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Roverandom

Roverandom

Titel: Roverandom
Autoren: J. R. R. Tolkien
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drei Typoskripte bricht, offenbar eine bewusste Entscheidung des Verfassers, nach nur neun Seiten ab; auf der letzten Seite finden sich nur wenige Zeilen. Es reicht vom Anfang der Geschichte bis zu dem Punkt, da der Mond begann, »seinen schimmernden Pfad auf das Wasser zu breiten« (Seite 28). Zusätzlich gibt es auf der Rückseite eines Blattes ein Textfragment, das Tolkien sogleich verwarf und den Text auf der Vorderseite wieder aufnahm, weiter korrigierte und fortführte. So weit es reicht, enthält das zweite Typoskript Revisionen, die auf dem ersten vermerkt waren, und einige weitere Verbesserungen. Doch es ist wichtiger,darauf hinzuweisen, wie sorgfältig diese Version, verglichen mit dem ersten Typoskript, ausgearbeitet ist. Tolkien fasste jetzt stärker das äußere Aussehen ins Auge, tippte die Seitenzahlen auf die Seiten, statt sie wie bisher mit Tinte hinzuzufügen, machte in den Dialogen Absätze, um verschiedene Sprecher zu kennzeichnen, während er früher manchmal einfach weiterschrieb. Das neue Manuskript weist auch eine Handvoll Korrekturen auf, die vor allem Tippfehler betreffen.
    Diese Verbesserungen des Aussehens lassen uns annehmen, dass Tolkien gegen Ende 1936 das zweite Manuskript vorbereitete, um es seinem Verleger, George Allen & Unwin, vorzulegen. Zu dieser Zeit war Der Hobbit mit Begeisterung angenommen worden, und obwohl das Buch erst in der Produktion war und sich noch nicht als Erfolg erwiesen hatte, wurde Tolkien aufgrund dessen ermuntert, andere Geschichten für Kinder für eine eventuelle Veröffentlichung vorzulegen. Er entsprach diesem Wunsch und schickte Herr Glück , Bauer Giles und Roverandom . Wenn, wie wir glauben, das fragmentarische Typoskript von Roverandom zu diesem Zweck angefertigt wurde, ist es möglich, dass Tolkien es deshalb abbrach, weil der Text nicht ganz seinen Vorstellungen entsprach – oder sich, wie die vorhergehenden Entwürfe, auf offenbar aus Schreibheften herausgerissenen Blättern befand und der Verfasser seine Arbeit professioneller zu präsentieren wünschte.
    In der Tat ist das dritte und späteste Typoskript (wenn auch mit Verbesserungen) sauber auf sechzig Blättern getippt; hier hat Tolkien auch eine Einteilung in Kapitel, Gliederung in Absätze und zahlreiche andere kleine Änderungen vorgenommen. Es handelt sich mit ziemlicher Sicherheitum den Text, den er an Allen & Unwin schickte und den der Chef der Firma, Stanley Unwin, seinem jungen Sohn Rayner zur Beurteilung gab.
    In einemBericht vom 7. Januar 1937 bezeichnete Rayner Unwin die Geschichte als »gut geschrieben und lustig«; doch trotz dieser positiven Kritik wurde sie nicht zur Veröffentlichung angenommen. Roverandom war offensichtlich eines der verschiedenen »Märchen in wechselnden Stilen«, die Tolkien (wie man glaubte) im Oktober 1937 zur Veröffentlichung vorbereitet hatte, wie Stanley Unwin in einer Notiz festhielt; doch inzwischen war der Hobbit so erfolgreich, dass Allen & Unwin eine Fortsetzung wünschte, und Roverandom scheint weder vom Autor noch vom Verlag jemals wieder in Betracht gezogen worden zu sein. Tolkiens Aufmerksamkeit richtete sich ganz auf den »neuen Hobbit«, das Buch, das sein Meisterwerk werden sollte: Der Herr der Ringe.
    Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass Der Herr der Ringe vielleicht nie entstanden wäre, hätte es nicht Geschichten wie Roverandom gegeben; denn ihre Beliebtheit bei den Kindern und bei Tolkien selbst führte schließlich zu einem anspruchsvolleren Werk – Der Hobbit – und zu dessen Fortsetzung. Zum größten Teil waren diese Geschichten flüchtige Skizzen. Tolkien schlüpfte gern in die Rolle des Geschichtenerzählers für seine Kinder, zumindest seit 1920, als er den ersten der Briefe vom Weihnachtsmann schrieb. Dochdaneben gab es zum Beispiel die Geschichten von Bill Stickers, dem winzigen Timothy Titus oder Tom Bombadil, als dessen Vorbild eine holländische Puppe diente, die Michael Tolkien gehörte. Keine davon gedieh sehr weit, obgleich Tom Bombadil später als Gedicht veröffentlicht wurde und als Figur in den Herrn der Ringe Eingang fand. Eine außerordentlichmerkwürdige längere Geschichte, The Orgog , geschrieben 1924, existiert als Typoskript, ist jedoch unvollendet und unentwickelt.
    Im Gegensatz dazu ist Roverandom abgeschlossen und durchgearbeitet; und die Geschichte zeichnet sich unter den Kindergeschichten Tolkiens aus dieser Periode durch das ungezügelte Vergnügen aus, mit dem ihr Verfasser dem Wortspiel huldigt.
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