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Rot

Rot

Titel: Rot
Autoren: Taavi Soininvaara
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anzulegen.«
    »Ziemlich spektakulär diese Enthüllungen«, lautete der Kommentar der stellvertretenden Generalstaatsanwältin Anni Alanko.
    Saara Lukkari schüttelte den Kopf. »Das ist doch alles schon lange her. Aber heute, in diesem Jahrtausend, hat das Kabinett mit unterschiedlichen illegalen Geschäften, die außenstehende Akteure in seinem Auftrag besorgt haben, für die Stiftung Mundus Novus Finanzmittel beschafft. Wofür wurden die vom Kabinett in den letzten Jahren angehäuften Gelder verwendet? Wie war das Kabinett organisiert? Wer hat es geleitet? Und weshalb sind alle Kabinettsmitglieder, die in diesen Unterlagen enttarnt werden, entweder tot oder aus Finnland verschwunden – Forslund, Pohjala, Arho, Palomaa, Kankare, Saurivaara, Laamanen …«
    Klasu Nyman unterbrach Lukkari. »Jukka Ukkola lebt. Und diesem Material zufolge ist er für fast alle Verbrechen des Kabinetts verantwortlich.«
    Saara Lukkari wollte erneut widersprechen, doch Nyman winkte ab und ließ sie gar nicht erst zu Wort kommen. Er tippte etwas auf einem Laptop und deutete dann auf das Bild, das an die Wand geworfen wurde. »Meiner Meinung nach sagt dieses Sitzungsprotokoll alles Notwendige über den Zweck des Kabinetts. Die Beratung fand statt, kurz nachdem die Berliner Mauer gefallen war und Gorbatschow und Reagan das Ende des Kalten Krieges verkündet hatten. Das war eine der letzten Sitzungen des Politbüros, der Zerfall der Sowjetunion war schon in Sicht.«

    Auszug aus dem Protokoll der Sitzung des Politbüros des
    Zentralkomitees der KPdSU, 16. Mai 1990:

    Streng geheim
    Einziges Exemplar
    ARBEITSPROTOKOLL

    Vorsitzender: M. S. Gorbatschow
    Anwesende Mitglieder des Politbüros: die Genossen Iwaschko,
    Lutschinski, Gurenko, Dsasochow, Massalijew, Gorbatschow.

    Gorbatschow: Ich habe Wladimir Antonowitsch (Iwaschko) gebeten, uns zu berichten, was wir und der KGB in dieser Situation mit unseren finnischen Helfern machen sollten.
    Iwaschko: Wir müssen sie unbedingt noch enger an den KGB binden. Die Informationen über alle diese Finnen befinden sich in unseren Archiven. Wir benutzen sie als Hilfsmittel.
    Gorbatschow: Die Propaganda des Westens ist wirkungsvoll und die Aufklärungsorgane der Amerikaner zahlen gut.
    Iwaschko: Das wurde bei der Ausarbeitung der Pläne berücksichtigt. Die finnischen Helfer sollen künftig auch mit konkurrenzfähigen finanziellen Vergütungen motiviert werden. Die Bedeutung der Bindung auf ideologischer Ebene wird sich verringern. Man wird die Unterstützungvon Finnen nutzen, wenn es darum geht, das Vermögen der Kommunistischen Partei in Sicherheit zu bringen und künftig auch andere wirtschaftliche Projekte zu realisieren. Wir bilden eine aus Finnen bestehende feste Gruppierung, der große, kollektive Aufgaben übertragen werden können.
    Gorbatschow: Verständigen wir uns darauf, dass dem Standpunkt des Genossen Iwaschko zugestimmt wird. Der KGB soll diesen Politbürobeschluss vorschriftsgemäß in seine Unterlagen aufnehmen. Die Mitglieder des Politbüros: Einverstanden.
    Generalstaatsanwalt Asko Väkikorpi lehnte sich entspannt zurück, als es keine Einwände mehr gab. Er hatte während der ganzen Besprechung still dagesessen, diese Suppe brauchte man nicht umzurühren, alles war exakt so abgelaufen, wie vorgesehen. Der Vorsitzende des Kabinetts hatte genau im richtigen Maße Informationen aus dem Smirnow-Material enthüllt, die Behörden waren zufrieden. Obwohl sie keine Ahnung hatten, für welchen Zweck das Kabinett jahrelang Geld beschafft hatte. Und in einigen Monaten würde alles fertig sein.
    * * *
    Leo Kara stand vor dem Terminal 5 des Flughafens Heathrow und steckte schockiert sein Handy in die Tasche. Kati Soisalo hatte ihm soeben von den Ereignissen in Helsinki berichtet, es hörte sich so an, als würde sie jeden Moment zusammenbrechen. Sie wollte gern, dass er nach Finnland kam, um ihr beizustehen.
    Vor ihm hielt plötzlich ein Jaguar XJ, ein Dienstwagen des SIS. Er stieg hinten ein, setzte sich neben Betha Gilmartin und schaute misstrauisch auf den Chauffeur, der eine Mütze trug.
    »Kümmere dich nicht um Joe, er kennt mehr Geheimnisse als ich«, sagte Betha Gilmartin und betrachtete Kara besorgt. »Was ist eigentlich mit dir passiert?«
    »Ich habe meinen Vater getroffen und einen Mann namens Nikolai Mironow …«
    Betha unterbrach ihn: »Das ist der Erste Stellvertreter des FSB-Chefs. Oder er war es, nach dem, was geschehen ist.«
    »Und natürlich Manas. Ich habe versucht zu
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