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Roter Zar

Roter Zar

Titel: Roter Zar
Autoren: Sam Eastland
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könnten, nicht weit vom ursprünglich vorgesehenen Bestattungsort entfernt. Die Schächte stehen voller Wasser, und Jurowski beschließt, die Leichen, mit Steinen beschwert, dort hineinzuwerfen. Gleichzeitig entwirft er einen Ersatzplan: Die Leichen sollen verbrannt und anschließend mit Schwefelsäure unkenntlich gemacht werden, bevor man sie in einer Grube verscharrt.
    Am Abend des 17 . Juli werden die Leichen exhumiert, auf Karren geworfen und zu den Bergwerksschächten an der »Moskauer Autobahn« geschafft.
    18 . Juli 1918
    Die mit den Leichen beladenen Karren brechen auf dem Weg zum Schacht zusammen. Jurowski befiehlt, eine Grube auszuheben. Mitten in der Arbeit wird er darüber in Kenntnis gesetzt, dass das Loch von der Straße aus zu leicht einsehbar ist.
    Jurowski lässt die Arbeiten an der Grube einstellen und befiehlt, Lastwagen zu requirieren, damit sie die Leichen zu den tiefen Schächten an der »Moskauer Autobahn« bringen können.
    Die
Prawda
verkündet an diesem Tag, dass der Zar hingerichtet wurde, Zarin Alexandra und ihr Sohn Alexej allerdings verschont und an einen sicheren Ort gebracht worden seien. Die vier Töchter und die Bediensteten werden nicht erwähnt. Der Zeitungsartikel deutet an, dass die Hinrichtungen nicht auf Anweisung von Moskau durchgeführt wurden, sondern auf Initiative der Wachen aus Jekaterinburg.
    19 . Juli 1918
    Die als Ersatz für die defekten Karren requirierten Lastwagen sind den schlechten Straßenverhältnisse nicht gewachsen und bleiben in den frühen Morgenstunden liegen.
    Jurowski ordnet ein weiteres Mal an, eine Grube auszuheben. In der Zwischenzeit verbrennt er die Leichname.
    Die Überreste werden in die Grube geworfen und mit Schwefelsäure übergossen. Die Grube wird zugeschüttet und mit Eisenbahnschwellen abgedeckt. Dann lässt er die Lastwagen darauf hin und her fahren, um sämtliche Spuren zu verwischen.
    Bis zum Anbruch der Nacht sind die Arbeiten abgeschlossen.
    Vor dem Abmarsch schwört Jurowski alle Anwesenden auf absolute Geheimhaltung ein.
    Die sterblichen Überreste werden nicht entdeckt, trotz der intensiven Suche, die eingeleitet wird, als wenige Tage später die Weiße Armee Jekaterinburg einnimmt. Im weiteren Verlauf müssen die Weißen die Stadt wieder räumen, und die Rote Armee übernimmt die Kontrolle über das Gebiet.
     
    In den Folgemonaten werden Gerüchte laut, nach denen die Zarin und ihre Töchter überlebt haben sollen.
    Zeugen wollen sie in einem Zug nach Perm gesehen haben. Einem weiteren Gerücht zufolge soll eine der Töchter für kurze Zeit bei einer Familie im Wald gelebt haben, bevor sie der Tscheka übergeben und von ihr ermordet wurde.
    Ein Schneider namens Heinrich Kleibenzetl behauptet, die schwer verwundete Prinzessin Anastasia sei von seiner Hauswirtin unmittelbar nach der Schießerei im gegenüberliegenden Ipatjew-Haus verarztet worden.
    Ein österreichischer Kriegsgefangener, Franz Svoboda, behauptet, Anastasia persönlich aus dem Ipatjew-Haus gerettet zu haben.
    1920
    Eine junge Frau in Berlin versucht sich durch einen Sprung in den Landwehr-Kanal umzubringen, sie wird gerettet und in die Nervenheilanstalt Dalldorf eingeliefert, wo man an ihr zahlreiche Wunden entdeckt, darunter mehrere Schusswunden und eine Narbe, die von der kreuzförmigen Klinge eines russischen Mosin-Nagant-Bajonetts stammen könnte.
    Die Frau leidet unter Amnesie und wird vom Anstaltspersonal nur als »Fräulein Unbekannt« bezeichnet.
    1921
    »Fräulein Unbekannt« vertraut einer der Anstaltsschwestern in Dalldorf, Thea Malinowsky, an, sie sei in Wirklichkeit Prinzessin Anastasia. Sie sei von einem russischen Soldaten namens Alexander Tschaikowsky vor der Hinrichtung bewahrt worden, worauf sie zusammen nach Bukarest flohen, wo Tschaikowsky bei einer Auseinandersetzung angeblich ums Leben kam.
    1922
    Die Frau, die behauptet, Anastasia zu sein, wird aus der Nervenheilanstalt entlassen. Baron von Kleist, der ihre Geschichte glaubt, nimmt sie bei sich auf.
    In den Folgejahren wird die Frau von zahlreichen Freunden und Verwandten der Romanows besucht, unter anderem von der Großfürstin Olga Alexandrowna, der Schwester von Nikolaus  II ., und von Pierre Gilliard, dem Hauslehrer der Romanow-Kinder, die sie beide als Hochstaplerin bezeichnen. Auch der Zahnarzt der Zarenfamilie, Dr. Kostrizky, weist aufgrund eines Gebissabdrucks ihre Behauptungen als falsch zurück.
    Nicht alle, die sie aufsuchen, sind davon überzeugt, dass sie lügt. In
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