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Roman

Roman

Titel: Roman
Autoren: Jeri Smith-Ready
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Herkunft. Mein Vater hat mir einmal gesagt, ich hätte Zigeunerblut in den Adern. Aber es gibt keinen Grund zu der Annahme, dass diese eine unter all seinen anderen Behauptungen der Wahrheit entsprechen könnte.
    Ich greife mir das nächste Buch aus dem Stapel. »Die Encyclopedia of Rock and Roll ?«
    »Wie kann man von dir erwarten, dass du ein ganzes Lexikon durchliest?«, fragt Lori von der anderen Sonnenliege aus.
    »Er sagte, ich soll’s überfliegen.« Ich blättere die Seiten mit dem Daumen durch, fast so schnell wie bei einem Daumenkino. »Ich überfliege es gerade.«
    »Oh-ha!« Lori setzt sich auf und reibt sich den Nacken. »Ich fürchte, ich hab mir einen Sonnenbrand geholt.«
    »Schmier noch mehr von dem Zeug mit Sonnenschutzfaktor 40 drauf! Du vergisst ständig, dass du der nordische Typ bist.«
    »Finnisch.«
    »Na, für’s Finish ist es noch ein bisschen früh. Ich hab ja gerade erst angefangen.«
    Sie gibt einen Grunzlaut von sich und bespritzt mich mit dem Inhalt ihrer Plastikflasche. Ich ziehe rasch eine Handtuchecke über die Enzyklopädie, um sie vor Eistee-Spritzern zu schützen. »He, pass doch auf!«
    »Wortspiele machen dich zu einem von Rechts wegen vertretbaren und damit berechtigten Ziel.«
    Ich wende mich wieder dem Buch zu. Aber gegen das gleißende Licht der Sonne auf den weißen Seiten hilft nur, die Augen zusammenzukneifen. Ich falte die Hände über meinen Augen, um mir selbst etwas Schatten zu spenden.
    Damit ich wach bleibe, frage ich Lori: »Wie geht’s denn mit der Geisterjagd voran?«
    » SPIT ist gerade dabei, Geld für das Sherwood-Schlacht-Denkmal zu sammeln. Der Stadtrat denkt, wir haben sie nicht alle, aber er nimmt nur allzu gern unser Geld an. Außerdem werden mehr Touristen hierherkommen, wenn wir zeigen, dass Sherwood von Geistern heimgesucht wird. Alle profitieren davon.«
    »Nur die Geister nicht. Vielleicht sollte man sie besser in Ruhe lassen.«
    Lori lacht. »Behandle mich ja nicht von oben herab, Skeptik-Girl!« Sie lässt es wie den Namen eines Oberschurken im Comic klingen.
    Obwohl ich den unbändigen Drang verspüre, die Augen zu verdrehen, unterstütze ich Loris Besessenheit, was Geister aus der Zeit des Amerikanischen Bürgerkriegs angeht. Irgendwas muss man ja machen, wenn man Geschichte studiert hat. Darüber hinaus sorgt diese Geistersache dafür, dass meine beste Freundin auch noch zwei Jahre nach dem College-Abschluss in der Stadt bleibt, hier bei mir und bei SPIT , dem Sherwood Paranormal Investigation Team, das dringend einen neuen Namen braucht. Sherwoods Untersuchungsteam des Paranormalen, schön und gut! Aber SPIT ? Rotz?!
    Meine unheimliche Begegnung auf dem Parkplatz gestern Nacht kommt mir in den Sinn. Im hellen Sonnenschein fühlt sich das Ganze richtig dämlich an. Trotzdem muss ich meine Frage einfach loswerden. »Gehen wir mal davon aus, es gäbe wirklich Geister in Sherwood.«
    »Es gibt wirklich Geister in Sherwood!«
    »Okay. Aber wie würde sich die Begegnung mit einem Geist anfühlen?«
    Lori beschattet ihre Augen mit der Hand und schaut mich an. »Soll das ein Witz sein?«
    Ich erzähle ihr von der merkwürdigen, kalten Präsenz, die ich gestern wahrgenommen habe. Lori steht der Mund offen. Ihr Unterkiefer fällt herunter, als habe sie die Kontrolle über ihre Muskeln verloren.
    »Wow, ich sterbe vor Neid!« Sie greift nach ihrer Eistee-Flasche, als wolle sie mich noch einmal bespritzen. »Du glaubst nicht einmal daran und machst trotzdem eine Geistererfahrung! Das Einzige, was ich je gespürt habe, ist ein Zucken im Ellbogen. Und das war, wie sich herausstellte, ein Nervenleiden.«
    »Komm schon! Dafür muss es doch eine Erklärung geben! Wenn ihr ermitteln würdet, welche Möglichkeiten würdet ihr dann ausschließen?«
    Sie tippt sich mit dem Hals ihrer Plastikflasche ans Kinn. »Wegen der vielen Bäume rundherum könnte es auf dem Parkplatz zu ganz natürlichen Temperaturschwankungen kommen. Das könnte den kalten Luftzug durchaus erklären. Das Flüstern könnte auch der Wind im Laub der Bäume gewesen sein. Und jeder weiß, dass von Sendestationen massive elektromagnetische Felder ausgehen. Das klingt nach der perfekten Mixtur, um einen gruseligen, aber unbegründeten Schrecken auszulösen.«
    »Gut.«
    »Ich könnte SPIT bitten, das für dich zu überprüfen.«
    »Nein, nein! Ich will nicht, dass mein Boss denkt, ich sei verrückt.« Und ich will nicht von mir selber denken, ich sei verrückt.
    Lori greift nach ihrer Uhr und
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