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Rolf Torring 076 - Der Dämon von Puri

Rolf Torring 076 - Der Dämon von Puri

Titel: Rolf Torring 076 - Der Dämon von Puri
Autoren: Hans Warren
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Aufständischen hätten wir nie gemeinsame Sache gemacht.  
      Der Alte schloß einen Augenblick die Augen. Er schien es nicht fassen zu können, daß zwei Menschen die sichere Rettung vor einem grausamen Tod ausschlugen. Vielleicht hatte er schon von uns gehört und wollte uns gerade deshalb für die Aufständischen gewinnen, denn wir konnten ihnen sicher viel nützen.  
      Er hatte eine große Enttäuschung zu überwinden, ehe er weitersprechen konnte. Schließlich riß er die Augen weit auf. In ihnen lag eine ganze Welt von Zorn und Haß.  
      „Gut," sagte er, „dann geht in einen Tod, wie er schrecklicher nicht sein kann! Sahibs, ihr seid Narren! Ihr wollt den Engländern helfen, die euer Land besiegt haben. Narren können wir nicht gebrauchen. Fort mit euch!"  
      Er machte eine energische Handbewegung und rief den Indern, die uns hielten, einige Worte zu. Sofort wurden wir aus dem Raum gezerrt. Wir kamen wieder in die Eingangshalle und sahen dort den jungen Inder, der uns so raffiniert in die Falle gelockt hatte.  
      Jetzt zeigte er uns ein höhnisches Gesicht und sagte:  
      „Sahibs, ich habe versprochen, euch zu Hanu zu führen. Kommt! Ihr werdet ihn bald sehen. Dann werdet ihr immer mit ihm zusammenbleiben. Es tut mir leid, wenn das Zusammenkommen mit dem ,Dämon von Puri' anders aussieht, als die Sahibs sich gedacht haben."  
      Er lachte kurz auf und sagte ein paar Worte zu den Leuten, die uns mit sich schleppten. Unsere Füße wurden nach hinten gerissen und festgehalten. Wieder wurden wir getragen, so gefesselt, daß wir uns kaum rühren konnten, so brutal geknebelt, daß wir keinen Ton ausstoßen konnten.  
      Bevor wir aus dem Tempelgebäude herausgetragen wurden, schlangen die Fanatiker uns ein dickes Tuch um den Kopf. Wir konnten nicht einmal wahrnehmen, wohin wir verschleppt wurden, und hatten genug damit zu tun, um genügend Atem zu schöpfen.  
      Der alte Inder hatte die Schlucht als Ziel angegeben, an der sich die Polizisten des Inspektors Black befanden. Das wäre fast indianische Tücke gewesen, uns im Angesicht dieser Männer sterben zu lassen und kurze Zeit später die Verwirrten selbst zu überfallen und zu töten.  
      Wie sie das fertigbringen wollten, konnte ich mir nicht vorstellen. Die Polizisten, in den Tropen erfahrene Männer, die die Schliche der Asiaten kannten, mußten bemerken, wenn wir in ihre Nähe getragen wurden.  
      Wenn wir erst bei Anbruch des Morgens sterben sollten, wie wollten die Inder verhindern, daß wir uns in der langen Zeit entweder befreien oder bemerkbar machen konnten?  
      Es mußte eine raffinierte, teuflische Sache sein, die sie vorbereitet hatten. Und es zeugte von ihrer Sicherheit, daß sie das Spiel so weit trieben. Wenn wir zufällig entdeckt wurden, war ihr Plan verraten. Dann konnte das Attentat auf den Eisenbahnzug nicht verübt werden, dann war damit das Zeichen zur allgemeinen Erhebung vernichtet  
      Während mein Körper durch die Bewegungen der Träger gleichmäßig hin und her geschaukelt wurde, versuchte ich, sowohl meine Handgelenkfesseln durch gleichmäßige Bewegungen zu lockern als den Knebel möglichst zusammenzubeißen und mit der Zunge herauszustoßen.  
      Aber weder das eine noch das andere gelang mir. Die Inder hatten ihre Sache zu gut gemacht. Sie schienen „Fachleute", Spezialisten auf dem Gebiet zu sein. Die Lederschlinge um meine Handgelenke verursachte mir durch meine Versuche nur starke Schmerzen. Bei dem Versuch, den Knebel herauszustoßen, wäre ich beinahe erstickt.  
      Das minderte meine Zuversicht, mich vielleicht selbst befreien oder mich wenigstens über eine weite Strecke hin bemerkbar machen zu können, gewaltig.  
      In ähnlichen Lagen war sonst Pongo unsere Hoffnung. Der schwarze Riese hatte schon die tollkühnsten und unglaublichsten Sachen fertiggebracht, wenn es galt, uns aus der Gefangenschaft von Feinden zu befreien. Neben seiner Körperkraft besaß er nicht nur eine unendliche Geschicklichkeit, sondern verfügte auch über eine instinktsichere Schläue und ein Kombinationstalent sowie über eine Geistesgegenwart gerade in gefahrvollsten Augenblicken, daß man einfach nur staunen konnte.  
      Wenn der Alte die Wahrheit gesprochen hatte, war Pongo auch gefangen. Mit ihm Hanu. So sah es diesmal besonders schlimm aus. Wir konnten kaum auf Rettung hoffen.  
      Diese keineswegs angenehmen Gedanken bewegten mich während des Transports. Endlich — wir mochten eine halbe
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