Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rotlichtkrieg: Auf Leben und Tod gegen die Hells Angels (German Edition)

Rotlichtkrieg: Auf Leben und Tod gegen die Hells Angels (German Edition)

Titel: Rotlichtkrieg: Auf Leben und Tod gegen die Hells Angels (German Edition)
Autoren: Gianni Sander , Marc-André Rüssau
Vom Netzwerk:
aufzugeben und damit das lukrativste Rotlichtmilieu im Rheinland. Dann können wir als Gremium Bosporus jedoch gleich einpacken, können höchstens ein paar kleine Geschäfte machen, aber nie eine ernst zu nehmende Macht werden.
    Die zweite mögliche Reaktion ist: mit aller Kraft zurückschlagen.
    Es kann, so finde ich, nur Option Nummer zwei gewählt werden. Nur: Die Chefs sehen das anders. Unser Präsident will den Frieden mit den Hells Angels wahren. Sogar ein Kuttenverbot ist für ihn nicht ausgeschlossen. Wenn die Hells Angels sagen: »Wisst ihr, Düsseldorf ist Hells-Angels-Gebiet. Ihr könnt gerne herkommen, aber lasst dann eure Kutten zu Hause. Wie sieht denn das sonst aus?«, dann antwortet Gremium: »Ja klar, machen wir.«
    Als Secretary kann ich nichts gegen den Präsidenten sagen. In der Hierarchie stehe ich auf Platz drei. Ich muss also zusehen, wie Gremium den Schwanz einzieht. Und ich denke an all die guten und starken Männer, die sich im Gremium Bosporus zusammengefunden haben und die nun zum Stillhalten verdonnert sind.
    Besonders schmerzt mich dabei, dass der Kampf gegen die Hells Angels nicht aussichtslos ist. Ein anderer Motorradclub fährt mit seinen Kutten weiterhin durch Düsseldorf. Satudarah sagt den Hells Angels ganz klar: Ihr könnt uns einen blasen. Wer seid ihr denn? Wir tragen unsere Kutten, wo wir wollen, und wenn ihr was dagegen habt, dann versucht doch, sie uns abzunehmen.
    Mir imponiert der Mut von Satudarah. Sie verkörpern das, was ich mir von Gremium erhofft hatte. Bei denen trauen sich die Hells Angels nicht, Ansagen zu machen. Dabei hat Satudarah viel weniger Männer als Gremium. Aber die Hells Angels wissen, dass die Satudarah-Mitglieder loyal zueinander stehen. Dass der gesamte Club Rache nimmt, wenn sie einen Mann angreifen. Und dass da sehr schnell einige Hundert Mann aus den Niederlanden herbeieilen, um ihren Brüdern zu helfen.
    Das gibt den Satudarah-Mitgliedern die nötige Stärke, um sogar offen im Rotlichtmilieu von Düsseldorf um Türen zu werben. Die ersten Clubs sollen bereits erwägen, die Absprachen mit den Hells Angels zu brechen und dafür mit Satudarah zusammenzuarbeiten.

    Eines Tages komme ich mit dem Secretary von Satudarah ins Gespräch. Eine Unterhaltung von Secretary zu Secretary ist nichts Ungewöhnliches, schließlich sind Satudarah und Gremium befreundet. Wir reden über Düsseldorf, über unsere Probleme mit den Hells Angels. Ich erzähle auch von meiner Geschichte in Hamburg,
    Er sagt: »Wir haben bald eine Party in den Niederlanden, in Enschede. Der Präsi wird auch da sein. Komm doch vorbei. Ich stell dich dann vor.«
    Als ich wenige Tage später auf meiner Harley in die Niederlande fahre, den Wind spüre, die Geschwindigkeit, das Gefühl von Freiheit, das du nur auf einem Motorrad hast, habe ich mich schon entschieden. Meine kurze Zeit bei Gremium Bosporus ist vorbei.
    In den Niederlanden werde ich schnell mit Satudarah einig. Der Präsident sagt: »Geh da sauber raus, leg deine Kutte ab. Du bist bei uns willkommen.« Dann fügt er noch hinzu: »Wenn es da Männer gibt, denen du vertraust, gute Männer – dann bring sie mit.«
    Ich nicke. Es gibt viele gute Männer im Gremium Bosporus.

    Wir haben unsere Kutten sauber abgelegt. Etwa 70 Mann treten schließlich über. Das bedeutet das Ende von Gremium Bosporus, dafür die Geburt einer neuen Macht in Nordrhein-Westfalen.
    Im nächsten Jahr wollen wir in Düsseldorf ein neues Chapter von Satudarah gründen. Ich werde die Männer führen. Ich hoffe, dass die Hells Angels akzeptieren, dass sich die Regeln ändern. Dass Einschüchterungen und Gewalt im Milieu aufhören müssen. Damit wir unseren Geschäften nachgehen können. Wahrscheinlich wird der Wunsch nicht in Erfüllung gehen. Aber ich habe keine Angst davor.
    Ich fahre mit meiner Harley durch Ratingen und Düsseldorf. Ich trage die Farben von Satudarah. Noch hat es niemand von den Hells Angels gewagt, etwas dagegen zu sagen.

Nachwort
    Vielleicht fragt ihr euch, was euer Leben mit meinem gemeinsam hat. Es gibt, da möchte ich wetten, auch in eurem Leben einen Türken-Musa. Einen Mann, auf den ihr vertraut habt. Mit dem ihr euch etwas aufgebaut habt. Der sich von einem Tag auf den anderen von euch abgewendet hat. Es gibt auch in eurem Leben einen Knochenbrecher-Marcel. Mit dem ihr an einem Tag noch zusammengesessen habt und der euch am nächsten Tag ohne mit der Wimper zu zucken fertigmachen will, wenn er darin einen Vorteil sieht. Wenn ihr,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher