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Rot Weiß Tot

Titel: Rot Weiß Tot
Autoren: Bernhard Salomon
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geholfen.«
    »Indem Sie ihn erhängt haben?«
    »Wir waren damals in der Stimmung, absurde Dinge zu tun. Marko besonders. Wir hatten die Idee, diesen Mord an ihm zu inszenieren.«
    »Sie haben eine Auftragskillerin erfunden, Markovics hat den mysteriösen Text auf das Tonband gesprochen und ist dann abgehauen.«
    »Genauso war es.«
    »Wieso ausgerechnet hier am Heidentor?«
    »Marko hatte es sich kurz zuvor als Schauplatz für einen Werbefilm angesehen. Wir agierten wie Schauspieler. Ich schlug ihm mit einem Baseballschläger eine echte Beule. Er ließ sich auf die Wiese fallen. Ich zerrte ihn auf den Wagen und kam ziemlich ins Schwitzen dabei. Ich warf das Seil über den Torbogen und kurbelte ihn hoch. An dieser Stelle endete das Band.«
    »Rumin war Olga Dacias Idee?«
    »Ich hatte keine Ahnung, wohin er fuhr. Das wollte er auch mir nicht sagen. Er wollte das Gefühl genießen, zwei Jahre lang absolut und für jedermann untergetaucht zu sein. Das behauptete er zumindest.«
    »Ich könnte mir einfachere Wege vorstellen, um Zeit und Ruhe für die Arbeit an einem Roman zu finden.«
    »Es steckte auch ein genau kalkulierter Marketingplan dahinter. Ein Auftragskiller tötet einen talentierten Werbetexter. Die Polizei stößt auf ein antikes Römerdenkmal. Von der Leiche fehlt jede Spur. Die Ermittlungen bleiben ergebnislos. Zwei Jahre später taucht der Mann wieder auf. Er liegt benommen unter dem Heidentor. Er kann sich an nichts erinnern. Doch er hat einen Roman geschrieben. Marko wäre ein Star gewesen, noch ehe jemand die erste Seite des Buches gelesen hätte.«
    »Das klingt wie von Ralf Stern erfunden.«
    »Im Grunde denken alle Werbeleute gleich.«
    »Aufwendig wäre es trotzdem gewesen.«
    »Gute Romane gibt es mehr, als Sie denken. Erfolge werden die, bei denen die Inszenierung stimmt.«
    »Was passierte nach Markovics’ Verschwinden?«
    »Die Sache entwickelte sich von Anfang an unplanmäßig. Die Polizei nahm den Fall nicht ernst. Bergmann identifizierte nicht einmal das Heidentor als Tatort.«
    »Immerhin hat Bergmann die Spur nach Rumin entdeckt.«
    »Möglich.«
    »An der Wand von Markovics’ Arbeitszimmer hing ein Foto von ihm.«
    »Marko hatte wahrscheinlich herausgefunden, wer die Fahndung nach ihm leitete, und sich einen Scherz erlaubt. Das hätte ihm ähnlich gesehen.« Während er redete, suchte Albin fieberhaft die brachliegenden Äcker, die Pappelzeilen und das Strauchwerk nach Sarah ab. Wenn sie hier wäre, hätten die Gendarmen sie zwar entdecken müssen, andererseits hatte zumindest der Beamte an seiner Autotür den Eindruck erweckt, als wäre er von einem wie Gregoritsch leicht auszutricksen. Darüber hinaus konnte Albin nichts tun, als das Gespräch in Gang zu halten, aber auch das nicht ewig. Er konnte schließlich nicht telefonieren, bis Gregoritsch an Altersschwäche starb.
    »Im August habe ich Markos Manuskript bekommen«, fuhr der Lektor fort. »Es war noch besser, als ich erwartet hatte. Ein packendes, psychologisch durchdachtes Meisterwerk. Als Renner vorprogrammiert. Genau das Buch, das ich immer lesen wollte.«
    »Und das Sie immer schreiben wollten.«
    »Auch da haben Sie Recht.«
    »Zuvor hatten Sie es selbst erfolglos mit dem Fronleichnamsmörder versucht. Beim eigenen Verlag.«
    »Das Buch war nicht schlecht, die richtige Inszenierung hat gefehlt.«
    »Dann haben Sie Markovics umgebracht, um sein Buch als Ihr eigenes zu verkaufen.«
    Gregoritsch lachte. »Ihr Journalisten müsst immer alles von der trivialsten Seite betrachten.«
    »Es ist umgekehrt. Sie versuchen, die Angelegenheit mit künstlichem Pathos zu verdrehen.«
    »Ich bat Marko um ein geheimes Treffen, um die weitere Vorgehensweise zu besprechen. Als Ort schlug ich den gleichen wie bei seinem Abschied vor, das Heidentor. Er war einverstanden.«
    »Dort sind Sie heimtückisch über ihn hergefallen. Sie haben alles so arrangiert wie bei Markovics’ Untertauchen. Nur haben Sie ihm diesmal nicht bloß eine Beule geschlagen.«
    »Für mich war es eine Art Dejá-vu-Erlebnis. Wie viel er noch davon mitbekommen hat, weiß ich nicht. Viel kann es nicht gewesen sein. Ich war diesmal tatsächlich nicht zimperlich.«
    »Ich habe Sie danach wegfahren sehen.«
    »Ich dachte schon damals: Mein Gott, was für ein Schrotthaufen auf Rädern. Eine kleine Verfolgungsjagd wäre sicher heiter geworden.«
    »Was haben Sie mit Markovics’ Wagen gemacht?«
    »Er hatte das Auto offenbar für sein Verschwinden gekauft. Der Wagen war auf
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