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Rosskur: Ein Allgäu-Krimi

Rosskur: Ein Allgäu-Krimi

Titel: Rosskur: Ein Allgäu-Krimi
Autoren: Jürgen Seibold
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als es war.
    Hansen zuckte mit den Schultern.
    »Sie wissen schon, warum ich das frage?«
    »Am einen Ufer sind wir zuständig, am anderen die Kollegen vom Präsidium Oberbayern Süd.«
    Haffmeyer nickte und ließ sich auf seinem Stuhl zurücksinken.
    Fischer sah erschrocken zwischen den beiden Männern hin und her. »Mensch, Willy, das weiß der Herr Hansen doch!«, sagte sie dann und lächelte Hansen entschuldigend zu. »Der Willy trägt sein Herz auf der Zunge, wissen Sie?«
    »Das hab ich mir schon gedacht. Wie sonst könnte er mit fünfundfünfzig noch immer einfacher Kriminalmeister sein?«
    Haffmeyer musterte seinen neuen Chef, doch dessen Lächeln hatte nichts Fieses, er blickte eher gutmütig drein.
    »Na, vielleicht kann ich’s nur nicht besonders gut, das Kriminale?«, versetzte er spöttisch.
    Hansens Grinsen wurde breiter. »Das werde ich jetzt ja erfahren, nicht wahr? Und nun kommen Sie mal mit in mein Büro, wir besprechen, was wir haben, und dann fahren wir nach Lechbruck.«
    »Und wieso wir beide? Ich meine, die Hanna und ich sind sonst nie …«
    »Willy, jetzt lass das mal! Herr Hansen, wir kommen, wir kommen. Geben Sie uns zwei Minuten, dann sind wir bei Ihnen, okay?«
    Als sie kurz darauf in der Besprechungsecke beisammensaßen, Fischer ganz beflissen und ein bisschen aufgeregt, Haffmeyer stoisch wie immer, war der Stand der Ermittlungen schnell umrissen: ein Zeuge, keine Leiche, keine Spuren am vermeintlichen Tatort.
    »Und wo wollen Sie da ansetzen?«
    Haffmeyer lümmelte scheinbar gelangweilt auf seinem Platz herum, doch er beobachtete Hansen aufmerksam. Fischer schlürfte lautstark ihren Kaffee.
    »Bei den Spuren«, sagte Hansen, klappte die Unterlagen zusammen und nahm seine Jacke vom Haken. »Bisher wissen wir nur, dass noch niemand Spuren auf oder unter der Lechbrücke gefunden hat. Das muss ja nicht heißen, dass es dort keine gibt. Also schauen wir uns das jetzt näher an. Kommen Sie bitte?«
    Die dreiviertelstündige Fahrt nach Lechbruck verlief recht eintönig. Ab und zu war die Frauenstimme aus dem Navi zu hören, auf das Hansen hier im Allgäu einstweilen noch nicht verzichten mochte, die beiden Kollegen blieben dagegen stumm. Erst im Ort selbst meldete sich Haffmeyer von der Rückbank aus zu Wort und dirigierte den Chef zur Lechbrücke.
    »Fahren S’ am besten rüber zum Restaurant auf der anderen Seite, da können S’ parken.«
    Hansen überquerte die Brücke und bog auf den großen, abschüssigen Parkplatz ab. Sie stiegen aus, Haffmeyer ging voran.
    »Und jetzt geht’s wieder rüber«, erklärte er und sprang mit großen, ungelenken Schritten über die Fahrbahn zurück und ans südliche Geländer der Brücke. Die Straße war dicht befahren, und es dauerte einen Moment, bis die beiden anderen ihm folgen konnten. Die etwas knappe Lücke zwischen einem Cabrio und einem Käselaster ließ Hansen aus Rücksicht auf seine korpulente Mitarbeiterin aus, aber da war Hanna Fischer auch schon mit ihrem Kollegen über die Straße geflitzt. Als der Lastwagen vorüber war, folgte auch Hansen, und er schilderte ihnen die Situation, wie sie im Bericht von Rosemarie Schwegelin beschrieben war.
    »Dort drüben hat der Zeuge gelegen.« Er deutete auf die Landzunge vor ihnen. »Und er hat ausgesagt, dass Thomas Ruff von zwei Männern über dieses Brückengeländer geworfen oder gestoßen wurde.«
    Hansen sah hinunter. Das Flussufer nach Lechbruck hin war mit Bäumen bestanden und beschrieb eine sanft gebogene Linie. Auf der Gründler Seite dagegen war der Lech von einem Durcheinander aus Steinplatten und Kiesbänken begrenzt, überall lagen Felsbrocken wie ausgestreut herum. Das Wasser sah hier bis etwa zur Mitte des Flusses sehr flach aus.
    »Da unten wurde aber keine Leiche gefunden«, bemerkte Fischer. »Und bei dem flachen Wasser kann sie doch auch nicht weggespült worden sein, oder?«
    »Na, wenn’s das Wasser nicht war, hat vielleicht jemand nachgeholfen«, meinte Haffmeyer.
    Hansen hörte seinen Mitarbeitern ruhig zu. Er fragte sich, aus welchen Gründen sie offenbar nie zu wichtigen Ermittlungen eingeteilt wurden.
    »In Frau Schwegelins Text steht, der Zeuge habe dort drüben gelegen – warum denn gelegen? Ist das eine lokale Spezialität hier in Lechbruck?«
    Haffmeyer hob die rechte Hand und machte eine Bewegung, als leerte er ein Glas.
    »Aha, Sie meinen, der legt sich dort drüben hin, um sich zu betrinken? Und er ist unser einziger Zeuge …«
    »Ja, leider.«
    »Kennen Sie
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