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Rolf Torring 077 - Schrecken der Sunderbans

Rolf Torring 077 - Schrecken der Sunderbans

Titel: Rolf Torring 077 - Schrecken der Sunderbans
Autoren: Hans Warren
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werden, um die Gefangenen befreien zu können.  
      Das Motorboot glitt leise der Strommitte zu. Leider lagen wir so tief im Boot, daß wir nicht sehen konnten, wohin die Fahrt ging. Nach kurzer Zeit rauschten die Zweige eines dichten Busches am Rumpf des Bootes vorbei. Wir wurden emporgehoben.  
      Wir befanden uns in der Bucht, die wir bereits am Tage unter Pongos Führung besucht hatten. Wir sollten also doch in den alten Turm gebracht werden! Rolfs Plan war bis jetzt wunschgemäß in Erfüllung gegangen.  
      Der verhältnismäßig junge Inder, der vorhin schon die höhnischen Worte geäußert hatte, sprach weiter:  
      „Die Polizei ist oft genug dicht an unserem Versteck vorbeigefahren, ohne zu ahnen, wo die Gefangenen waren. Das vergebliche Suchen zu beobachten, hat uns stets Vergnügen gemacht. Sie sehen, Herr Inspektor, daß wir schlauer waren als die Polizei. Schade, daß Sie Ihr jetzt erlangtes Wissen nicht mehr anwenden und einsetzen können! Morgen werden Sie nicht mehr leben. Das Lösegeld für Ihre Frau und Ihre Tochter wird die Regierung zahlen. Für die Hinterlassenen eines tüchtigen Beamten wird den Herren die Summe von tausend Pfund nicht zu hoch sein. Wir töten nur, wenn es unbedingt sein muß."  
      Wir wurden den schmalen Pfad entlang getragen, der zum Turm führte. Die Entscheidung nahte. Die Inder mußten gleich das Verschwinden ihrer beiden Wächter bemerken. Als wir die Lichtung erreichten, standen die Leute, die uns trugen, still. Der Sprecher sagte:  
      „Unsere beiden Wächter im Turm geben uns nur dann ein Zeichen, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Das ist nicht der Fall. Wir können den Turm, den wir zufällig fanden und unseren Zwecken dienstbar machten, betreten, um Sie in die Kerker zu werfen. Sie, Herr Inspektor, werden Ihre Frau und Ihre Tochter wiedersehen. Schade, daß Sie sich nicht bewegen können!"  
      Wir hatten Glück. Wie leicht hätten die Inder mit den Wächtern ein Zeichen verabredet haben können, das sie geben mußten, um anzuzeigen, daß alles in Ordnung sei. So wurden wir ohne Zwischenfall über die Lichtung getragen. Der Sprecher tastete an der Tür des Turmes herum und erklärte dabei:  
      „Hier sind natürlich ein paar Fallen, die Neugierigen, die dem Turm einen Besuch abstatten wollen, schlecht bekommen würden. Die erste habe ich eben abgestellt. Im Eingang befindet sich die zweite."  
      Er öffnete die Tür, schaltete die Taschenlampe ein und drückte an der rechten Wand des Einganges einen kleinen Hebel hinunter.  
      „Wir können jetzt ruhig zur Treppe gehen," sagte er dann. „Auf der Treppe lauert eine dritte Falle, die ich auch gleich abstellen werde."  
      Wir wurden auf die Treppe getragen und — lernten eine Bauweise der Inder kennen, die uns noch unbekannt war. Wir hatten den Turm gründlich untersucht, darauf waren wir nicht gekommen.  
      Der Inder war so liebenswürdig, uns auch hier die Erklärung nicht vorzuenthalten. Offensichtlich bereitete es ihm eine hämische Freude, den Inspektor und uns durch seine Worte zu quälen.  
      „Sehen Sie, meine Herren, ich drücke auf die Verzierung des Treppengeländers, dadurch öffnet sich der Eingang zu den Kellern."  
      Mit leisem Schnarren wichen die untersten vier Stufen der Treppe zur Seite. Eine gähnende Öffnung wurde sichtbar, in die der Inder den Schein seiner Taschenlampe richtete. Stufen führten in die Tiefe, über die wir hinab getragen wurden. Wir befanden uns in einem kleinen, runden Raum, dessen Wände mächtige Steinquadern bildeten.  
      Verschiedene Türen aus altersschwarzem Holz mündeten hier. Der Inder öffnete lachend die eine und sagte:  
      "So, Herr Inspektor, Ihre Angehörigen sollen Gelegenheit haben, sich von Ihnen zu verabschieden."  
      Aus der Tür wankten zwei Frauengestalten, die sich aufschreiend über Black, den die Inder neben uns auf den Boden gelegt hatten, warfen. Jetzt mußte die Entscheidung fallen. Der Inspektor konnte unmöglich weiter den Gelähmten spielen.  
      Und wirklich: mit lautem Jubelruf schlang er die Arme um seine Lieben.  
      Im gleichen Augenblick sprangen wir auf, rissen Taschenlampen und Pistolen heraus. Rolf rief den Indern, die der plötzliche Schreck anscheinend gelähmt hatte, ein donnerndes „Hände hoch!" entgegen. Das scharfe Kommando brachte den Inspektor sofort in die Wirklichkeit zurück. Er löste sich schnell aus den Armen seiner Angehörigen und stand schon neben uns, ebenfalls
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