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Rolf Torring 079 - Doktor Gallas Spinnen

Rolf Torring 079 - Doktor Gallas Spinnen

Titel: Rolf Torring 079 - Doktor Gallas Spinnen
Autoren: Hans Warren
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eingemischt haben, bringen Ihnen erst die großen Spinnen. Sie wissen schon zu viel! Kommen Sie!"  
      Er zog mich am rechten Arm fort.  
      Ich hatte das Gefühl, als machte ich nach einer langen Krankheit die ersten unbeholfenen Gehversuche.  
      Doktor Galla führte mich den Geheimgang entlang.  
      Vor mir war plötzlich eine breite Falltür offen, in die er mich hinabzog. Ich zählte zehn Stufen. Wir gingen also in den Keller des Tempels hinunter.  
      Der Doktor stieß unten eine Tür auf. Blendende Helle schlug mir entgegen. Im ersten Augenblick mußte ich die Augen schließen. Ich fühlte mich einige Schritte zur Seite geführt und dann auf einen Sitz gedrückt.  
     
     
     
      5. Kapitel  
      Die Riesenspinnen  
     
      Als ich die Augen aufschlug, sah ich, daß ich mich in einem Raum befand, der die gleichen Ausmaße hatte wie das Laboratorium oben im Haus. An der mir gegenüberliegenden Wand standen einige Götterbilder, die einen schrecklichen Eindruck machten. Sie waren früher, als der Tempel noch seiner eigentlichen Bestimmung diente, von den Gläubigen verehrt worden. Doktor Galla hatte sie nur zusammengestellt.  
      Vor den Götterbildern erhob sich ein mächtiger, glatter Stein, ungefähr einen halben Meter hoch. Auf seiner oberen Platte lag Rolf, lang ausgestreckt. Er blickte mich aus trostlosen Augen an und machte den Versuch eines Nickens.  
      Er fühlte wohl wie ich, daß Goulden zu spät kommen würde. Die vereinbarte Stunde Wartezeit war längst nicht vorbei. Wir waren zu schnell in die gefährliche Falle getappt.  
      Sicher sollten wir hier das gleiche Schicksal erleiden wie Professor Cambrian und der junge Woodford.  
      Doktor Galla trat an den Stein, der früher wohl als Opferaltar gedient hatte. Er stand zu Füßen Rolfs.  
      „Es tut mir leid, meine Herren, daß ich Sie töten muß," sagte Doktor Galla. Seine Stimme hatte den Hohn etwas verloren. „Ich habe Ihre Abenteuer stets mit Interesse verfolgt und weiß, daß Sie aus guten, ehrlichen Motiven handeln. Für mich aber sind Sie zu gefährlich geworden. Es war Ihr Unglück, daß Sie mit Professor Cambrian zusammengetroffen sind. Er durfte Ihnen meinen Namen nicht nennen, sonst hätten Sie sich doch mit mir beschäftigt. Das wußte ich. Deshalb lähmte ich ihn durch den Stich mit einer vergifteten Nadel vom Nachbarabteil aus. Der Zugschaffner hat nur nicht gut hingesehen. Ich befand mich selbstverständlich darin."  
      Er machte eine Pause. Rolf raffte sich auf und fragte mühsam, mit leiser, kaum vernehmbarer Stimme:  
      „Weshalb hassen Sie den Professor? Und umgekehrt er Sie?"  
      Ich merkte sofort, daß Rolf den Doktor nur zu langen Erzählungen bewegen wollte, um dadurch Zeit zu gewinnen. Er hoffte, daß Goulden mit Pongo vielleicht noch rechtzeitig den Weg in den Keller der Götterbilder finden würde. Meine Hoffnung war sehr gesunken; sie existierte praktisch überhaupt nicht mehr.  
      „Weshalb ich ihn hasse? Weil er mir das Mädchen geraubt hat, das ich geliebt habe! Sie wies mich ab und wollte ihm die Hand zum Ehebunde reichen. Ich habe sie getötet. Er ahnte es. Aber er konnte keinen Beweis dafür erbringen. So entstand sein Haß und wuchs immer mehr. Er war klug. Er ahnte sofort, daß ich meine Hand im Spiele hatte, als in Nepal ein Fürst auf geheimnisvolle Weise starb, von den Göttern durch ein unbekanntes Tier gerichtet, wie es hieß. Ich war das Werkzeug. Daher stammt mein Reichtum. Ja, reich wollte ich sein, reich mußte ich werden, da Christine mich seinerzeit nur abgewiesen hatte, weil ich arm war, weil ich nichts besaß als das, was ich auf dem Körper trug. Aber sie hatte mich unterschätzt! Da — Köpfchen, Köpfchen! Das ist ein Reichtum, der sich nicht mit Gold aufwiegen läßt. Cambrian, der von Haus aus reich ist, hat es mich wissen und fühlen lassen, daß er von meiner Schuld überzeugt ist. Deshalb kam ich nach Benares, um ihn aus dem Wege zu räumen. Nur meinetwegen, um mich zu beobachten, hat er auf dem Turm seiner Besitzung ein Fernrohr aufgestellt. Gute Ferngläser sind daneben eingebaut. Da Professor Cambrian oft in Kalkutta zu tun hatte, ging auch ich dorthin. Hier, meine Herren, das haben Sie wohl nicht geahnt!"  
      Er riß sich Bart und Perücke ab, und der Totenschädel des Doktor Haggin aus der Eisenbahn wurde sichtbar.  
      „Geahnt habe ich es," sagte Rolf matt, „weil Woodford hier an der Mauer Ihrer Besitzung gefunden wurde. Vielleicht ist
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