy setzte zu einer Entgegnung an, wollte wahrscheinlich seine neue Rolle als Abstinenzler herausstellen, ich stand auf und ging in die Küche. Dale folgte mir.
    »Andreas ist glücklich«, stellte er fest.
    »Ja, nach dem anfänglichen Schock und dem Gefühl, übergangen worden zu sein.«
    Ich zog eine Flasche Bordeaux aus dem kleinen Regal auf der Arbeitsfläche, holte den Korkenzieher aus der Schublade. Dale streckte die Hand aus, nahm mir beides ab.
    »Ich wäre auch nicht begeistert, wenn ich so etwas als Letzter erführe.«
    »Na ja, als Letzter.« Ich hatte schließlich niemandem von der Schwangerschaft erzählt. Andy hingegen wollte gleich, dass die ganze Welt es mitbekam. »Habt ihr denn auch Pläne in der Richtung?«
    Mit einem Plopp kam der Korken aus der Flasche.
    »Das war theoretisch.« Er machte eine Pause, stellte den Wein ab, legte den Öffner daneben. »Jess kann keine Kinder bekommen.«
    »Das tut mir leid«, sagte ich.
    »Vielleicht adoptieren wir eins, in den USA ist das nicht so kompliziert wie hier«, sagte er in betont lockerem Ton.
    Ich fragte nicht nach, wie weit seine Umsiedlungspläne gediehen waren. Aus dem Wohnzimmer drangen laute Gesprächsfetzen herüber, die die Musik übertönten.
    »Komm, geben wir Andreas Gelegenheit, seine neue Standhaftigkeit zu beweisen«, schlug ich vor.
    Wir gingen zurück.
    »Die Herstellerfirma war der Schwachpunkt des ganzen Betrugs«, erklärte Andy gerade. »Die kluge Frau Dr. Ehrhardt vom Hyazinthus-Krankenhaus konnte sich eigentlich ziemlich sicher fühlen: Sie hatte immer passend gefälschte Unterlagen über die Prothesen zur Hand, die sie von der ›VitalMed‹ bekommen hatte. Dort gab es aber natürlich die Einkaufsprotokolle für die Materialien, aus denen man ableiten konnte, dass eben nicht annähernd so viele teure Gelenke gefertigt worden waren.«
    Ich machte mit dem Bordeaux die Runde um den Tisch und schenkte nach. Andreas warf einen Blick auf das Etikett und seufzte theatralisch. Ich reichte ihm grinsend die Mineralwasserflasche. Dale nahm sein volles Weinglas und verschwand auf den Balkon, um zu rauchen.
    »Konnte die Polizei der Chefärztin denn jetzt überhaupt etwas nachweisen?«, fragte Jonas. Er sah viel weniger gestylt aus als sonst. Das schwarze Oberhemd war schon ein wenig verwaschen, die Haare lagen nicht ganz so perfekt.
    »Es gibt Elena Wachowiaks Aussage«, erinnerte ich ihn. » Sie hatte ja nichts mehr zu verlieren und hat Hantzsche minutiös alles dargelegt. Der ganze Betrug war von dem geleckten Herrn Brueckner und Valerie Ehrhardt gemeinsam aufgezogen worden. Als alles anfing, vor sechs
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