Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rosen des Lebens

Rosen des Lebens

Titel: Rosen des Lebens
Autoren: R Merle
Vom Netzwerk:
Schmerbauch sehr behinderte.
    »Meine Herren, wettet Ihr nun?« fragte Ludwig ungeduldig, denn er hatte sein Wams abgelegt und begann zu frösteln.
    »Ja, sofort«, sagte der Marschall, und weil er wußte, daß er dem König den besten Gefallen tat, wenn er ihm nicht schmeichelte,
     setzte er auf La Curée.
    Doch genauso geizig wie reich, warf er nur zwei Ecus in den Beutel, der an einem der Netzpfeiler hing. Aber selbst dieser
     schäbige Einsatz mißhagte ihm, es war für ihn verlorenes Geld, weil der gesamte Wettertrag vom Sieger eingestrichen wurde.
    Monsieur du Hallier, sein Bruder, der wie eine bläßliche Zweitausgabe des Älteren wirkte und ihm alles nachmachte, setzte
     ebenfalls zwei Ecus auf La Curée. Du Hallier hatte auf Vitrys Zeichen hin einen der drei Schüsse abgefeuert, die Concini auf
     der schlafenden Brücke des Louvre getötet hatten. Aber obwohl alle drei Schüsse tödlich waren, wie sich nachträglich herausstellte,
     schwoll Du Hallier der Kamm, und er schrie lauthals aus, nur sein Schuß sei der entscheidende gewesen, so daß die beiden anderen
     Schützen ihn ums Haar zum Duell bestellt hätten, hätte Vitry ihm das große Maul nicht gestopft.
    Der Hofmeister, Monsieur de Paluau, hatte wahrscheinlich das gleiche Kalkül angestellt wie Vitry und setzte ebenfalls auf
     La Curée. Und weil er den Marschall nicht kränken wollte, indem er mehr gab, legte auch er zwei Ecus in den Beutel. Jedenfalls
     blieb Montpouillan und mir zur gerechten Kostenverteilung nur noch übrig, jeder drei Ecus auf Ludwig zu setzen. Insgesamt
     betrug der Siegerpreis also zwölf Ecus, ein bißchen wenig für einen Kavalleriehauptmann, erst recht aber für einen König.
    »Sire, soll ich losen, wer anfängt?« fragte Vitry und zog auch gleich ein Goldstück aus dem Beutel. »Was sagt Eure Majestät,
     Kopf oder Zahl?«
    |26| »Kopf«, sagte Ludwig mit einem Lächeln, denn er entsann sich gerne, daß es ja sein Kopf war.
    Der Ecu überschlug sich in der Luft, fiel mit dem königlichen Porträt nach oben auf den Boden, Seine Majestät packte den Schläger
     fester, die Partie begann. Vitry hob das Goldstück auf und steckte es wie selbstverständlich in seine Tasche.
    »Nehmt!« 1 rief der König mit geschwungenem Schläger.
    »Ich nehme,« rief La Curée auf der anderen Seite des Feldes.
    La Curée gewann gegen den König, dann verlor er, gewann wieder, aber auf einmal erlahmte sein Spiel, er brachte nichts Rechtes
     mehr zustande.
    »Ihr laßt nach, La Curée!« rief Ludwig.
    »Weil ich Hunger habe, Sire!« versetzte La Curée.
    »Wenn ich Euch besiege, soll es nicht am Hunger liegen. Paluau!« rief er, »lauft in die Küche und bestellt ein Frühstück.«
    »Hierher, Sire?« fragte Paluau und machte große Augen.
    »Hierher!«
    »Für Euch, Sire?«
    »Für alle!«
    Und als Paluau seinen Schmerbauch sachte davonschob, rief Ludwig: »Nun lauft doch, Paluau! Lauft!«
    Alles lachte, und sogar Ludwig schmunzelte, er war bester Laune an diesem Morgen, schließlich hatte er seinen Favoriten binnen
     Monatsfrist mit einer berühmten alten Familie verbunden.
    Bis das Frühstück kam, gewann Ludwig noch zwei Spiele nacheinander gegen La Curée, weil der, seit die Rede von Essen war,
     an nichts anderes mehr dachte. Endlich erschienen zwei kräftige Küchenjungen, die auf einem kleinen Karren zwei große Schüsseln
     hereinrollten, begleitet von den beiden Ersten Kammerdienern Seiner Majestät, Henri de Berlinghen und Soupite. Der erste trug
     eine dicke Butterkugel wie eine Monstranz vor sich her, der zweite Brot, um eine ganze Mannschaft sattzumachen.
    Den Vater von Soupite kannte ich nicht, dafür aber sehr gut den von Berlinghen, der bei Henri Quatre lange Jahre Erster Kammerdiener
     gewesen war: ein treuer, ergebener Edelmann, |27| verschwiegen und unbestechlich. Nach seinem frühen Tod konnte der Sohn ihm nicht ohne weiteres im Amte folgen, er war zu jung.
     In Anhänglichkeit an seinen Vater wollte Ludwig jedoch nur einen Berlinghen in seinem Dienst, und so mußte er sich mit dem
     Grünschnabel begnügen, der gerade erst dreizehn war. Soupite war nicht viel älter noch besser ausgebildet, kein Wunder also,
     daß Ludwig oft Ärger mit ihnen hatte, sie wegen ihrer unzähligen Fehler zurechtweisen und bestrafen mußte, aber trotzdem liebte
     er sie. Und gelegentlich, wenn er seine Majestät vergaß und sich auf sein Alter besann, spielte er mit ihnen.
    Die Küchenjungen und Ersten Kammerdiener stellten die Schüsseln auf
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher