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Rot Weiß Tot

Titel: Rot Weiß Tot
Autoren: Bernhard Salomon
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mit rasender Geschwindigkeit. Er musste Hilfe holen. Es ging um Sarah. Um Sarah! Sich an die Polizei zu wenden hieß, sich an Bergmann zu wenden. Es war unabschätzbar, wohin das führen würde. In der Redaktion war Sonntagabend niemand zu erreichen. Auch andernfalls hätte ihm dort niemand helfen können. Also rief er Gregoritsch an. Vielleicht hatte der Lektor eine Idee.
    »Ja bitte?« Gregoritsch klang brummig.
    »Albin Fischer.«
    Jetzt freute sich Gregoritsch über den Anruf. »Haben Sie den Fronleichnamsmörder schon überführt oder zumindest gelesen?«
    »Ich brauche Ihre Hilfe.«
    »Was ist passiert?«, fragte Gregoritsch ernst.
    »Ich habe das Versteck von Markovics gefunden.«
    »Verdammt. Wo denn?«
    »In Kroatien.«
    »Was ist das Problem?«
    Albin war auf einmal den Tränen nahe. »Beim Heidentor wird in diesem Moment vermutlich der vierte Mord begangen.«
    »Nur die Ruhe«, sagte Gregoritsch. »Beim Heidentor wird so bald niemand mehr umgebracht. Vier Mann der niederösterreichischen Gendarmerie und zwei Mann der Spezialeinheit Kobra bewachen das Gelände rund um die Uhr. Ich war heute dort und habe es selbst gesehen.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Es sieht dort aus wie bei einer Gefechtsübung. Alles klar? Wo sind Sie?«
    »Auf der Rückfahrt. Ich werde wohl die ganze Nacht fahren.«
    »Schlafen Sie sich lieber aus«, sagte Gregoritsch in väterlichem Ton. »Sie sind überreizt. Was haben Sie in Kroatien gefunden?«
    »Ich habe einen Verdacht …« Albins Stimme drohte wieder zu kippen.
    »Dann können Sie wohl nicht schlafen. Wen verdächtigen Sie?«
    »Chefinspektor Damian Bergmann.« Nein, im Grunde konnte es Albin selbst nicht glauben. Doch das beruhigte ihn nicht.
    Gregoritsch lachte auf. »Entschuldigen Sie«, sagte er gleich darauf, »da müssen Sie sich täuschen. Bergmann ist ein Irrer, aber einer von der harmlosen Sorte.«
    »Ein Bild von ihm hing in Markovics’ Wohnzimmer.«
    »Und was soll das bedeuten?«, fragte Gregoritsch wegwerfend. »Eigenartig ist es natürlich schon«, fügte er nachdenklich hinzu.
    »Bergmann hat Markovics offenbar besucht.«
    Gregoritsch dachte nach. »Das kann ich nicht glauben.« »Es steht einwandfrei fest.«
    Windböen zerrten am Wagen.
    »Wir müssen trotzdem die Polizei informieren«, sagte Gregoritsch. »Die Kripo besteht nicht nur aus Bergmann. Wenn wir nichts tun, übernehmen wir die Verantwortung für den nächsten Mord. Wer immer als Opfer in Frage kommt, muss sofort gewarnt werden. Haben Sie da auch einen Verdacht?«
    »Sarah.«
    »Sarah? Wer ist das?«
    »Meine … eine Freundin.«
    »Albin«, sagte Gregoritsch völlig ruhig. »Zählen Sie bitte eins und eins zusammen. Zwischen den drei bisherigen Mordopfern gibt es eine Verbindung. Das haben Sie selbst zu mir gesagt. Ihre Freundin hat damit gar nichts zu tun.«
    »Ich habe etwas damit zu tun und sie mit mir. Ich kann sie nicht erreichen.«
    »Machen Sie sich nicht verrückt. Vielleicht hat sie einfach die Schnauze voll von Ihnen.«
    »Das ist absolut unmöglich.«
    »Wenigstens Ihr Selbstbewusstsein ist noch intakt.«
    »Ich bin wirklich nicht zu Scherzen aufgelegt.«
    »Im Ernst«, sagte Gregoritsch. »Chefinspektor Damian Bergmann soll ein Mörder und Ihre Freundin sein nächstes Opfer sein? Man muss sich die Indizien noch einmal genau ansehen. Vielleicht lassen sie sich auch zu einem ganz anderen Bild fügen.«
    »Nichts wäre mir lieber.«
    »Ich werde Stanislaus Maurer anrufen«, sagte der Lektor. »Der Mann ist bei der Kripo und korrigiert bei unseren Krimis technische Ermittlungsdetails.«
    »Was kann er tun?«
    »Er kann mit Ihnen reden. Ich bereite ihn vor. Dann nimmt er Sie ernst.«
    Sie legten auf. Albin fragte sich, ob der Anruf bei Gregoritsch nicht der schwerste Fehler von allen gewesen war. Vielleicht würde Bergmann die Leiche am Ende dieser Spur sein. Vielleicht zog in Wirklichkeit Gregoritsch die Fäden. Wenn der Lektor der Mörder war, hatte er jetzt alle Karten in der Hand: Ausgerechnet er sollte die Polizei vor seiner eigenen nächsten Tat warnen.
    Doch wenig später meldete sich eine krächzende Frauenstimme auf seinem Handy. »Sicherheitsdirektion Wien, Journaldienst«, sagte sie. »Ich verbinde.«
    Albin wurde auf ein Mobiltelefon durchgestellt. Der von Gregoritsch angekündigte Maurer war am Apparat. Er war wie Bergmann Leiter einer Gewaltgruppe und damit Chefinspektor. Er stellte Albin in ruhigem Tonfall Dutzende Fragen über Markovics, Dacia, ihr Versteck, Sarah und auch über
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