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Roverandom

Roverandom

Titel: Roverandom
Autoren: J. R. R. Tolkien
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Hobbit zum Beispiel, und spielt sowohl in diesem Werk als auch verstärkt in Roverandom eine hervorstechende Rolle als auktorialer Erzähler. Später bedauerte es Tolkien, etwas, auf welche Weise auch immer, für seine Kinder »niedergeschrieben« zu haben, und wünschte insbesondere,man möge die »Koboldsfüße« begraben und vergessen. Inzwischen waren die Feen (später Elben) seiner »Silmarillion«-Mythologie auf den Plan getreten, groß gewachsen und edel und ohne jede Niedlichkeit.
    Roverandom geriet unvermeidlich in den Bannkreis von Tolkiens Mythologie (oder legendarium ), die er mittlerweile seit einem Jahrzehnt entwickelte und die zu seiner Hauptbeschäftigung wurde.
    Zwischen diesen Werken könnte man zahlreiche Vergleiche anstellen. Zum Beispiel erinnert die dunkle Seite des Mondes in Roverandom stark an die Hütte des Vergessenen Spiels in Das Buch der Verschollenen Geschichten , der frühesten Behandlung des legendarium in Prosaform. In letzterem Text »tanzten und spielten Kinder in dem Garten, pflückten Blumensträuße oder jagten den goldenen Bienen und den Schmetterlingen mit den reich geschmückten Flügeln nach« ( Buch der Verschollenen Geschichten 1, Seite 38), während sie im Mondgarten »versunken tanzten, träumend wanderten und mit sich selber sprachen. Einige schüttelten sich, als wären sie gerade aus tiefem Schlaf erwacht; einige rannten bereits hellwach und lachend umher: Sie gruben, pflückten Blumen, bauten Zelte und Häuser, haschten nach Schmetterlingen, spielten Ball, kletterten auf Bäume; und alle sangen« (Seite 53 f.).
    Der Mann im Mond will nicht verraten, wie die Kinder in diesen Garten gelangen, doch an einer Stelle blickt Roverandom zur Erde und meint, »undeutlich und ziemlich dünn, lange Reihen kleiner Figuren hurtig auf dem Mondpfad hinuntereilen zu sehen« (Seite 58); und da die Kinder noch schlafend in den Garten kommen, scheint sicher, dass Tolkien die bereits existierende Vision des Olóre Malle oderPfad der Träume, der zur Hütte des Vergessenen Spiels führte, im Kopf hatte: »der Pfad auf zarten Brücken, schwebend auf der Luft und gräulich schimmernd, als wäre er aus seidigen Nebeln oder Perlenvorhängen gemacht, erhellt von einem fahlen Mond«, ein Pfad, den »keines Menschen Auge erblickt hat, außer im süßen Schlummer in der Jugend ihrer Herzen« ( Das Buch der Verschollenen Geschichten 1, Seite 343).
    Die interessanteste Verbindung zwischen Roverandom und der Mythologie wird jedoch in der Szene deutlich, in der Uin, »der älteste Walfisch«, Roverandom die »große Bucht von Elbenland (wie wir es nennen) jenseits der Verwunschenen Inseln« zeigt und »im äußersten Westen die Berge von Elbenheim und das elbische Licht auf den Wellen« und die »Stadt der Elben auf dem grünen Hügel unterhalb des Gebirges« (Seite 87). Denn das entspricht exakt der Geografie des Westens der Welt im »Silmarillion«, wie das Werk sich in den 20er und 30er Jahren darstellte. Die »Berge von Elbenheim« sind die Berge von Valinor in Aman, und die Stadt der Elben ist Tún – um die Namen zu benutzen, die beide in der Mythologie und im ersten Text (nur dort) von Roverandom trugen. Auch Uin ist dem Buch der Verschollenen Geschichten entnommen, und obwohl er hier nicht wie sein Namensvetter »der stärkste und älteste der Walfische« ( Das Buch der Verschollenen Geschichten 1, Seite 199) ist, erweist er sich doch als stark genug, Roverandom bis in Sichtweite der Westlichen Lande zu tragen, die in diesem Entwicklungsstadium des legendarium hinter Dunkelheit und gefährlichen Gewässern sterblichen Augen verborgen waren.
    Uin sagt, er bekäme »Ärger, wenn herauskommt« (vermutlich von den Valar oder Göttern, die in Valinor wohnen), dass er Aman irgendjemandem (selbst einem Hund!) aus den»Äußeren Landen« gezeigt hätte – das heißt, jemandem aus Mittelerde, der Welt der Sterblichen. In Roverandom ist diese Welt in mancher Hinsicht als die unsere zu verstehen und enthält viele namentlich genannte Orte. Roverandom selbst war »schließlich ein englischer Hund« (Seite 64). Doch auf der anderen Seite entspricht sie eindeutig nicht unserer Erde: Erstens hat sie Ränder, über welche »Wasserfälle ... fielen und geradewegs in den Raum stürzten« (Seite 31). Das ist nicht ganz die Erde, wie sie im legendarium beschrieben wird, obgleich auch sie flach ist; doch in Roverandom zieht der Mond, genauso wie im Buch der Verschollenen Geschichten, unter der Welt hindurch,
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