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Rolf Torring 076 - Der Dämon von Puri

Rolf Torring 076 - Der Dämon von Puri

Titel: Rolf Torring 076 - Der Dämon von Puri
Autoren: Hans Warren
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      Ein hochgewachsener, schlanker Inder stand da, dessen Gesicht wir nicht erkennen konnten weil es im Schatten des Mondlichts lag.  
      Unsere Hände fuhren an die Kolben der Pistolen. Da machte der Inder eine abwehrende Handbewegung und sagte schnell:  
      »Sahibs, ich komme von Hanu. Ich soll die Sahibs zu ihm bringen. Er ist ganz in der Nähe."  
      Das war etwas anderes. Dann war der Inder sicher mit Pongo zusammen und mußte durch seine Leute schon erfahren haben, daß wir uns zum Westtor begeben hatten.  
      „Wo ist Hanu?" fragte Rolf aus Vorsicht.  
      „In dem Tempelgebäude neben dem Tore," sagte der Inder mit ehrfurchtsvoller Verbeugung. "Darf ich die Sahibs führen?"  
      Ohne unsere Antwort abzuwarten, schritt er uns voraus. Mir kam sekundenlang der Gedanke, weshalb Hanu nicht selbst erschienen war. Ich dachte auch daran, daß sich Posten der Fanatiker in der Nähe befinden könnten. Vielleicht wußte Hanu einen Weg, auf dem wir die Wachen umgehen konnten.  
      Da Rolf bereits hinter dem Inder einherschritt, schloß ich mich an. Ich kam nicht mehr dazu, meine Gedanken Rolf gegenüber auszusprechen, da wir das Tor des Tempelgebäudes bald erreicht hatten.  
      Unser Führer ging uns durch die Tür voraus. Das war für uns eine gewisse Beruhigung. Bei so gefährlichen Abenteuern ist es nie gut, wenn sich ein Unbekannter im Rücken befindet, mag er mit den besten Empfehlungen gekommen sein.  
      Wir kamen in eine kleine Halle, die leer war. Nur einzelne dicke Vorhänge an den Wänden zeigten, daß sich dort Zugänge zu Nebenräumen befanden.  
      Der junge Inder, der ein stolzes, kühnes Gesicht hatte, wie ich trotz der spärlichen Beleuchtung der Halle erkennen konnte, zog einen der Vorhänge zur Seite.  
      „Bitte, Sahibs," sagte er. "Hanu wartet."  
      Man lernt nie aus im Leben. Bevor der Inder sich verbeugte, bemerkte ich ein eigenartiges Aufblitzen seiner Augen. Schon wollte ich Rolf zurückhalten, schon fuhr meine Hand instinktiv an den Kolben der rechten Pistole, da sah ich in einem mäßig großen Raum den greisen Hanu, der an einem einfachen Steintisch über ein altes Buch gebeugt saß.  
      Ich vergaß den Blick des jungen Inders und betrat den Raum. Rolf war vorausgegangen. Hanu hob bei unserem Eintreten nicht den Kopf, mir schien sogar, als senkte er ihn noch tiefer.  
      Das gab mir zu denken. Mein Verdacht war sofort geweckt. Rolf räusperte sich. Als Hanu noch immer keine Bewegung machte, sagte er:  
      „Ich danke Ihnen für die Hilfe durch Ihre Leute. Sie haben uns aus einer unangenehmen Lage befreit. Wir müssen schnell aus der Stadt heraus zur Eisenbahnstrecke. Ein Attentat ist geplant. Ich kenne die Stelle. Die Fanatiker haben in ihrer Siegestrunkenheit, uns überwältigt zu haben, alles verraten. Wissen Sie einen sicheren Weg, auf dem wir an den Posten, die die Fanatiker bestimmt aufgestellt haben, vorbeikommen? Und wo ist Pongo geblieben?"  
      Endlich regte sich Hanu. Langsam hob er den Kopf. Als das Licht auf sein Gesicht fiel, erkannte ich, daß wir einen schweren Fehler begangen hatten, denn nicht Hanu saß dort am Tisch, sondern ein anderer greiser Inder, der in Haar- und Barttracht mit dem „Dämon von Puri" Ähnlichkeit hatte.  
      Sein Gesicht zeigte die helle Hautfarbe der Inder aus dem Norden. Die stolzen Züge waren zu einer grimmigen Miene verzerrt. Seine großen, dunklen Augen sprühten Haß. Er zeigte seine blendenden Zähne, als er die Lippen zu einem höhnischen Lachen auseinanderzog.  
      So schnell ich jetzt zur Pistole griff, unsere Gegner hatten die Falle zu gut gestellt. Während Rolf zu dem angeblichen Hanu sprach, mußten sie sich geräuschlos hinter uns geschlichen haben. Vielleicht hatte das alte Tempelgebäude geheime Öffnungen und Zugänge in den dicken Mauern, aus denen sie gekommen waren. Im Augenblick, als der fremde Inder den Kopf hob, waren wir schon wehrlos. Wieder waren uns dünne Lederschlingen um den Hals geflogen. Wir wurden mit solcher Gewalt hintenüber gerissen, daß ich glaubte, der Kopf würde mir abgerissen.  
      Der Schmerz, den mir das plötzliche brutale Zuschnüren der Kehle verursachte, raubte mir sekundenlang die Besinnung, wenn ich auch nicht gerade ohnmächtig wurde. Die kurze Zeitspanne genügte den Indern, um meine Arme auf den Rücken zu reißen und so zu fesseln, daß ich glaubte, die dünnen Lederriemen schnitten mir das Fleisch bis auf die Knochen durch.  
      Im nächsten
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