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Roter Lampion

Roter Lampion

Titel: Roter Lampion
Autoren: C. C. Bergius
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langweilige Instruktionsstunde. Er bekam jedoch etwas völlig anderes zu hören. Ihm wurden Kontaktpersonen und Verbindungsstellen genannt, von denen er es niemals für möglich gehalten hätte, daß sie im Dienst des Secret Service standen.
    »Dies war eine der interessantesten, um nicht zu sagen erregendsten Stunden meines Lebens«, bekannte er offen, als Harrison seine Informationen abschloß. »Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen, Sir, und ich versichere Sie, alles daranzusetzen, die erwiesenermaßen in Hongkong vorhandene Agentenzentrale aufzudecken; mag sie nun von Ivo Sorokin oder einem anderen geleitet werden.«
    Der Leiter des Abwehramtes klopfte ihm auf die Schulter. »Seien Sie aber vorsichtig, Cooper. Hongkong ist ein heißer Boden.«

2
     
     
     
    Die Natur schien sich des Sonntags bewußt zu sein. Das grelle Mittagslicht war durch den Widerschein der Rotterdam umgebenden Weiden wie durch eine Sonnenbrille gedämpft. Das Blau des Himmels hatte einen seidigen, mattschimmernden Glanz. Am Horizont stehende Wolken erinnerten an Segler in der Flaute. Die Luft war rein und erfüllt vom Hauch des Meeres.
    Gordon Cooper genoß die Schönheit des Tages, als er aus der Viscount der British European Airways ausstieg, die ihn nach Rotterdam gebracht hatte.
    Nachdem er die notwendigen Kontrollstellen passiert und seinen Koffer erhalten hatte, mietete er sich ein Taxi und forderte den Fahrer auf, ihn zunächst in die Stadt und dann zum Hafen zu fahren. Er kannte Rotterdam und hatte nach den turbulenten letzten achtundvierzig Stunden das Bedürfnis, eine Weile durch die modernen Straßen dieser Stadt zu schlendern; allein und ohne an irgend etwas denken zu müssen.
    Die Lijnbaan, die in aller Welt bekannte Ladenpromenade mit ihren exquisiten Geschäften und Boutiquen, ihren Volieren, Plastiken, Cafés, Markisen und Wasserspielen inmitten herrlicher Blumenbeete, faszinierte ihn ebenso wie der Hafen, dessen Anlage es den größten Ozeandampfern gestattet, mitten durch die Stadt zu fahren.
    Gut eine Stunde vertrödelte Gordon Cooper, dann kehrte er zum Taxi zurück und ließ sich zum Pier der Hamburg-Ostasien-Linie bringen. In der Umgebung der ›Bayern‹ herrschte grauer Alltag. Hunderte von Autos und Berge von Fässern mußten noch verladen werden. Kräne und Hebebäume schwenkten in verwirrendem Rhythmus. Motoren dröhnten, Ketten rasselten, und das Schiff selbst lag da, als habe es mit dem hektischen Treiben nichts zu tun.
    Ganz anständiger Kasten, dachte Cooper, als er zu dem weiß gestrichenen Aufbau hochblickte, in dem die Kabinen und Gesellschaftsräume untergebracht waren.
    Über eine silbern gestrichene, bei jedem Schritt blechern scheppernde und unangenehm schwingende Gangway erreichte er das B-Deck und trat durch ein Schott in das Foyer des Schiffes, das durch erleuchtete Glasvitrinen und eine zum A-Deck führende geschwungene Treppe einen großzügigen Eindruck machte.
    Aus einem der zu beiden Seiten befindlichen Büroräume eilte ein Besatzungsangehöriger auf ihn zu, dessen Hakennase und stechende Augen ihn an einen Habicht erinnerten. »My name is Tann«, sagte er. »Ich bin der ›Chief‹.«
    Cooper nannte seinen Namen.
    »Ich habe vermutet, daß Sie es sind«, erklärte der Chiefsteward geräuschvoll schnaufend. »Alle anderen in Rotterdam hinzukommenden Gäste sind nämlich bereits an Bord.«
    »Dann kann es ja losgehen«, entgegnete Cooper, um etwas zu erwidern.
    Der ›Chief‹ übernahm Coopers Handkoffer. »Haben Sie sonst noch Gepäck, Sir?«
    »Nein, meine Sachen werden in Southampton angeliefert. Ich habe mich hier von meiner Schwester verabschiedet.«
    »Ah, so ist das. Ich wunderte mich schon, daß Sie in Rotterdam an Bord gehen. Darf ich Ihnen Ihre Kabine zeigen?«
    »Ich bitte darum.«
    Sie stiegen zum A-Deck hinauf, wo der Chiefsteward in dem Augenblick, da er die unmittelbar am Deckvorraum liegende Kabine 35 öffnen wollte, mit einer jungen Dame zusammenstieß, die aus dem Kabinengang heraustreten wollte.
    »Oh, Verzeihung!« sagte sie erschrocken.
    »Ich habe mich zu entschuldigen«, widersprach der ›Chief‹ und blickte von einem zum anderen. »Gestatten Sie, daß ich die Herrschaften miteinander bekannt mache: Mister Cooper – Fräulein Holstein.«
    Sie reichte Cooper die Hand und ärgerte sich wie gewöhnlich darüber, daß beim weiblichen Geschlecht immer gleich der Familienstand deklariert wird.
    Cooper war beeindruckt von dem aparten Aussehen der Deutschen und dachte: Wenn
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