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Rolf Torring 097 - Gefährliche Feinde

Rolf Torring 097 - Gefährliche Feinde

Titel: Rolf Torring 097 - Gefährliche Feinde
Autoren: Hans Warren
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nicht überrascht werden. Einen anderen Aufstieg gibt es ja nicht."  
      Balling, der sich schon vorher dort aufgestellt hatte, ließ sich jetzt nieder und lauschte hinunter. Rolf und ich beobachteten die nächste Umgebung, wo Pongo auftauchen würde. Er trat in der Nähe aus einem Gebüsch heraus und winkte mit dem Arm. Rolf hatte inzwischen aus seinem Notizbuch, das ihm nicht abgenommen worden war, ein Blatt herausgerissen und es in Eile beschrieben. Er zeigte Pongo den Zettel und deutete mit der Hand nach Chirang.  
      Pongo nickte eifrig, er hatte Rolf verstanden. Rolf wickelte den Zettel um einen kleinen Stein herum, den wir auf der Plattform fanden, und warf ihn Pongo zu, der ihn aufhob, noch einmal winkte und mit Maha im Gebüsch verschwand.  
      „Nun können wir wieder in unser Gefängnis hinunter klettern," meinte Rolf. „Da will ich euch erzählen, warum ich die Flucht verschoben habe."  
      „Es handelt sich um die angebliche Göttin?" bemerkte Balling.  
      Rolf nickte und stieg in den Schacht hinab. Bald waren wir in dem Raum, in den man uns gesperrt hatte. Rolf beseitigte zunächst die Spuren, die die Erweiterung des Lüftungsschachteingangs gemacht hatte, dann kamen wir ins Erzählen.  
      Wir betrachteten unsere Lage nicht als besonders schwierig. Jeder hatte eine Pistole mit reichlich Munition, wir kannten einen Weg in die Freiheit, und Pongo war mit Rolfs Botschaft nach Chirang unterwegs.  
      Rolf hatte, als er mit dem Sitz des Thronsessels in die Tiefe gefahren war, dort die schlafende Inderin angetroffen. Es war der Raum, den wir zuerst gesehen hatten; er diente der Göttin als Wohnraum.  
      Rolf hatte sie geweckt und am Schreien gehindert. Er erfuhr, daß sie gezwungen die Rolle der Göttin spielte und erst sechzehn Jahre alt sei. Vor drei Jahren war sie von einigen Indern im Walde angesprochen worden; Sie hatten ihr ein paar Fragen vorgelegt. Als sie sie richtig beantwortete, war sie von den Indern gepackt und in den Felsen geschleppt worden. Erst allmählich sei sie sich bewußt geworden, daß sie eine Gottheit darstellte. Sie befolgte die Anweisungen des alten Priesters, der einer geheimen Sekte angehörte.  
      Ihr Vater — hatte sie weiter erzählt — sei ein vermögender Kaufmann in Chirang und würde alles zu ihrer Befreiung tun. Damals schon sei der man-eater aufgetaucht. Sicherlich habe ihr Vater geglaubt, daß sie eines seiner Opfer geworden sei.  
      Der man-eater war das Lieblingstier des alten Priesters, der ihn auf Beutezug ausschickte. Seiner Überzeugung nach waren die von ihm überfallenen Menschen die Opfer für seine Gottheit.  
      „Wir müssen die Inderin befreien," schloß Rolf seine lange Erzählung. "Wenn wir ohne sie fliehen, werden die Inder das Versteck hier verlassen. Dann wissen wir nicht, wohin sie sich mit der jungen Inderin gewandt haben."  
      Mit Rolfs Entschluß waren wir einverstanden. Da die Nacht noch nicht vergangen war, bat Balling Rolf, ihm etwas von solchen geheimen indischen Sekten zu erzählen, wie wir hier eine angetroffen hatten.  
     
     
     
     
      3. Kapitel  
      Wieder in Freiheit  
     
      Rolf überließ es mir, Balling etwas über indische Religion und indisches Sektenwesen zu erzählten. Ich berichtete ausführlich. Den Schluß meines Berichtes fasse ich hier in Kürze zusammen:  
      „Die bhutanische Bevölkerung gehört zur tibetanischen Rasse. Deshalb trifft man in Bhutan noch oft den tibetanischen Glauben an, vor allem die Lehre von der Seelenwanderung. Sie ist die einzige Erklärung für den merkwürdigen Kult, der auf dem höchsten Gipfel der Erde herrscht. Die Annahme, daß die einen sich auflösenden Körper verlassende Seele wieder einen neuen Wohnsitz zu suchen hat, um ihre Fortdauer zu sichern, erlaubte die Anbetung eines Menschen, auf den sich die Fülle des göttlichen Geistes herabgelassen habe.  
      In Tibet selbst ist es der Dalai Lama. Er ist kein Hoherpriester, kein Stellvertreter der Gottheit, sondern die Gottheit selbst, Schöpfer und Erhalter der Erde, Lenker der Himmelsbahnen, Spender unserer Lebenslose, Richter über gerechte und böse Handlungen.  
      Die Tibetaner sehen die Hülle ihrer Gottheit geboren werden und sterben aber in dem Augenblick, da der Körper von dem Geist bewohnt wird, der ihnen am höchsten steht, unterscheiden sie Äußeres von Innerem nicht mehr, sondern halten die vergängliche Kleidung der Gottheit für von ihr selbst durchdrungen und untergetaucht in
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