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Rolf Torring 097 - Gefährliche Feinde

Rolf Torring 097 - Gefährliche Feinde

Titel: Rolf Torring 097 - Gefährliche Feinde
Autoren: Hans Warren
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verschwunden. Nur die nackten Wände blickten uns an. Selbst der Fahrstuhl nach dem darüberliegenden Raum war schon abmontiert.  
      In jedem Stockwerk waren noch Räume, die wir zum ersten Male sahen. Leider konnten wir jetzt nicht mehr den Zweck feststellen, dem sie gedient hatten, denn sie waren alle schon ausgeräumt.  
      Als wir den Raum betraten, in dem wir gefangen gelegen hatten, schaute ich unwillkürlich nach dem Schacht, durch den wir entflohen waren. Man konnte nichts entdecken; deshalb war den Indern auch unsere Flucht noch immer ein Rätsel.  
      Von der Plattform des Felsens sahen wir noch einmal hinab auf die Lichtung. In dem Augenblick kam der Morgen herauf und übergoß den Urwald mit seinem jungen Licht. Es war ein herrlicher Anblick. Verwundert schaute ich auf den Inder, der sich umgewandt hatte und allerlei merkwürdige Zeichen machte.  
      Wir mußten den Felsen wieder verlassen. Im Grunde hatten wir nicht das gesehen, was wir zu sehen gehofft hatten, denn die Gesamteinrichtung des Tempels war schon abtransportiert worden. Die Inder hatten rasch gearbeitet  
      Der Alte führte uns wieder hinunter und brachte uns bis auf die Lichtung. Hier lag schon das Tigerfell.  
      „Sahib," sagte der alte Inder zum Abschied, ehe er sich verneigte, „wenn du Dschira wiedersiehst, bitte die junge Göttin, zu uns zurückzukehren. Wir alle warten sehnsüchtig auf sie."  
      Rolf versprach es. Wir verabschiedeten uns.  
      Am meisten freute sich Balling, daß er sein Tigerfell hatte. Der Inder bat uns, am Ende der Lichtung zu warten, damit wir Zeuge eines großartigen Schauspiels würden. Er kehrte in den Felsentempel zurück Wir wanderten über die Lichtung, an deren Rande Wir stehenblieben.  
      „Worauf warten wir, Herr Torring?" fragte Balling, der unser Gespräch mit dem Inder nicht gehört hatte.  
      „Die Inder bringen den Felsen zum Einsturz. Der Alte hat uns gebeten, Zeuge des Schauspiels zu sein."  
      „Warum wollen sie ihn denn zerstören? Sie brauchen doch nicht zu befürchten, daß wir sie verraten."  
      „Das erfordert der eigenartige Kult der Sekte, Herr Balling. Sie gehen lieber selbst zu Grunde, als daß sie Fremden, Andersgläubigen, Einblick in ihre Kultstätten gewähren."  
      Balling hob den Arm: „Es geht schon los!"  
      Eine dumpfe Detonation erfolgte. Unter uns bebte die Erde. Der Felsen bekam deutlich sichtbare Risse und Sprünge. Eine zweite Explosion. Langsam sank der bienenkorbähnliche Hügel in sich zusammen. Schwarze Rauchwolken stiegen aus den Trümmern hervor.  
      „Die Inder haben den Tempel nicht verlassen!" rief ich erschrocken.  
      „Sie haben sich mit dem Tempel geopfert," sagte Rolf ernst.  
      „Darin liegt Größe," stellte Balling fest.  
      „Vielleicht gibt es noch einen zweiten Ausgang," meinte ich.  
      „Zurück nach Chirang!" ordnete Rolf an. „Morgen verlassen wir die Stadt und fahren südwärts."  
      Nach anstrengendem Marsch erreichten wir Chirang und suchten das Haus des Kaufmanns Khuvata auf. Der Verwalter hatte sich unseretwegen schon große Sorgen gemacht und war im Begriff, die Polizei zu benachrichtigen.  
      Rolf beruhigte ihn und sagte, daß die Angelegenheit — wenigstens vorläufig — in Ordnung sei.  
      Wir schliefen am Vormittag gründlich aus und gingen am Abend ins Hotel, wo wir die letzten Stunden verbringen wollten.  
      Balling hatte seine Wette gewonnen: er konnte das Tigerfell zeigen. Wir bezeugten seinen einwandfreien Schuß.  
      Den Herren von der Polizei schien es dennoch unmöglich, daß ein Mensch allein einem Tiger auf freier Wildbahn entgegengehen könnte. Wir mußten das Erlebnis wiederholt in allen Einzelheiten berichten.  
      „Herr Balling ist ein Kunstschütze!" rief ich begeistert. „Hoffentlich zeigt er Ihnen einmal seine Pistolenhandhabung. "  
      Ich freute mich bereits auf die verblüfften Gesichter der Polizisten, die sie bei dem Salto ziehen würden.  
      „Wenn Sie noch Lust zum Wetten verspüren, kommen Sie mit auf den Hof hinaus, meine Herren!" sagte Balling.  
      Alle folgten, ohne Ausnahme. In einiger Entfernung sah Balling eine Fahne, die auf dem Dach eines Hauses wehte. Er deutete darauf und sagte:  
      „Kann jemand von Ihnen mit zwölf Schuß den Anfangsbuchstaben seines Namens als Monogramm in die Fahne schießen?"  
      „Unmöglich!" riefen sofort einige Polizisten und andere Hotelgäste, die das Gespräch gehört und sich
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