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Rolf Torring 086 - Pongos schwerster Kampf

Rolf Torring 086 - Pongos schwerster Kampf

Titel: Rolf Torring 086 - Pongos schwerster Kampf
Autoren: Hans Warren
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Tiere, die berüchtigt waren und mehrere Menschen und viel Vieh gerissen hatten. Unter den Tigern waren fünf ausgesprochene ,man-eaters', Burschen, die auch britische Jäger auf dem Gewissen hatten. Dem Tiger, den Sie heute kennen gelernt haben, spüre ich ein halbes Jahr nach. In dieser Zeit hat er sich bereits vierzehn Eingeborene geholt."  
      „Das ist viel!" mußte Rolf zugeben.  
      „Soviel haben wir amtlich feststellen können," fuhr der Colonel fort. „Die Zahl wird noch größer sein. Sie wissen ja, daß die Eingeborenen einen in der Plantage gerissenen Kameraden lieber schnell verscharren, als daß sie Meldung erstatten."  
      „Glauben Sie," fragte Rolf, „daß der Tiger nicht nur reißt, um seinen Hunger zu stillen, daß er aus Mordlust Menschen angreift?"  
      „Das ist schwer festzustellen," antwortete der Colonel. „Es soll Tiger geben, alte Einsiedler, die aus Blutgier Menschen, die als das am leichtesten zu schlagende Wild gelten, angreifen und töten."  
      „Sind die Überreste der Opfer gefunden worden?" fragte Rolf weiter. „Gibt es nur die eine Möglichkeit, daß der Tiger sie angefallen hat?"  
      „Wir haben nur die Reste von acht Menschen gefunden," gab der Colonel an. „Bei ihnen war es einwandfrei erwiesen, daß sie vom Tiger gerissen worden sind. Die anderen sechs mag er ins Dickicht verschleppt haben."  
      „Er hält sich also stets in der Nähe der Stadt, bei den beiden Plantagen auf?" warf ich ein.  
      Der Colonel nickte. Da sagte Rolf sehr ernst:  
      „Wenn der Tiger die Nähe der Stadt bevorzugt, verstehe ich nicht ganz, daß man die Überreste der sechs nicht gefunden hat. Glauben Sie ganz ernsthaft daran, daß der ,man-eater' sie so weit in den Urwald verschleppt hat, daß Sie nicht einmal durch Raubvögel auf die Stellen aufmerksam gemacht worden wären, wo die Reste sich befanden?"  
      „Auf den Gedanken bin ich noch nicht gekommen," mußte Colonel Lesley zugeben. „Daran ist wohl das Gerücht schuld, das von einem unheimlichen Wesen spricht, das sich im Dschungel aufhält. Ich habe mehrfach mit dem Gedanken gespielt, daß der Tiger das unheimliche Wesen sein könnte. Sie haben recht: diese sechs Mann braucht nicht der Tiger gerissen zu haben. Es war übrigens auffällig, daß es sich bei den sechs nicht um Plantagenarbeiter, sondern um angesehene, meist sehr vermögende Bürger handelte. Damit will ich nicht sagen, daß der Tiger einen Unterschied zwischen Eingeborenen und Weißen, zwischen armen und reichen Menschen machen würde. Aber die Europäer hielten sich nicht unmittelbar in den Plantagen auf, die der Tiger nachweislich bevorzugt. Sie hatten teilweise die Absicht, ihn zu jagen, teilweise mögen sie in seiner Nähe auf ihren geschäftlichen Wegen und Fahrten vorbeigekommen sein. So etwa habe ich mir die Sache bisher vorgestellt. Jetzt meine ich, man könnte auch anders darüber denken. Übrigens waren unter den sechs Nichtgefundenen auch ein paar vermögende Inder, wie mir soeben einfällt."  
      Der Colonel schwieg. Rolf sagte eine Weile auch nichts, aber man sah seinem Gesicht an, daß er scharf nachdachte.  
      „Es ist doch sonderbar," begann er, „daß alle Verschwundenen angesehene, vermögende Bürger der Stadt waren. Ob es sich dabei um Europäer gehandelt hat oder um Inder, spielt kaum eine Rolle. Bei den Plantagenarbeitern fand man, was der Tiger von den Mahlzeiten übrig gelassen hatte, bei den Menschen einer gehobenen Gesellschaftsschicht fand man nichts."  
      „Der Tiger muß mich vollständig nervös gemacht haben," gab der Colonel zu, „daß mir solche oder ähnliche Gedanken nicht schon selbst gekommen sind."  
      Rolf lächelte.  
      „Und nun erzählen Sie bitte eingehend," sagte er dabei, „was Sie von dem unheimlichen Wesen wissen. Vergessen Sie dabei auch nicht, genau zu berichten, was man sich von dem Dschungelteich zwischen den Plantagen zuflüstert."  
      „Richtig, das wollte ich ja noch erzählen!" rief Lesley. „Als Fürst Ahuri das Land für die Plantagenplätze verkaufte, schloß er die Dschungelwildnis mit dem Teich aus. Über seine Weigerung gab er keine Erklärung ab, obwohl er von der Gesellschaft, die die westliche Plantage kaufte, dadurch eine bedeutend niedrigere Kaufsumme erhielt.  
      Ich denke mir, daß eine Familiensache den Fürsten davon abhielt, das Stück Land zu verkaufen. Auch indische Fürstenfamilien haben ihre ungeschriebenen Gesetze, die sie einhalten müssen.
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