Rolf Torring 077 - Schrecken der Sunderbans

Titel: Rolf Torring 077 - Schrecken der Sunderbans
Autoren: Hans Warren

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hat, der sich über das, was er sieht und hört, nicht in völliges Schweigen hüllt. Das Hemd sitzt jedem näher als der Rock."
      Inspektor Black, ein zwar nicht einsilbiger, aber im Grunde stiller Mensch, hatte kaum je so viel zusammenhängend erzählt. Rolf und ich hatten ihn nicht unterbrochen, denn was er sagte, war die grundlegende Einstellung der Briten, die ihre innere Wahrhaftigkeit hatte. Selten aber konnte man es erleben, daß ein Beamter so aus sich herausging. Die Sorge um die eigenen Angehörigen mochte Black gesprächig gemacht haben.
      „Versuchen müssen wir unbedingt," nahm Rolf den Faden wieder auf, „aus den Fischern etwas herauszubekommen. Es will mir durchaus einleuchtend erscheinen, daß die Bande Pongo in den Wachtturm verschleppt hat, der auf der Skizze Kasis angegeben war. Es würde schon genügen, wenn die Fischer bestätigten, daß die Banditen in der Richtung des Turmes abgefahren sind."
      „Ihre Vermutung," erwiderte Black, „ist bestimmt nicht von der Hand zu weisen, aber sie muß nicht unbedingt stimmen. Ich könnte mir ebenso gut vorstellen, daß die Überwältiger Pongos mit ihm in Richtung Hafen gefahren sind, um ihn auf einen Schoner, dessen Besitzer zur Bande gehört, zu verstauen. Ich wohne ziemlich weit vor der eigentlichen Stadt. Sie könnten also auch nach links gefahren sein. Sehen Sie! Dort kommt das Rennboot schon."
      „Es scheint ein wirklich schnelles Fahrzeug zu sein," sagte Rolf bewundernd und betrachtete das schnittige graue Boot, das von links angeschossen kam. „Die Mitglieder der Bande, die Pongo gefangen haben, werden wir wohl kaum mehr einholen können. Ihr Vorsprung ist zu groß. Und ihr Boot wird auch nicht zu den langsamsten gehören."
      „Es soll das schnellste Boot der Sundarbans sein," meinte Black grimmig. „Hallo, Mackenzie, hierher!"
      Der hagere, sehnige Polizist auf dem Rennboot, der das Steuer handhabte, schwenkte scharf gegen das Ufer, rief ein kurzes Kommando, auf das sein Begleiter die Schraube sofort auf Rückwärtsgang schaltete, so daß sich die Geschwindigkeit zusehends verringerte. Das Boot bäumte sich vorn in die Höhe infolge des scharfen Bremsens, glitt sanft ans Ufer und wurde von Black aufgefangen.
      Schnell bestiegen wir das Boot. Die Polizisten grüßten, und Black sagte:
      „Mackenzie und Brown gehören zu meinen tüchtigsten Leuten. Sie sind energisch und umsichtig, dazu tapfer. Das sind die Herren Torring und Warren," wandte er sich an die Polizisten, „über ihre Abenteuer haben Sie schon eine Menge Zeitungsberichte gelesen. Es ist eine Ehre für uns, mit solchen Männern zusammenzuarbeiten. Sie haben außerdem der britischen Regierung manchen unschätzbaren Dienst geleistet. Machen Sie mir also keine Schande, meine Herren!"
      Die beiden Polizisten bestätigten ihr Versprechen wortlos durch ein Kopfnicken. Ich betrachtete aufmerksam die energischen, von der Sonne der Tropen gebräunten Gesichter, die kräftigen, drahtigen Figuren und die gewandten, sicheren Bewegungen. Wir hatten sicher in ihnen zwei Helfer, die wertvolle Dienste bei der Entlarvung und Dingfestmachung der Verbrecherbande leisten konnten.
      Rolf nickte beiden freundlich zu und sagte zum Steuermann:
      „Herr Mackenzie, wir wollen zuerst zum Boot der beiden Fischer auf der Strommitte. Wir wollen sie ausfragen, ob ihnen etwas Verdächtiges aufgefallen ist. Hat Ihnen Inspektor Black bereits gesagt, was wir vorhaben?"
      „Nein, Herr Torring," schaltete sich der Inspektor ein. „Ich wollte telefonisch darüber kein Wort verlieren. Ich hatte auch keine Zeit dazu."
      „Im Augenblick suchen wir unseren schwarzen Gefährten Pongo, den Neger, der von den Mitgliedern der Gesellschaft, die hier allgemein der 'Schrecken der Sundarbans' genannt wird, wahrscheinlich betäubt, sicher geraubt und entführt worden ist. Von Pongos Taten werden Sie bereits gelesen haben. Er ist ein Kerl, der sich nicht ohne weiteres überwältigen und wegschleppen läßt. Er muß also durch eine List überwältigt worden sein. Vor zwanzig Minuten etwa ist der Überfall im Garten des Inspektors geschehen. Wir haben eine Vermutung, wohin er verschleppt worden sein könnte. Die Fischer dort müßten uns mit Bestimmtheit sagen können, ob hier vor kurzem ein schnelles Motorboot angelegt hatte."
      Mackenzie ließ die Schraube rückwärts laufen, beschrieb einen knappen Bogen, der das Boot vom Land abbrachte, und ließ seinen

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