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Rot wie die Liebe

Rot wie die Liebe

Titel: Rot wie die Liebe
Autoren: Nora Roberts
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Gefangene nur noch schrie.
    »Es war niemand dabei! Ich bin allein, ich bin allein.«
    »Hoffentlich bist du dir sicher.« Cian verstärkte den Druck. »Wenn du lügst, werde ich es herausfinden. Und dann werde ich dir dieses Teil Stück für Stück abschneiden.«
    »Sie hat nur mich geschickt.« Er weinte jetzt, und die Tränen strömten ihm übers Gesicht. »Nur mich.«
    Cian milderte den Druck ein wenig. »Warum?«
    Die einzige Antwort war ein raues Keuchen, und sofort drückte Cian wieder stärker zu. »Warum?«
    »Einer konnte leicht ungesehen hindurchschlüpfen. Un… unbemerkt.«
    »Diese Logik hat dir wenigstens für den Moment erspart, ein Eunuch zu werden.«
    Cian holte sich einen Stuhl heran und setzte sich dem Gefangenen gegenüber. Im Plauderton sagte er: »So ist es doch besser, nicht wahr? Zivilisierter. Wenn wir hier fertig sind, versorgen wir deine Wunden.«
    »Ich möchte Wasser.«
    »Das glaube ich dir. Du bekommst welches – später. Lass uns jetzt erst einmal ein wenig über Lilith plaudern.«
    Es dauerte dreißig Minuten – und Cian musste noch zweimal Gewalt anwenden –, bis der Mann alles gesagt hatte, was er wusste. Cian erhob sich.
    Der Möchtegern-Mörder weinte jetzt heftig. Vielleicht vor Schmerzen, dachte Cian.
    Vielleicht aber auch, weil er glaubte, es wäre vorbei.
    »Was warst du, bevor sie dich nahm?«
    »Lehrer.«
    »Hattest du eine Frau, eine Familie?«
    »Sie waren nur als Nahrung zu gebrauchen. Ich war arm und schwach, aber die Königin sah mehr in mir. Sie gab mir Kraft und Willensstärke. Und wenn sie dich und diese … diese Ameisen bei dir abschlachtet, wird sie mich belohnen. Ich bekomme ein schönes Haus, alle Frauen, die ich haben möchte, Reichtum und Macht.«
    »Das hat sie dir alles versprochen?«
    »Das und noch mehr. Du hast doch gesagt, ich bekäme Wasser.«
    »Ja, das habe ich gesagt. Ich muss dir noch etwas zu Lilith erklären.« Er trat hinter den Mann, den er die ganze Zeit über nicht nach seinem Namen gefragt hatte, und flüsterte ihm ins Ohr: »Sie lügt. Und ich auch.«
    Dann schloss sich seine Hand um den Nacken des Mannes, und mit einer einzigen schnellen Bewegung brach er ihm das Genick.
    »Was hast du getan?« Schockiert stürzte Moira auf ihn zu. »Was hast du getan?«
    »Was getan werden musste. Sie hat nur einen geschickt – dieses Mal. Wenn dir der Anblick etwas ausmacht, lass ihn von deinen Wachen hinausbringen, bevor ich euch berichte, was er gesagt hat.«
    »Du hattest nicht das Recht dazu.« Sie hätte sich am liebsten übergeben. Ihr Magen hatte vom ersten Augenblick des qualvollen Verhörs an revoltiert. »Du hast ihn ermordet. Was unterscheidet dich von ihm, nachdem du ihn ohne Prozess getötet hast?«
    »Was mich von ihm unterscheidet?« Kühl zog Cian die Augenbrauen hoch. »Er war immer noch zum größten Teil ein Mensch.«
    »Und das Leben bedeutet dir so wenig? So wenig?«
    »Im Gegenteil.«
    »Moira. Er hat Recht.« Blair trat zwischen sie. »Er hat getan, was notwendig war.«
    »Wie kannst du das sagen?«
    »Ich hätte genau dasselbe getan. Er war Liliths Hund, und wenn er entkommen wäre, hätte er es erneut versucht. Wenn er dich nicht bekommen hätte, dann hätte jemand anderer dran glauben müssen.«
    »Ein Kriegsgefangener …«, begann Moira.
    »In diesem Krieg gibt es keine Gefangenen«, unterbrach Blair sie. »Auf keiner Seite. Wenn du ihn eingesperrt hättest, hättest du Männer vom Training abziehen müssen, um ihn zu bewachen. Er war ein Mörder, ein Spion, der im Krieg hinter die Linien geschickt wurde. Und ihn größtenteils menschlich zu nennen, ist großzügig«, fügte sie mit einem Blick auf Cian hinzu. »Er wäre nie wieder ein Mensch geworden.
    Wenn hier ein Vampir gesessen hätte, hättest du ihn ohne zu zögern gepfählt. Das ist nichts anderes.«
    Nur dass dann keine Leiche auf dem Fußboden gelegen hätte, dachte Moira.
    Sie wandte sich an eine der Wachen. »Tynan, bringt die Leiche des Gefangenen weg und sorgt dafür, dass er begraben wird.«
    »Majestät.«
    Sie sah den Blick, den Tynan Cian zuwarf – offenbar billigte er sein Verhalten.
    »Wir gehen wieder in den Salon«, fuhr sie fort. »Wir haben alle noch nichts gegessen. Du kannst uns dabei von dem Verhör berichten.«
    »Er war allein«, sagte Cian, der sich nach einer Tasse Kaffee sehnte.
    »Ja, das ergibt Sinn.« Blair nahm sich Eier und eine dicke Scheibe gebratenen Speck.
    »Warum?«, fragte Moira Blair.
    »Sie haben ein paar Halb-Vampire für die
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