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Roter Lampion

Roter Lampion

Titel: Roter Lampion
Autoren: C. C. Bergius
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Vorgesetzten.
    Der schüttelte den Kopf und erwiderte in Anspielung auf den hellen Anzug seines Mitarbeiters: »Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer!«
    »Gewiß nicht, Sir«, entgegnete Cooper. »Aber sie macht lustig.«
    Harrison räusperte sich und wies zur Fensternische hinüber, in der zwei Sessel standen. »Dort können wir uns ungestört unterhalten.«
    Bin gespannt, was er von mir will, dachte Cooper, als er auf die Nische zuging, deren Butzenscheiben gelbe, rote und blaue Kreise in den Raum warfen.
    »Wünschen Sie einen Drink?«
    »Nein danke, Sir.«
    »Ich nehme an, daß Sie die Morgenzeitung gelesen haben«, begann Harrison das Gespräch, als sie Platz genommen hatten.
    »Gewiß, Sir«, antwortete Cooper. »Es ist schon unglaublich, was sich unser Außenminister wieder einmal geleistet hat. Er mag ja recht haben, aber der Frau eines britischen Botschafters darf auch ein Minister…«
    »Ich habe Sie nicht hierher gebeten, um mit Ihnen über Staatsmänner und deren Manieren zu sprechen«, unterbrach ihn Harrison ungehalten. »Hier, lesen Sie!« Damit übergab er den ›Daily Telegraph‹ und wies auf den Artikel über Ivo Sorokin.
    Gordon Cooper stieß einen Pfiff aus. »Donnerwetter! Ihr Freund ist in London? Welch peinliche Überraschung.«
    »Das kann man wohl sagen«, bestätigte der Leiter der Abwehrzentrale und fügte vorwurfsvoll hinzu: »Aber auch Pfiffe berühren einen manchmal peinlich.«
    »Ich bitte um Entschuldigung«, erwiderte Cooper ohne aufzublicken. »Ach, und am Montag fährt Mister Sorokin mit der ›Bayern‹ nach Hongkong! Wie schön, das zu wissen. Das ist wirklich sehr beruhigend. Die Herren Reporter haben prächtige Arbeit geleistet.«
    »Hören Sie auf!« fuhr ihn Harrison unwillig an. »Ich bin nicht in der Stimmung, Scherze zu ertragen. Es muß etwas geschehen, Cooper! Und damit etwas geschieht, übernehmen Sie ab sofort den Fall Sorokin.«
    Gordon Cooper hob abwehrend die Hände. »Tun Sie das nicht, Sir. Sie wissen, daß ich in dieser Angelegenheit meine eigene Meinung habe. Wie soll ich jemanden jagen, von dem ich nicht überzeugt bin, daß er gejagt werden muß?«
    »Überlassen Sie das mir! Ich habe im Laufe meiner dreißigjährigen Tätigkeit so etwas wie einen Spürsinn für aufzunehmende Fährten bekommen, und ich sage Ihnen: Ivo Sorokin ist der Kopf des seit langem in Hongkong vermuteten weltweiten Agentennetzes.«
    »Weil er Waffenhändler ist und in Hongkong lebt, braucht er noch lange kein Spion oder gar der Leiter einer Spionagezentrale zu sein«, warf Gordon Cooper wenig respektvoll ein. »Es liegt doch nichts Konkretes gegen ihn vor.«
    »Sie täuschen sich«, entgegnete Harrison triumphierend. »Seit fast einer Woche besitze ich eine Bestätigung für die Richtigkeit meiner Vermutung. Am fünfzehnten April, also vor sechs Tagen, fiel nach einem Gefecht zwischen der Hongkonger Marinepolizei und chinesischen Schmugglern, die mit einer Dschunke nach Macao übersetzen wollten, ein von Geschossen förmlich durchsiebter Mann in unsere Hände. Er hat kaum mehr sprechen können, es steht aber fest, daß er – wenn auch schwer verständlich – zweimal ›British Chinese Ex- and Import Company‹ gestammelt hat.«
    Gordon Cooper war wie elektrisiert. »Das ist ja Sorokins Firma!«
    Harrison strahlte. »Eben!«
    »Und es ist kein Irrtum möglich?«
    »Völlig ausgeschlossen. Zwei Beamte bestätigten die Aussage.«
    »Dann kann ich Ihnen nur gratulieren, Sir. Allem Anschein nach besitzen Sie wirklich so etwas wie einen Spezialspürsinn.«
    Harrison lachte selbstgefällig. »Nun ja, im Laufe der Jahre macht man so seine Erfahrungen. Bei Sorokin war ich mir anfangs natürlich auch nicht ganz sicher. Intime Verbindungen zu allen möglichen führenden ostasiatischen Persönlichkeiten sind schließlich kein Grund, jemanden zu verdächtigen. Als negative Bestätigung der Richtigkeit meiner Annahme betrachte ich jedoch die Tatsache, daß Sorokins Firma trotz schärfster Kontrolle keine Übertretung der für den Waffenhandel gültigen Bestimmungen nachzuweisen ist.«
    Cooper verzog sein Gesicht. »Eine bedenkliche Theorie.«
    »Meiner Sache wurde ich mir erst sicher, als es keinem unserer Mittelsmänner gelang, an Sorokin heranzukommen«, fuhr Harrison unbeirrt fort. »Selbst unsere attraktivste Agentin konnte es nicht fertigbringen, Sorokins Aufmerksamkeit zu erregen. Er verkehrt einfach mit niemandem. Das ist unnatürlich, sagte ich mir.«
    »Da gebe ich Ihnen recht«,
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