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Rolf Torring 076 - Der Dämon von Puri

Rolf Torring 076 - Der Dämon von Puri

Titel: Rolf Torring 076 - Der Dämon von Puri
Autoren: Hans Warren
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Augenblick hatte ich einen Knebel im Mund, den ich der Atemnot wegen öffnen mußte. Erst als der Knebel durch; eine dünne um das Genick führende Schnur befestigt war, wurde die würgende Schlinge um meinen Hals gelockert.  
      Kaum hatte ich die Besinnung einigermaßen wiedererlangt, als ich mich auf den greisen Inder, der ruhig am Tisch sitzen geblieben war und uns höhnisch lächelnd betrachtete, stürzen wollte. So stark waren meine Wut und mein Ingrimm über unseren neuen Hereinfall.  
      Da hatten mich schon kräftige Fäuste an den Armen gepackt und hielten mich mit eisernen Griffen fest. Gleichzeitig fühlte ich, daß eine Lederschnur um meine Füße geschlungen wurde, die die Inder brutal zusammenzogen.  
      Wir waren gründlich wehrlos gemacht. Der Inder am Tisch lächelte stärker und sagte:  
      „Sahibs, beinahe wäret ihr uns entkommen durch die Hilfe der Verfluchten, die sich um Hanu geschart haben. Die Säumigen meiner Leute, die euch die Flucht ermöglichten, werden statt eurer den Tod unter den Rädern des Wagens finden. Meine anderen Leute aber, die sofort den Plan entwarfen, wie ihr wieder gefangen werden könntet, werden belohnt werden."  
      Er machte eine Pause und nickte einigen Indern zu, die neben uns standen. Dann lächelte er und fuhr fort:  
      „Sahibs, ich habe euch eine Mitteilung zu machen, die euch erfreuen wird. Ihr braucht nicht allein zu sterben. Ihr bekommt Gesellschaft: Hanu und den riesigen Neger. Auch die beiden haben wir gefangen. Sie befinden sich an der Schlucht, die von den englischen Polizisten so scharf bewacht wird. Dort sollt ihr gemeinsam sterben. Die Engländer werden eure Körper sehen, wenn der Morgen erscheint. Bald darauf werden sie selbst tot sein. Unsere Bewegung ist nicht mehr aufzuhalten. Ich habe gehört, daß ihr Deutsche seid. Die Deutschen habe ich stets geachtet, denn sie haben von 1914 bis 1918 tapfer gegen unsere Feinde gekämpft. Es ist schade, Sahibs, daß ihr jetzt zu Freunden und Helfern der Briten geworden seid."  
      Wieder schwieg er und blickte uns lauernd an. Wenn er seine Worte ernst meinte, gab es für uns vielleicht einen Ausweg. Wenn wir fest erklärt hätten, daß wir mit den Aufständischen gegen die Engländer kämpfen wollten, wären wir sicher frei und in den Reihen unserer jetzigen Gegner geachtet gewesen.  
      Mancher hätte die Gelegenheit wohl ergriffen, denn es stirbt sich nicht so leicht, zumal nicht auf so grausame Art, wie die Asiaten sie ersinnen.  
      Für uns kam ein solcher Verrat nicht in Frage. Das wußte ich von Rolf, und das wußte Rolf von mir. Vielleicht waren die Worte des Inders nur eine Falle, eine neue Grausamkeit. Wir sollten erst neue Hoffnung schöpfen, damit uns die sich anschließende Verhöhnung um so niederschmetternder träfe.  
      Eine Unmutsfalte erschien auf der Stirn des Alten. Offenbar hatte er eine Veränderung unserer Mienen erwartet, vielleicht eine Zustimmung oder freudige Überraschung. Seine Stimme klang sehr scharf, als er fortfuhr:  
      „Sahibs, ihr scheint meine Worte nicht verstanden zu haben. Ihr wart doch die Feinde der Engländer, habt in dem großen Kriege gegen sie gekämpft. Wollt ihr jetzt ihre Freunde bleiben? Wollt ihr nicht die Gelegenheit benutzen, euch blutig an ihnen zu rächen? Englands Macht ist auf der ganzen Erde erschüttert. Großbritannien wird eine Machtposition nach der anderen aufgeben müssen, wenn Indien sich erhebt. Wollt ihr mit uns kämpfen? Dann nickt! Ich weiß, daß die Deutschen ihr Wort halten. Wenn ihr nickt, seid ihr im Augenblick frei, auch der Neger. Ihr werdet hohe Führerstellen in unseren Reihen erhalten. Wollt ihr mit uns kämpfen?"  
      Der Alte hatte sich ereifert und war bei den letzten Worten aufgestanden. Seine Augen sprühten, so zwingend blickte er uns an. Wir mußten ihn enttäuschen, denn er hatte recht gehabt, wenn er betonte, daß die Deutschen ihr Wort hielten. Wir hatten Polizei-Inspektor Black bereits versprochen, über die Sicherheit des Gouverneurs mitzuwachen.  
      Also bekam der Alte ein Kopfschütteln von uns zu sehen. Er schien zuerst nicht glauben zu wollen, daß wir sein Angebot ausschlügen, denn er wiederholte nach kurzer Pause:  
      „Sahibs, ich sagte, ihr sollt nicken. Dann seid ihr frei! Sonst sterbt ihr! Wollt ihr mit uns gegen die Briten kämpfen?"  
      Wieder erntete er ein doppeltes Kopfschütteln. Auch wenn wir noch einen Haß gegen die Engländer gehegt hätten, mit diesen
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