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Rott sieht Rot

Rott sieht Rot

Titel: Rott sieht Rot
Autoren: Oliver Buslau
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erwiderte ich.
    Die Baronin zögerte. Sie verzog keine Miene.
    »Also gut«, sagte sie dann. »Zwei Tage, dann sehen wir weiter.«
    »Prima«, freute sich Jutta. »Ich wusste doch, dass du uns nicht im Stich lassen würdest.«
    »Dann ist ja alles geklärt«, sagte die Baronin und versuchte sich ein Lächeln abzugewinnen. Die Bewegung ließ ein paar Fältchen in ihren Mundwinkeln tanzen. Die Damen sahen mich auffordernd an. Ich durfte jetzt wohl wieder gehen. Ich tat ihnen den Gefallen nicht.
    »Es ist alles geklärt. Bis auf die Bezahlung.«
    »Ach so - natürlich«, sagte Agnes von Rosen-Winkler und strich sich wieder durchs Haar. »Was haben Sie sich denn so vorgestellt?«
    »Dreihundert Euro pro Nacht, die ich auf Ihren Laden aufpasse.«
    Sie hob die Brauen, und die Silberstreifen über ihren Augen sprangen in die Höhe. »Wie bitte?«
    »Die Arbeit zwischen zehn Uhr abends und sieben Uhr morgens ist nun mal teurer als die, die man tagsüber verrichtet.«
    Die Silberstreifen senkten sich wieder. »Sie kriegen zweihundert. Keinen Cent mehr.«
    »Zweihundertfünfzig.«
    »Zweihundert.«
    »Zweihundert und eine Erfolgsprämie.«
    »Was?«
    »Fünfhundert zusätzlich, wenn ich Ihnen den Täter mit Personalien nenne. Sie können ihn dann anzeigen, und ich trete als Zeuge auf.«
    »Das soll wohl ein Witz sein! Dass Sie den Täter ermitteln, erwarte ich sowieso. Warum sollte ich Sie sonst engagieren?«
    »Fünfhundert als Prämie. Mein letztes Wort.«
    Sie runzelte die Stirn. Offenbar rechnete sie. Dann warf sie mir einen Blick zu, der mich frieren ließ. Ihre Augen waren abgrundtief schwarz.
    »Abgemacht.«
    »Und die erste Nachtgage bar im Voraus. Jetzt.«
    Sie holte eine Brieftasche hervor. Dann zählte sie zwei Hunderter auf die drei Fotos und blickte mich mit ihren kleinen Perlenaugen streng an. »Dafür will ich Erfolge sehen. Wenn es zu weiterem Vandalismus kommt, stehen Sie mir dafür gerade.«
    Ich steckte das Geld weg und stand auf. »Ich rufe Sie morgen an.«
    »Ich bring dich noch raus«, sagte Jutta.
    Kurz darauf stand ich vor der Haustür.
    »Wie kannst du mit Agnes nur so primitiv handeln - als ob sie ein Marktweib wäre!«, zischte mir Jutta zu.
    »Ich habe nicht damit angefangen«, sagte ich und machte mich auf den Weg die vierundfünfzig Stufen hinunter.
    Die Heizung in meiner Wohnung war kalt, aber mich empfing ein Gefühl von Wärme. Es war zehn nach acht. Ich würde mir den Anfang eines Films ansehen und dann nach Remscheid fahren.
    Kaum hatte ich es mir auf dem Sofa bequem gemacht, klingelte im Büro wieder das Telefon. Ich seufzte und ging ran. Mein Gefühl hatte mich nicht getrogen. Es war Jutta.
    »Remi, du bist unmöglich«, sagte sie.
    »Warum flüsterst du?«
    »Weil ich oben im Bad bin. Sie soll nicht hören, dass ich dich anrufe.«
    »Warum nicht? Vorhin hat sie es doch auch mitgekriegt.«
    Ich knipste die Schreibtischlampe an, setzte mich auf meinen Bürostuhl und legte die Füße auf den Tisch. Das Bier hatte ich mitgenommen. Ich trank einen Schluck.
    »Remi, du musst dich ein bisschen besser benehmen. So kannst du mit einer Baronin nicht umspringen.«
    »Verdammt, was soll das? Und wenn sie der Kaiser von China wäre! Ich verstehe gar nicht, was du an von und zu und auf und davon überhaupt findest.«
    »Sie ist eben eine gute Freundin. Man kann sich alles erzählen …«
    »Und sie führt dich in Kreise ein, in die du trotz deines Reichtums nicht reinkommst. Toll!«
    »Das ist wieder typisch für dich. Für gesellschaftliche Stellung und so was hast du einfach keinen Sinn.«
    »Das hattest du auch nicht, bevor du durch gewisse Zufälle an deine Mordskohle gekommen bist. Und danach auch lange nicht.«
    »Das hat mit Geld überhaupt nichts zu tun.«
    »Ich glaube, es ist sinnlos, darüber zu diskutieren. Sei beruhigt, ich habe den Fall übernommen und werde der Sache nachgehen.« Ich kratzte mich am Kopf. »Ich muss dir allerdings sagen: Ich glaube, deine liebe Freundin verschweigt uns etwas.«
    »Unmöglich. Sie erzählt mir alles. Und sie ist so bescheiden. Eigentlich wollte sie dich gar nicht um Hilfe bitten. Ich habe ihr dann gut zugeredet, etwas wegen der Schmierereien zu unternehmen.«
    »Wie lange kennst du sie denn schon?«
    »Seit ein, zwei Jahren ungefähr. Ich habe hin und wieder in ihrer Boutique was gekauft.«
    »Wie bitte? In einem Brautmodengeschäft? Ich kann mich nicht erinnern, dass du in letzter Zeit geheiratet hättest.«
    »Quatsch. Sie hat ja auch andere Sachen.
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