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Rot wie die Liebe

Rot wie die Liebe

Titel: Rot wie die Liebe
Autoren: Nora Roberts
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nicht die Hand ausgestreckt, als ihre Mutter förmlich auf sie zuflog. »Nicht, Aideen!«, rief sie.
    Sinann, die mit dem dritten Kind schwanger war, entriss Moira ihre Tochter und drückte sie fest an sich.
    Erschreckte Stille trat ein. Moira hauchte den Namen ihrer Kusine.
    »Ich hatte noch nie viel für Kinder übrig«, sagte Cian kühl. »Du entschuldigst mich.«
    »Cian.« Moira warf Sinann einen zornigen Blick zu und eilte hinter ihm her. »Bitte, einen Moment noch.«
    »Ich hatte für heute Früh genug Momente, ich möchte jetzt ins Bett.«
    »Ich möchte mich bei dir entschuldigen.« Sie hielt ihn am Arm fest, bis er stehen blieb und sich zu ihr umdrehte. Seine Augen waren hart wie blauer Stein. »Meine Kusine Sinann ist eine einfache Frau. Ich spreche mit ihr.«
    »Mach dir wegen mir keine Umstände.«
    »Sir.« Bleich wie Wachs trat Sinann auf ihn zu. »Ich bitte Euch aufrichtig um Verzeihung. Ich habe Euch und meine Königin mitsamt ihren Gästen beleidigt. Ich bitte Euch um Vergebung für das dumme Betragen einer Mutter.«
    Sie bedauerte die Beleidigung, dachte Cian, aber nicht die Tat selbst. Das Kind befand sich jetzt am anderen Ende des Zimmers, auf dem Arm seines Vaters.
    »Angenommen.« Er entließ sie mit einem flüchtigen Blick. »Wenn du jetzt bitte meinen Arm loslassen würdest, Majestät.«
    »Ich möchte dich um einen Gefallen bitten«, begann Moira.
    »Übertreib es nicht.«
    »Ich stehe sowieso schon in deiner Schuld«, erwiderte Moira gleichmütig. »Ich muss hinaus auf die Terrasse, um mich meinem Volk zu zeigen. Sie müssen ihre Königin und auch ihren Zirkel sehen. Wenn du mir noch ein paar Minuten deiner Zeit schenken würdest, wäre ich dir dankbar.«
    »Draußen in der Sonne.«
    Entspannt lächelte sie ihn an, als sie merkte, dass sein resignierter Tonfall Zustimmung bedeutete. »Nur wenige Augenblicke. Dann kannst du dich mit der befriedigenden Gewissheit in die Einsamkeit deines Zimmers zurückziehen, dass ich dich darum beneide.«
    »Dann wollen wir es rasch hinter uns bringen. Ich sehne mich nach ein wenig Einsamkeit und Befriedigung.«
    Moira richtete es absichtlich so ein, dass Larkin – der in Geall geliebt und geachtet wurde – auf einer Seite neben ihr stand und Cian, der Fremde, den viele fürchteten, auf der anderen. Sie hoffte, den Menschen so zeigen zu können, dass sie sie als gleichwertig betrachtete und beide ihr Vertrauen besaßen.
    Die Menge jubelte und rief ihren Namen, und als sie das Schwert hob, schwoll der Jubel an. Dann reichte sie das Schwert an Blair weiter, solange sie ihre Rede hielt.
    Auch das war eine absichtliche Geste, weil das Volk sehen sollte, dass die Frau, mit der Larkin verbunden war, wert war, es zu halten.
    »Volk von Geall!«, rief sie, aber der Jubel dauerte an. Er verebbte erst, als sie an die Brüstung trat und die Hände hob.
    »Volk von Geall, ich stehe vor euch als Königin, als Bürgerin und als Beschützerin.
    Ich stehe vor euch wie meine Mutter, wie deren Vater und alle davor. Und ich stehe vor euch als Teil des Zirkels, den die Götter erwählt haben. Ein Zirkel, der aus Kriegern besteht.«
    Sie breitete die Arme aus, um die anderen fünf, die neben ihr standen, mit einzubeziehen. »Mit diesen hier wurde der Kreis gebildet. Sie sind diejenigen, die ich am meisten liebe und denen ich am meisten vertraue. Als Bürgerin bitte ich euch, ihnen ebenso wie mir eure Treue, euer Vertrauen und euren Respekt zu schenken. Als eure Königin befehle ich es euch.«
    Sie musste ständig innehalten, bis die Jubelrufe und Schreie wieder abgeebbt waren.
    »Heute scheint die Sonne auf Geall, aber das wird nicht immer so sein. Das, was kommt, sucht die Dunkelheit, und wir werden uns ihm stellen und es besiegen. Heute feiern wir, essen ein Festmahl und sagen Dank. Morgen jedoch werden wir die Kriegsvorbereitungen wieder aufnehmen. Jeder waffenfähige Gealler wird an der Schlacht teilnehmen, und wir werden zu Ciunas, dem Tal des Schweigens, marschieren. Wir werden es mit unserer Kraft und unserer Willensstärke überfluten und werden die, die uns vernichten wollen, im Licht ertränken.«
    Sie streckte die Hand nach dem Schwert aus und hielt es wieder hoch. »Dieses Schwert wird nicht wie sonst ungenutzt an der Wand hängen. Es wird Flammen sprühen und in meiner Hand singen, wenn ich für euch, für Geall und für die ganze Menschheit kämpfe.«
    Erneut jubelte die Menge zustimmend.
    Plötzlich flog ein Pfeil durch die Luft.
    Bevor Moira reagieren konnte,
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