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Rot wie die Liebe

Rot wie die Liebe

Titel: Rot wie die Liebe
Autoren: Nora Roberts
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drückte Cian sie zu Boden, und sie hörte ihn durch den Lärm und das Chaos, das ausbrach, leise fluchen. Sein Blut tropfte warm auf ihre Hand.
    »O Gott, o mein Gott, du bist getroffen.«
    »Er hat das Herz verfehlt«, knirschte er mit zusammengebissenen Zähnen. Sie sah ihm den Schmerz an, als er sich hinsetzte.
    Glenna hockte sich neben ihn und sagte: »Lass mich mal sehen.«
    »Er hat das Herz verfehlt«, wiederholte er und griff nach dem Pfeil. Er zog ihn heraus. »Oh, verdammt! Zum Teufel!«
    »Hinein mit ihm«, ordnete Glenna an. »Bringt ihn hinein.«
    »Warte.« Obwohl ihre Hand leicht zitterte, packte Moira Cian an der Schulter.
    »Kannst du stehen?«
    »Natürlich kann ich stehen. Wofür hältst du mich?«
    »Bitte, zeig dich ihnen.« Sie strich ihm zart über die Wange. »Zeig dich ihnen.
    Bitte.«
    Als sie seine Hand ergriff, meinte sie, eine Regung in seinen Augen zu erkennen.
    Und auch ihr Herz machte einen Satz.
    Aber dann war es wieder vorbei, und er herrschte sie mit rauer Stimme an: »Dann mach mir etwas Platz.«
    Moira stand wieder auf. Unten war das Chaos ausgebrochen. Der Mann, von dem sie annahm, dass er der Mörder war, wurde von allen Seiten gestoßen und verprügelt.
    »Haltet ein!«, schrie sie, so laut sie konnte. »Ich befehle euch, haltet ein! Wachen, bringt den Mann in den großen Saal. Volk von Geall! Ihr seht, dass selbst an diesem Tag, wenn die Sonne scheint, die Dunkelheit uns zu vernichten sucht. Und sie scheitert.« Sie hob Cians Hand hoch. »Sie scheitert, weil es auch in dieser Welt Meister gibt, die ihr Leben aufs Spiel setzen.«
    Sie legte die Hand auf Cians Wunde und spürte, wie er zusammenzuckte. Dann hob sie die blutige Hand. »Er blutet für uns. Und angesichts dieses Blutes, das er für mich, für euch alle vergossen hat, ernenne ich ihn zu Sir Cian, Lord of Oiche.«
    »Oh, um Himmels willen«, murmelte Cian.
    »Sei still«, sagte Moira leise, aber bestimmt, ohne den Blick von der Menge abzuwenden.

3
    »Halb-Vampir«, verkündete Blair, als sie wieder in den Salon kam. »Zahlreiche Bisswunden. Die Menge hat ihn auch ganz schön zugerichtet«, fügte sie hinzu. »Ein normaler Mensch wäre nach den Schlägen, die er eingesteckt hat, hinüber. Aber so ganz gut geht es ihm auch nicht.«
    »Er kann versorgt werden, wenn ich mit ihm gesprochen habe. Zuerst muss Cian behandelt werden.«
    Blair blickte Moira über die Schulter hinweg an. Glenna verband gerade Cians Wunde. »Wie geht es ihm?«
    »Er ist wütend und unkooperativ, deshalb nehme ich an, es geht ihm ganz gut.«
    »Wir können alle nur dankbar sein für seine hervorragenden Reflexe. Du hast deine Sache auch gut gemacht«, fügte Blair an Moira gewandt hinzu. »Bist ganz kühl geblieben und hattest alles im Griff. Es war ganz schön hart für dich, gleich am ersten Tag in deinem Job fast ermordet zu werden, aber du hast dich wirklich tapfer geschlagen.«
    »Nicht gut genug, um vorauszusehen, dass wir auch bei Tageslicht angegriffen werden können. Ich hätte daran denken müssen, dass nicht alle von Liliths Hunden eine Einladung brauchen, um die Schlossmauern zu überwinden.« Sie dachte daran, wie ihr Cians Blut über die Hand gelaufen war. »Diesen Fehler mache ich nicht noch einmal.«
    »Wir werden alle daran denken. Jetzt müssen wir auf jeden Fall erst einmal Informationen aus diesem Kerl herauspressen. Aber es gibt ein Problem. Er kann oder will nicht englisch oder gälisch sprechen.«
    »Ist er stumm?«
    »Nein, nein. Er spricht, aber keiner von uns kann es verstehen. Es klingt osteuropäisch. Vielleicht ist es Tschechisch.«
    »Ich verstehe.« Moira warf Cian einen Blick zu. Er war nackt bis zur Taille, wenn man von dem Verband absah. Sein Gesichtsausdruck war eher zornig als schmerzverzerrt, während er aus einem Kelch trank, der wohl Blut enthielt. Er sah zwar nicht so aus, als ob er besonders gute Laune hätte, aber sie würde ihn wohl noch einmal um einen Gefallen bitten müssen.
    »Einen Moment noch«, bat sie Blair. Sie trat zu Cian, wobei sie sich zwang, unter seinem kühlen Blick nicht zusammenzuzucken. »Können wir noch irgendetwas für dich tun, um es dir bequemer zu machen?«
    »Nur Frieden, Ruhe und Einsamkeit.«
    Jedes der Worte kam wie ein Peitschenschlag aus seinem Mund, aber sie blieb gelassen. »Es tut mir leid, aber genau diese Dinge sind zurzeit ein wenig knapp. Ich werde sie dir so bald wie möglich bestellen.«
    »Scherzkeks«, murmelte er.
    »Ja. Der Mann, dessen Pfeil du aufgefangen
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