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Rotes Gold: Ein kulinarischer Krimi. Xavier Kieffers zweiter Fall

Rotes Gold: Ein kulinarischer Krimi. Xavier Kieffers zweiter Fall

Titel: Rotes Gold: Ein kulinarischer Krimi. Xavier Kieffers zweiter Fall
Autoren: Tom Hillenbrand
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verzeichnet war.
    »Du sitzt übrigens neben ihm, Xavier.«
    »Ich hatte gehofft, neben dir zu sitzen und den ganzen Abend alle anderen Gäste ignorieren zu können.«
    Sie verzog das Gesicht zu einem spöttischen Lächeln. »Warst du eigentlich schon immer so ein misanthropischer Griesgram? Oder musstest du lange daran arbeiten?«
    »Die Frage ist mir zu rhetorisch.«
    »Wir sitzen natürlich nebeneinander, Xavier. Aber zu deiner Rechten, da sitzt der Milliardär. Er heißt Cesar Lee Willinon.«
    »Womit«, fragte Kieffer, »ist er denn so reich geworden? Mit Öl?«
    »Nein, irgendwas mit Software, glaube ich.«
    Kieffer wollte sich gerade nach einem Aschenbecher umsehen, als François Allégret begann, mit einem Löffel gegen sein Champagnerglas zu klopfen. »Liebe Freunde, ich begrüße euch alle herzlich zu diesem besonderen Abend.« Er übergab einem seiner Assistenten das Glasund breitete die Arme aus. »Willkommen. Oder besser: Irasshaimashita! Dieser Abend steht ganz im Zeichen der wunderbaren japanischen Küche. Viele von euch lieben Sushi, das weiß ich«, der Bürgermeister zeigte auf einen Gast im hinteren Teil des Saals. »Lee hat sogar sein eigenes Restaurant, wenn ich richtig informiert bin.«
    Allégret wandte sich nun Mifune zu, der immer noch hinter seiner Arbeitsplatte verharrte. Sein Gesicht verriet keinerlei Regung. »Ryuunosuke Mifune ist nicht nur einer der besten Köche der Welt, er ist auch derjenige, dem wir es zu verdanken haben, dass Sushi in Europa derart populär geworden ist. Als Mifune-sama in Nizza sein erstes Restaurant eröffnete, hielten die meisten von uns Thunfisch noch für etwas, das aus der Dose kommt und kalten Fisch für etwas, das nur Holländer freiwillig essen.« Das Publikum lachte. »Das war 1985. Heute ist Sushi überall.«
    François Allégret machte eine kurze Pause, dann zeigte er auf Mifune. »Aber das beste Sushi Europas macht immer noch unser Ehrengast, der deswegen am Mittwoch vom Staatspräsidenten verdientermaßen ausgezeichnet wird, mit dem höchsten Orden, den unsere Republik zu vergeben hat. Und uns wird heute Abend die Ehre zuteil, ein ganz besonderes Omakase-Menü von Ryuunosuke Mifune zubereitet zu bekommen.«
    Er verneigte sich leicht in Richtung des Koches. »Arigatoo goozaimasu, Monsieur.« Mifune sagte nichts, sondern verneigte sich tief und steif.
    Die ersten Gäste begannen sich zu setzen. Kieffer rückte Valérie den Stuhl zurecht und nahm dann ebenfalls Platz. Zu seiner Rechten saß bereits ein sportlich aussehender Endvierziger mit kahlgeschorenem Kopf und kurz getrimmtem Vollbart, der ihm augenblicklich die Hand entgegenstreckte. »Hi, ich bin Lee!«, donnerte er in dem unverständlichsten Französisch, das Kieffer je vernommen hatte. »Wirklich fantastisch, Sie kennenzulernen.«
    »Xavier Kieffer, ganz meinerseits. Wir können auch Englisch …«
    »Super, großartig. Leichter für mich. Ich versuche es zu lernen, Französisch, aber, na ja, Sie wissen schon.« Der Amerikaner trug einen hellgrauen Anzug und ein enges schwarzes T-Shirt, das sich über seine muskulöse Brust spannte.
    »Paris ist fantastisch«, erklärte Willinon. »Ich liebe es. Was ist das für eine Kirche, die man dort hinten auf dem Hügel sieht? Großartige Architektur, ich liebe sie!«
    »Das ist Sacré-Cœur«, erwiderte Kieffer und versuchte, das Thema zu wechseln. »Der Bürgermeister erwähnte, Sie besäßen selbst ein Sushi-Restaurant?«
    Willinon, der mit seinen Essstäbchen gerade gekonnt eine gesalzene Pflaume aus einer Schüssel fischte, nickte energisch. »Korrekt. Ich habe in Rio del Mar eine eigene Sushibar, zusammen mit Robert. Robert De Niro. Direkt am Wasser.« Er warf Kieffer einen Verschwörerblick zu und senkte die Stimme. »Sie läuft nur so mittel, aber es ist halt ein Hobby von mir.«
    »Sushi?«
    »Alles was mit Japan zu tun hat«, sagte Willinon und winkte eine Kellnerin herüber. »Osake o kudasai! Wollen Sie auch einen Sake, Xavier?«
    »Gute Idee, warum nicht«, sagte Kieffer. Ohne Alkohol würde er dieses kalifornische Energiebündel kaum den ganzen Abend ertragen können.
    »Futatsu. Zwei!«, brüllte Willinon der Kellnerin hinterher. »Japanisches Essen – es ist das Beste. Ich liebe es! Ich bin extra wegen dieses Omakase rübergeflogen. Mich interessiert, was dieser Mifune auf dem Kasten hat. Guckt ein bisschen verkniffen, oder? Kennen Sie sich mit Sushi aus, Xavier?«
    »Ein wenig. Ich bin selbst Koch.« Kieffer hatte nichts gegen japanisches
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