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Rot

Rot

Titel: Rot
Autoren: Taavi Soininvaara
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Tür, fiel auf die Knie und atmete gierig die frische Luftein. Irgendwo hörte man ein gleichmäßiges Rattern, das immer stärker wurde. Kara schaute nach oben und erblickte ein Geschwader blauer Hubschrauber, das in raschem Tempo näher kam. Der erste landete auf dem Dach des Verwaltungsgebäudes, der zweite auf dem Innenhof, und schon bald sah man überall Polizisten in voller Kampfausrüstung.

37
    Dienstag, 11. Oktober – Mittwoch, 12. Oktober
    Leo Kara spürte, dass seine Zunge am Gaumen klebte, als er wach wurde. Ganz offensichtlich war er nicht tot: Dort, wo er dann landen würde, dürfte es kaum Frauen im weißen Kittel geben, die mit einer Diagnostikleuchte in Augen schauten. Er versuchte sich aufzusetzen, musste aber passen, als der Schmerz in der Hand zu stark wurde. Da fiel ihm ein, was im Forschungszentrum geschehen war.
    »Guten Abend, Sie sind schneller wieder zu Bewusstsein gekommen, als ich zu hoffen wagte. Sie befinden sich im Liechtensteinischen Landesspital in Vaduz und mein Name ist Hanni Frommelt, ich bin die leitende Ärztin der Station für Brandverletzungen. Wie fühlen Sie sich, haben Sie Schmerzen?«
    Kara schloss die Augen. Wenn er dalag, ohne sich zu bewegen, tat die Hand fast gar nicht weh. Hanni Frommelts Worte klangen wie Musik in seinen Ohren, obwohl die Frau ihn ansprach wie einen Opa, der sein Gehör verloren hatte. Er war jedenfalls in Sicherheit. »Darf ich das Telefon benutzen?«, fragte Kara.
    »Aber natürlich«, antwortete die Ärztin lebhaft. »Auslandsgespräche müssen wir allerdings in Rechnung stellen.« Hanni Frommelt nahm das Telefon vom Nachttisch neben Karas Bett. »Eine Null vorwählen, wenn Sie nach draußen anrufen. Ich komme gleich wieder, um Ihren Zustand genauer zu untersuchen.«
    Kara brauchte einen Augenblick, bis ihm Bethas private Handynummer wieder einfiel. Es klingelte so lange, dass er schon im Begriff war aufzugeben. Schließlich meldete sich Betha aber doch noch in gereiztem Ton.
    Kara hielt sich nicht mit einer langen Vorrede auf: »Was ist in Schaan passiert?«
    »Liechtenstein hat ein dreiseitiges Abkommen in Bezug auf Polizeioperationen mit der Schweiz und Österreich, das Land verfügt selbst nur über reichlich hundert Polizisten. Die Operation gegen das Forschungszentrum in Schaan wurde von der taktischen Einsatzgruppe Tigris der Schweizer Bundeskriminalpolizei und vom Antiterror-Einsatzkommando Cobra des österreichischen Innenministeriums ausgeführt.«
    »Ist Mundus Novus vernichtet?«
    »Die führenden Leute konnten alle rechtzeitig fliehen, unter ihnen Andrej Rostow, Nikolai Mironow und Manas. Es wurde kein einziger Wissenschaftler gefunden«, Betha schwieg einen Augenblick. »Keine Spur von deinem Vater.«
    »Ist Mundus Novus jetzt vernichtet?«, fragte Kara noch einmal.
    »Diese Frage kann ich noch nicht beantworten. In Schaan wurden zwar haufenweise Anlagen, Geräte und Hinweise auf Technologien gefunden, aber ein Teil der Hallen war rechtzeitig leergeräumt worden. Es wird seine Zeit dauern, bis wir wissen, wie schwer die Entdeckung des Forschungszentrums Mundus geschadet hat. Ein schwerer Schlag war es für sie auf jeden Fall.«
    »Was wurde alles …«
    Betha unterbrach ihn: »Und du? Ist bei dir alles in Ordnung?«
    »Einigermaßen. Ich komme morgen nach London, wenn nichts Außergewöhnliches passiert.«
    »Gut. Dann reden wir weiter, ich kann dich am Flughafen abholen. Jetzt muss ich weiterarbeiten, in den letzten Tagen sind alle möglichen … unbegreiflichen Dinge passiert.«
    * * *
    Die Besprechung der Koordinierungsgruppe für die Ermittlungen zum Kabinett fand im Beratungsraum »Bindeglied« des Hauptquartiers der KRP in Jokiniemi statt.
    »Anhand dieses Materials kann man sich ein gutes Bild davon machen, was das Kabinett war«, sagte Klasu Nyman mit zufriedener Miene und legte eine Hand auf den Stapel Unterlagen. »Jetzt werden endlich auch in Finnland die Spukgestalten aus der Zeit der Sowjetunion zur Strecke gebracht, diese Dokumente entlarven zumindest die wichtigsten Helfer des KGB. Das ist ein historischer Durchbruch.«
    Saara Lukkari von der SUPO war nicht so begeistert wie ihr Kollege. »Wir wissen jetzt, dass dieses Kabinett in Zusammenarbeit mit den russischen Geheimdiensten die Interessen des Kreml vertreten hat, dass es aus vom KGB angeworbenen finnischen Entscheidungsträgern bestand und die Russen ab 1990 dabei unterstützt hat, das in Privathand gelangte Milliardenvermögen der Sowjetunion zu waschen und
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