Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rolf Torring 074 - Der Zauber-Gürtel

Rolf Torring 074 - Der Zauber-Gürtel

Titel: Rolf Torring 074 - Der Zauber-Gürtel
Autoren: Hans Warren
Vom Netzwerk:
Hand und sagte mit tiefer, wohlklingender Stimme:  
      „Sahibs, ich grüße euch."  
      Wir erwiderten den Gruß, indem wir uns höflich verneigten. Der Alte kam zwei Schritte näher, blieb stehen und schien zu überlegen, was er weiter sagen sollte. Irgendwie würde er sein plötzliches Erscheinen erklären — ich konnte verstehen, daß ihm die Erklärung nicht leicht fiel. Er brauchte uns, die er als Eindringlinge in sein Land betrachten mußte, auch keine zu geben.  
      Immer noch wanderte der feste Blick seiner großen Augen über uns, von einem zum andern. Der Alte erschien mir mit seinem silbernen Gürtel wie eines der Wunder, an denen das Sonnenland Indien so reich ist. Wo mochte er hergekommen sein? Wie war es ihm möglich gewesen, durch den Urwald zu kommen, der gerade hier von Tigern und Giftschlangen voll sein sollte?  
      Indische Geheimnisse, wer wird sie jemals erklären können?  
      Ich blickte Rolf aufmunternd an. Wenn der alte Inder nicht sprechen wollte, sollte wenigstens mein Freund ihn fragen, was er hier suchte. Aber Rolf, der meinen Blick wohl verstand, schüttelte den Kopf.  
      Der alte Inder hob nochmals die Hand und sagte:  
      „Sahibs, ich bin erstaunt, Sie hier zu sehen. Gefährlich ist es an diesem Ort; hier wohnt ein Untier, in das ein böser Geist gefahren ist."  
      „Das Untier wollen wir gerade erlegen," sagte Rolf ruhig. „Ich wundere mich aber, daß Sie hierherkommen, wenn es so gefährlich ist."  
      „Mir weichen die Bestien der Wildnis aus," sagte der Alte ruhig. „Nur einen Feind habe ich, der auch vorhin meine Spur gefunden hat. Haben Sie ihn brüllen hören?"  
      „Das ist interessant!" rief Rolf. „Natürlich haben wir den Laut gehört. Ich vermutete, daß es ein Gaur war."  
      „Es ist auch ..." begann der alte Inder, wurde aber unterbrochen. Ein kurzes, schnaubendes Pfeifen erklang hinter ihm im Dickicht, dann prasselten die Zweige, und im nächsten Augenblick stürzte ein Riese aus den Büschen hervor.  
      Ehe wir erkennen konnten, mit welchem Schrecken der Wildnis wir es zu tun hatten, wirbelte der Körper des alten Inders schon hoch durch die Luft, überschlug sich und landete krachend im Bambus neben dem Wildpfad  
      Das Urwald-Untier aber, das so plötzlich aufgetaucht war, stürzte auf uns zu. Ich sah einen mächtigen Kopf, ein riesiges Gehörn, dann hörte ich Pongos erschrockenen Ausruf:  
      „Bogol"  
      Mechanisch riß ich die Mauser hoch, da krachte Rolfs Waffe zweimal hintereinander. Ich zielte auf den Schädel und drückte ab, sprang schnell zur Seite und drängte mich mit aller Kraft in die Bambusstauden.  
      Dicht neben mir raste das Tier vorbei. Ich erkannte zu meinem Schrecken, mit welch riesigem Rind wir es zu tun hatten. Das Tier mußte einer jener gefährlichen, alten Einsiedler sein, die auf jedes Lebewesen losgehen das sich in ihrer Nähe zeigt.  
      Pongo hatte „Bogo" gerufen, die afrikanische Bezeichnung für den Kaffernbüffel, der ebenso gefährlich ist wie das indische Wildrind. Ich gab noch einen Schuß ab, als der Stier an mir vorüber raste, dann geschah etwas Schreckliches.  
      Der Gaur erfaßte Rolf, der sich auch zur Seite werfen wollte, noch mit einem Horn. In hohem Bogen flog mein Freund in die Luft und stürzte zwei Meter vom Ufer entfernt in den Fluß.  
      Ich bekam einen entsetzlichen Schreck. Er mußte schwer verletzt sein, aber jetzt konnte ich mich nicht um ihn kümmern, denn der Gaur würde mich sofort angreifen.  
      Ich sandte ihm eine Kugel spitz von hinten zwischen die Rippen, ehe er sich umdrehen konnte. Die Kugel meiner Büchse mußte den ganzen Körper durchschlagen.  
      Trotzdem hätte ich einen neuen Angriff des Stiers erwarten müssen, da geschah etwas, das mich vor Staunen erstarren ließ. An mir vorbei schnellte Pongo in Sätzen, die einem Königstiger Ehre gemacht hätten. Der Gaur hatte gerade gebremst und warf sich herum. Als er noch quer zum Pfad stand, — saß Pongo bereits auf seinem Rücken. Ein funkelnder Blitz: seine Hand mit dem großen Haimesser fuhr hinab, und wie vom Blitz getroffen stürzte der Gaur zusammen.  
      Pongo hatte ihm das Messer ins Genick gestoßen. Schon einmal hatte er das Kunststück vollführt, das war in Afrika, im Herero-Land gewesen. (Siehe Band 47: „Unter Hereros".) Damals hatte ihn ein Kaffernbüffel angegriffen, unmittelbar von vorn, so daß sich Pongo über seinen Kopf hinwegschwingen mußte.  
      Jetzt war
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher