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Rolf Torring 075 - Der alte Schatz

Rolf Torring 075 - Der alte Schatz

Titel: Rolf Torring 075 - Der alte Schatz
Autoren: Hans Warren
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Dolch des Inders in Rolfs Brust einbohrte.  
      Da schnellte Pongo den rechten Arm hoch und zur Seite. Ebenso schnell zog er ihn wieder zurück und sagte ruhig:  
      „Gut sein, Masser Torring! Maha, faß!"  
      Während der Gepard mit dumpfem Aufheulen dem riesigen Inder entgegen stürzte, war mir noch gar nicht recht klar, was eigentlich geschehen war. Rolf stand noch aufrecht da. Er hatte nicht den geringsten Laut von sich gegeben, daß er etwa verletzt worden wäre.  
      Allein durch die Kraft, mit der der Dolch geworfen worden war, hätte er etwas zurück taumeln müssen. Dagegen sah ich jetzt, daß er die Pistole aus dem Gurt riß. Automatisch tat ich das gleiche.  
      Dann erst wurde mir klar, was Pongo fertiggebracht hatte. Mit unvorstellbarer Geschicklichkeit hatte er den Dolch, der auf die Brust meines Freundes zuwirbelte, im letzten Augenblick mit der Hand abgefangen. Ruhig hielt er ihn in der herabhängenden Rechten. Ich wußte aber, daß er jederzeit bereit war, ihn einem Gegner von sich aus in die Kehle zu schleudern.  
      In zwei oder drei gewaltigen Sätzen hatte Maha den Inder erreicht, der nach dem Wurf weitergelaufen war. Wie eine gelbe Flamme fuhr der Gepard an der braunen Gestalt hoch. Gegen den Anprall nützte auch die Kraft des Inders nichts.  
      Den Bruchteil einer Sekunde stand der Anführer noch aufrecht, dann stürzte er hintenüber. Fauchend stand der Gepard über seinem Gegner, bereit, sofort sein Gebiß zu gebrauchen, wenn der Überwältigte Miene machen sollte, sich zu wehren.  
      Aber der Riese lag bewegungslos. Entweder war er durch die Wucht des Sturzes betäubt worden. Vielleicht hatte die blutende Schläfenverletzung ihn ohnmächtig werden lassen. Oder er war durch die Überraschung, daß sein Dolchwurf ergebnislos geblieben war, gänzlich erstarrt.  
      Rolf schnellte herum und blickte den Inder, der mit uns zuerst gesprochen hatte, scharf an.  
      „Da ist euer Anführer!" sagte er. „Er kann jetzt nicht antworten. Was wollt ihr von uns?"  
      „Ich weiß es nicht, Sahib," stotterte der Gefragte. „Wir haben gehorcht, da der Anführer es befahl."  
      „Woher hat er die Wunde am Kopf?" fragte Rolf.  
      „Ich weiß es nicht, Sahib. Der Anführer entfernte sich von uns. Wir hörten einen Schuß. Als der Anführer zurückkam, blutete er. Er befahl uns, ihm zu folgen und die Sahibs zu stellen. Wir haben seinen Befehl ausgeführt."  
      Während er sprach, musterte er mit scheuem Blick Pongo, der ihm wohl wie ein übernatürliches Wesen erscheinen mochte.  
      „Aha," sagte Rolf. „Da sollten wir für andere leiden. Gut, daß Pongo auf dem Posten war. Ich hielt mich bereits für verloren. Was machen wir jetzt? Wer ist der nächste nach dem Anführer?"  
      „Sein Sohn, Sahib. Dort kommt er schon."  
      Aus dem Walde kam ein junger Inder, der auch die riesige Länge seines Vaters hatte, in langen Sprüngen herbeigeeilt. Rolf rief ihn an. Ohne sich um seinen Vater zu kümmern, der noch immer unter den Tatzen des fauchenden Maha lag, sprang er auf uns zu.  
      Ich erwartete eine neue stürmische Auseinandersetzung und richtete die Pistole auf den Herbeieilenden. Da geschah etwas Sonderbares, das wohl niemand erwarten konnte.  
      Der junge Inder stoppte kurz vor uns den raschen Lauf und hielt an. Eine Sekunde lang blickte er starr auf den silbernen Gürtel, den Rolf trug, dann verbeugte er sich tief und sagte:  
      „Sahib, ich sehe, Sie sind einer unserer Oberen. Befehlen Sie über uns!"  
      Jetzt machte sich die Kraft des alten Zaubergürtels also doch wieder einmal bemerkbar. Wir waren auf Inder gestoßen, die der Sekte angehörten, von dessen Oberpriester Magava Rolf den Gürtel als Geschenk erhalten hatte. Durch den Besitz des Gürtels war Rolf einer ihrer Oberen geworden.  
      „Ihr Vater griff uns an," sagte Rolf kurz, aber nicht unfreundlich. „Er muß wohl von anderen Europäern durch einen Schuß verletzt worden sein. Seine Sinne schienen getrübt. Wir werden es vergessen. Aber schaffen Sie ihn fort und lassen Sie uns weitergehen!"  
      Auf einen Wink des jungen Inders traten die anderen weit auseinander und verbeugten sich tief und ehrfurchtsvoll vor uns.  
      „Es geschehe nach Ihrem Willen, Sahib!"  
      „Gut! Vielleicht sehen wir uns noch, wenn wir unsere Aufgabe erfüllt haben. Maha, komm!"  
      Auf Rolfs Ruf ließ der Gepard sofort von seinem Gegner ab und kam zurück. Rolf winkte dem jungen Inder zu.
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