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Rosehill 01 - Die Tochter des Lords

Rosehill 01 - Die Tochter des Lords

Titel: Rosehill 01 - Die Tochter des Lords
Autoren: Julie Garwood
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Biber-, Bären- und Wolfsjagd. Hin und wieder klopfte ein müder Fallensteller an die Tür, bat um eine Mahlzeit und ein freundliches Gespräch. Adam schickte niemals einen hungrigen Mann fort, und wenn der Gast ein Bett für eine Nacht brauchte, wurde er in der Schlafbaracke einquartiert.
    Es gab nur einen einzigen Weg, die Ranch mühelos zu erreichen – auf der Hauptstraße, die von Blue Belle über einen Hügel heranführte. Viele Fremde waren schon müde, wenn sie die Anlegestelle der Flußboote erreichten. Falls sie dann Pferdewagen benutzen mussten, um ihr Hab und Gut zu transportieren, dauerte es oft anderthalb Tage, bis sie in Blue Belle ankamen. Die meisten blieben in Perry oder Hammond. Nur fest entschlossene Gemüter oder Flüchtlinge wagten sich weiter. Man munkelte zwar, in den nördlichen Bergen könne man nach Gold schürfen, aber bis jetzt hatte man noch keins gefunden. Deshalb war das Land ziemlich dünn besiedelt.
    Anständige, gottesfürchtige Familien, die sich hier niederlassen wollten, durchquerten die Wildnis in langen Planwagen, oder sie fuhren mit den Flußbooten, die auf dem Missouri verkehrten. Solche Leute bevorzugten die größeren Städte, wo die Bürgerwehr alles Gesindel verscheuchte.
    Anfangs hatte die Bürgerwehr gute Dienste geleistet, aber nun stellte sie ein bedrohliches Problem dar, denn die Wächter pflegten jeden aufzuhängen, der ihnen missfiel. Oft wurden schnelle, ungerechte Urteile verkündet. In manchen Fällen genügten vage Gerüchte, und schon wurde ein Mann aus seinem Haus gezerrt und am nächstbesten Baum aufgeknüpft. Selbst wenn man einen Stern trug, war man der Willkür gewisser Bürgerwehrtruppen ausgeliefert.
    Die Außenseiter und Revolverschwinger, die leicht verdientes Geld suchten und der Lynchjustiz entrinnen konnten, verließen die größeren Städte wie Hammond, um sich in Blue Belle herumzutreiben. Deshalb hatte die Stadt einen wohl verdienten zweifelhaften Ruf erworben. Trotzdem lebten auch ein paar anständige Familien in Blue Belle. Adam meinte, ihr schwerer Fehler sei ihnen erst bewusst geworden, nachdem sie sich hier angesiedelt hatten.
    Seiner Schwester erlaubte er nicht, allein nach Blue Belle zu fahren. Und da er die Ranch niemals verließ, mussten Travis, Douglas oder Cole sie begleiten, wenn sie Besorgungen in der Stadt erledigen wollte. Die Brüder wechselten einander ab, und wenn sie keine Zeit fanden, blieb Mary Rose eben zu Hause.
    Auf dem Hügel, der die Hauptstraße von der Ranch trennte, zügelte Cole das Gespann. Er wusste, worum Mary Rose ihn bitten würde, und da rief sie auch schon: »Bitte, bleib stehen und lass mich die Aussicht genießen! So lange war ich nicht hier.« Tränen glänzten in ihren Augen. »Wenn du das siehst – fühlst du dich da genauso wie ich?«
    »Das fragst du jedes Mal, wenn ich dich nach Hause bringe«, erwiderte er lächelnd. »Ja, mir geht’s genauso.« Er reichte ihr sein Taschentuch, das er schon seit langer Zeit nur ihr zuliebe bei sich trug. Als kleines Mädchen hatte sie sich die Nase an seinem Hemdsärmel abgewischt. Aber das erlaubte er ihr natürlich nicht mehr.
    Glücklich betrachtete sie die Ranch und die Berge ringsum. So gut sie dieses Panorama auch kannte – jedes Mal, wenn sie es wieder sah, war sie überwältigt von der Schönheit dieser Landschaft. Hier spürte sie die enge Verbundenheit zwischen dem Himmel und der Natur. Und nur seiner Schwester gestand Cole, dass der Anblick seiner Heimat auch ihn zutiefst bewegte.
    »Sie lebt, Mary Rose, und ist schön wie eh und je.«
    »Warum glaubst du, Montana wäre eine Frau?«
    »Weil sie sich wie eine Frau benimmt, launisch und eitel. Niemals wird sie sich von einem Mann zähmen lassen. Natürlich ist sie eine Frau – und sicher die einzige, die ich jemals lieben werde.«
    »Mich liebst du doch auch.«
    »Du bist keine Frau, Mary Rose, sondern meine Schwester.«
    Ihr Gelächter verhallte zwischen den Kiefernstämmen, und Cole lenkte die Pferde den sanft abfallenden Hang hinunter.
    »Wenn sie eine Frau ist, hat sie uns liebevoll umarmt. Ob meine Rosen schon erwachen?«
    »Mittlerweile müsstest du wissen, dass das keine Rosen sind. Nur ganz gewöhnliche Stechapfelblüten.«
    »Das weiß ich, aber sie sehen wie Rosen aus.«
    »O nein!«
    Ständig stritten sie, und Mary Rose seufzte zufrieden. Welch ein Glück, die Ranch wieder zu sehen! Das Ziegelhaus war nicht besonders eindrucksvoll, aber sie fand es schön. Im Sommer saßen sie auf der Veranda,
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