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Roter Staub

Roter Staub

Titel: Roter Staub
Autoren: Paul J. McAuley
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li, sagte er, und dann schwor er,
daß er einen Mann sich mitten unter ihnen bewegen sähe.
Lee sah nichts dergleichen, aber Guoquiang hatte sich auf ein Knie
aufgerichtet. Er zielte mit der Pistole den Hang hinab und feuerte:
der schmale Strahl wurde durch den Staub zu einem heftigen Glanz
zerstreut, der das kleine Tal einen Augenblick lang von Rand zu Rand
erfüllte.
    Etwas kreischte, hoch und unmenschlich. Guoquiang feuerte erneut.
Er stand jetzt auf den Füßen. Lee sprang auf, in der
Absicht, ihn niederzureißen, aber dann rannte Guoquiang den
Hang hinab, mit Xiao Bing gleich hinter sich. Lee rannte gleichfalls;
er hatte gesehen, daß die Schatten in dem Staub verschwunden
waren, und er fürchtete jäh, daß er von den Ku
li-Banditen niedergeritten würde, falls er am Rand
zurückbliebe.
    In dem wirbelnden Dunst verlor Lee die anderen beiden, dann sah er
Schatten, die zu ihm zurückrannten. Er benötigte einen
Augenblick, bis ihm klar wurde, daß die Schatten zu groß
waren, um menschlich zu sein, und dann waren die Tiere über ihm,
sie brüllten vor Furcht, während sie mühsam den Hang
hinaufkletterten.
    Lee duckte sich vor einem Geweih mit schwarzer Spitze, dessen
Spanne so breit war wie seine ausgestreckten Arme, und etwas traf ihn
von hinten. Er stolperte durch Staub und umherfliegende Felsen,
landete hart und bedeckte den Kopf mit den Händen, während
er sich wie ein Ball zusammenrollte. Er konnte sich nicht klein genug
machen. Ein Huf knallte Zentimeter von seinem Gesicht entfernt herab;
er spürte eher als daß er es sah, wie eines der riesigen
Tiere sich zusammenkrümmte und über ihn hinwegsprang.
    Dann waren da nur noch Wind und Staub. Lee streckte sich und erhob
sich mühsam, prüfte ein Bein und dann das andere. Unten am
Hang standen Guoquiang und Xiao Bing über einer
zusammengesackten Gestalt. Es war kein Mann, nicht einmal ein Pferd,
sondern ein Yak mit langen Hörnern und zotteligem Fell.
    Guoquiangs Schuß hatte ihm den halben Bauch weggebrannt.
Sein verfilztes Fell rauchte um die Wunde herum. Er rollte ein
braungeädertes Auge zu Lee hin, als er Gouquiangs Messer mit der
breiten Klinge nahm und ihm die Kehle durchschnitt: der Schwall
heißen Bluts bespritzte seine Stiefel.
    »Du blutest«, sagte Xiao Bing. Er umfaßte Lees
Gesicht mit einer hohlen Hand, hob eine Ecke von Lees Taschentuch und
betupfte damit seine Wunden. Lee sah sein Gesicht, das in den
silbrigen Kappen über Xiao Bings Augen gespiegelt wurde; auf
seiner Stirn war einer langer, nicht tiefer Riß, ein Dutzend
Schnitte auf dem Rücken seiner Wangenknochen. So würde er
auf immer erinnert werden.
    »Wir müssen noch immer das Schiff der Anarchisten
finden«, warf Guoquiang ungeduldig ein.
    »Halte es bitte nicht für einen Yak, Guoquiang«,
sagte Lee. »Ich könnte die Aufregung nicht
überleben.«
    Sie mußten nicht lang suchen. Die Spur führte sie
direkt zu der Stelle, wo das Raumschiff halb vergraben am Ende der
Rinne lag, die es in den Boden gepflügt hatte, zerdrückt an
einem felsigen Ausbiß von der Größe der Feldkuppel
Nummer Acht. Das Raumschiff war weit kleiner, als Lee es sich
vorgestellt hatte, ein aerodynamisch geformter Keil, der, selbst wenn
er durch diamantharte Platten roten Felses zerdrückt war,
aussah, als könnte ihn der Wind jeden Augenblick in den
dunsterfüllten Himmel hinaufgleiten lassen.
    Die Reflektionen der drei Kadetten schwammen auf der
spiegelglatten silbernen Hülle, verzerrt von dem Streulicht
ihrer Rundungen. Ein Teil war aufgesprungen und enthüllte ein
Cockpit, enganliegend wie ein Holster. Auf dem Kontursofa
zusammengeschrumpfter trockener Schaum war bereits mit Staub bedeckt.
Auf einem kleinen Kontrollpaneel zwinkerten und blinkten
Leuchtanzeigen, nicht mit ordentlichen Ideogrammen gekennzeichnet,
sondern mit Markierungen, die aussahen wie Haufen von Schädeln
und Knochen.
    Am Ende keine von Viren erbaute Robotdrohne. Es hatte einen
Passagier transportiert.
    Es war Xiao Bing, der den blutigen Handabdruck fand, verschmiert
auf der verspiegelten Hülle des Raumschiffs. Jedoch waren
jegliche Fußabdrücke vom Staub geglättet oder von
panikerfüllten Yaks zertrampelt oder vom Wind weggefegt worden.
Die drei suchten fast eine Stunde umher, entfernten sich
spiralförmig von dem Wrack des Raumschiffs, über den Boden
des uralten Kraters, und fanden nichts.
    Lee kämpfte sich seinen Weg zurück durch wirbelnden
Staub zu dem Ausbiß und dem Schiffswrack und fragte sich dabei,
wohin der Anarchist
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