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Roverandom

Roverandom

Titel: Roverandom
Autoren: J. R. R. Tolkien
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langte in das Kästchen. »Wo ist das denn hergekommen?«, sagte die Stimme, als die Hand Rover ergriff. »Ich kann mich nicht erinnern, ihn schon mal gesehen zu haben. Der hat doch sicher nichts im Three-Penny-Kästchenzu suchen. Hast du schon mal was gesehen, das so echt aussieht? Schau dir sein Fell an und seine Augen!«
    »Zeichne ihn mit Sixpence aus«, sagte Harry, »und stell ihn ganz nach vorne ins Fenster!«
    Dort, ganz vorn im Fenster, musste der arme, kleine Rover den ganzen Morgen in der heißen Sonne sitzen, und den ganzen Nachmittag, bis es fast Teezeit war; und die ganze Zeit so tun, als mache er Männchen, obgleich er in Wahrheit in seinem Inneren richtig wütend war.
    »Von den erstbesten Leuten, die mich kaufen, werde ich weglaufen«, sagte er zu den anderen Spielzeugen. »Ich bin lebendig. Ich bin kein Spielzeug, und ich will kein Spielzeug sein! Aber ich wünschte, jemand würde kommen und mich rasch kaufen. Ich mag diesen Laden nicht, und ich kann mich nicht bewegen, weil ich in diesem Schaufenster festsitze.«
    »Warum willst du dich bewegen?«, sagten die anderen Spielsachen. »Wir denken gar nicht daran. Es ist viel bequemer, sich ruhig zu verhalten und an nichts zu denken. Je ruhiger du bist, desto länger lebst du. Also sei lieber still! Wir können nicht schlafen, solange du quasselst, und ein paar von uns haben harte Zeiten in garstigen Kinderzimmern vor sich.«
    Mehr sagten sie nicht, und darum hatte der arme Rover niemanden, mit dem er sich unterhalten konnte, und er fühlte sich sehr elend, und es tat ihm sehr leid, dass er die Hose des Zauberers zerbissen hatte.
    Ich könnte nicht sagen, ob es der Zauberer war oder nicht, der die Mutter schickte, um den kleinen Hund aus dem Laden fortzubringen. Auf jeden Fall trat sie, gerade als Roversich am elendsten fühlte, mit ihrem Einkaufskorb in den Laden. Sie hatte Rover durch die Fensterscheibe gesehen und gedacht, das wäre ein netter kleiner Hund für ihren Jungen.Sie hatte drei Jungen, und einer davon hatte kleine Hunde ausgesprochen gern, besonders kleine schwarz-weiße Hunde. Also kaufte sie Rover, und er wurde in Papier eingewickelt und in ihren Korb zwischen die Sachen gelegt, die sie fürs Abendessen gekauft hatte.
    Rover schaffte es bald, seinen Kopf aus dem Papier zu winden. Er roch Kuchen. Doch er stellte fest, dass er nicht an ihn herankam; und tief unten, zwischen den Papiertüten, knurrte er ein zahmes Spielzeugknurren. Nur die Garnelen hörten ihn, und sie fragten ihn, was los sei. Er erzählte ihnen seine ganze Geschichte und erwartete, dass sie ihn sehr bedauern würden, aber sie sagten bloß: »Wie würde es dir gefallen, gekocht zu werden? Bist du schon mal gekocht worden?«
    »Nein! Ich bin nie gekocht worden, soweit ich mich erinnere«, sagte Rover, »obwohl ich manchmal gebadet worden bin, und das ist nicht besonders angenehm. Aber ich nehme an, gekocht zu werden ist nicht halb so schlimm wie verzaubert zu werden.«
    »Dann bist du mit Sicherheit noch nie gekocht worden«, erwiderten sie. »Du hast keine Ahnung davon. Es ist das Schlimmste, was einem überhaupt passieren kann – wir sind noch immer rot vor Wut, wenn wir nur daran denken.«
    Rover mochte die Garnelen nicht leiden, also sagte er: »Macht nichts, sie werden euch bald aufessen, und ich werde dasitzen und ihnen zuschauen!«
    Danach hatten die Garnelen ihm nichts mehr zu sagen,und er konnte bloß daliegen und darüber rätseln, was für Leute ihn gekauft hatten.
    Er fand es bald heraus. Er wurde in ein Haus getragen, der Korb wurde auf einen Tisch gestellt, und alle Päckchen wurden herausgenommen. Die Garnelen wurden in die Speisekammer geschafft, Rover jedoch wurde sogleich dem kleinen Jungen ausgehändigt, für den er gekauft worden war und der ihn in das Kinderzimmer mitnahm und mit ihm sprach.
    Der kleine Junge hätte Rover gefallen, wäre er nicht viel zu wütend gewesen, um darauf zu hören, was er ihm sagte. Der kleine Junge bellte ihn an,in der besten Hundesprache, die er zustande bringen konnte (das gelang ihm ziemlich gut), aber Rover versuchte nicht zu antworten. Die ganze Zeit dachte er daran, dass er gesagt hatte, er würde von den erstbesten Leuten, die ihn kauften, weglaufen, und er fragte sich, wie er das anstellen konnte; und die ganze Zeit musste er so tun, als mache er Männchen, während der kleine Junge ihn streichelte und über den Tisch und den Fußboden schob.
    Endlich wurde es Abend, und der kleine Junge ging zu Bett; undRover wurde
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