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Rolf Torring 054 ~ Die Indianer Südamerikas

Rolf Torring 054 ~ Die Indianer Südamerikas

Titel: Rolf Torring 054 ~ Die Indianer Südamerikas
Autoren: Hans Warren
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hinab, doch auf halbem Weg kam mir Rolf entgegen:  
      „Bleibe oben," rief er mir zu, „Pongo ist doch ein Teufelskerl! Er ist dicht hinter mir. Oder bleibe, wir können ihm helfen."  
      In dem matten Licht, das zwischen dem Laub des Baumes herrschte, erblickte ich endlich unseren schwarzen Freund der langsam emporkletterte.  
      Dann, als er dicht hinter uns war, sah ich erst, daß er in der linken Hand einen reglosen Körper trug. Erstaunt wollte ich fragen, was das zu bedeuten hätte, als vom Indianerdorf ein wilder Lärm erscholl. Die verschiedenen Rufe, die ich unterscheiden konnte, trugen aber den Ausdruck größten Schreckens und Entsetzens.  
      Als eine kurze Pause in dem Lärm eintrat, lachte Rolf und sagte:  
      „Ich glaube gern, daß sie erschreckt sind. Hier, n imm den Mann entgegen."  
      Pongo hatte den Leblosen mit mächtigem Schwung in die Höhe gehoben, sodaß wir ihn bequem ergreifen konnten. Schnell zogen wir ihn auf den Ast hinauf, im nächsten Augenblick stand Pongo neben uns und sagte ruhig:  
      „Pongo Indianer jetzt fesseln und anbinden. Masser immer nach oben gehen."  
      Er legte den Bewußtlosen in die starke Astgabelung, auf der er sich gerade befand, und zerschnitt die Kleidung des Gefangenen, um daraus die Fesseln anzufertigen.  
      Ich kletterte jetzt Rolf nach, der sich neben die beiden Geretteten hinsetzte.  
      „So," meinte er, „jetzt können wir sagen, daß wir wirklich gerettet sind. Unser Pongo ist doch wirklich ein Hauptkerl. So etwas hätte ich selbst ihm nicht zugetraut."  
      „Was hat er denn gemacht?" forschte ich begierig, „und wer ist der Gefangene, den er gemacht hat?"  
      „Das ist ja der zweite Sohn des Häuptlings," berichtete Rolf lachend. „Er muß ein tapferer Mann sein, denn er wollte sich gerade an der Spitze der Schar an unsere Verfolgung machen, als ihn Pongo aus dem Dunkel heraus ergriff und unschädlich machte. Jetzt erst scheinen die Indianer sein Verschwinden bemerkt zu haben. Pongo erzählte es mir ganz kurz, wie es seine Art und Weise ist. Aber daraus konnte ich mir das Ereignis gut vorstellen. Schon vorher im Dorf, als du, Hans, durch deine famosen Schüsse uns vor der Blendung bewahrt hast, konnten wir uns nur durch seine Energie befreien."  
      „Ja, wie war denn das?" forschte ich weiter, „ich sah ihn noch mit einem brennenden Ast in die Hütte springen. Was hat er gemacht?"  
      „Ich mußte den Ast halten," berichtete Rolf jetzt, „und da wir ja leider kein Messer bei uns trugen, hat Pongo seine gefesselten Handgelenke solange in die Flammen gehalten, bis er die brennenden Stricke zerreißen konnte. Du kannst vielleicht ermessen, was diese Tat bedeutet."  
      "Herrgott," rief ich entsetzt, „dann muß er sich ja sehr verbrannt haben."  
      „Er hat ziemlich schwere Brandwunden obwohl er sich sehr in acht genommen hat. Das hinderte ihn aber trotzdem nicht, aus der Hütte hinauszuschleichen. Wir hatten nämlich gesehen, daß das Gepäck und unsere Waffen in die Hütte des Häuptlings geschafft waren. Und Pongo hat es fertig gebracht, sie herauszuholen, dann machten wir den gewaltsamen Ausbruch, bis wir deine Stimme und Schüsse hörten."  
      „Donnerwetter," rief ich ehrlich begeistert. „Pongo ist doch wirklich ein Held, wie man ihn selten trifft. Jetzt haben wir ja gewonnen, denn beide Söhne des Häuptlings sind in unserer Gewalt. Außerdem werden wohl die Indianer auch eingesehen haben, daß mit uns absolut nicht zu spaßen ist. Ich glaube, daß wir morgen früh eine Einigung mit ihnen erzielen können."  
      „Der zweite Sohn des Häuptlings, Atra, ist gegen Europäer sehr rachsüchtig gesonnen," wandte da Doktor Neuhaus ein. „Er muß wohl einmal irgendein Unrecht erlitten haben, das er nicht vergessen kann. Ich fürchte, daß er uns sehr große Schwierigkeiten machen wird."  
      „Aber wir haben ihn ja in unserer Gewalt, Herr Doktor," lachte ich, „jetzt muß er sich hübsch nach uns richten, sonst kann es ihm schlecht ergehen."  
      „Na, Hans, sei nicht so siegessicher," meinte Rolf etwas bedenklich, „dieser Atra ist vielleicht so fanatisch, daß er selbst sein eigenes Leben hingibt, wenn wir nur ebenfalls getötet werden. Du mußt bedenken, daß er seinen Vater hat fallen sehen."  
      „Aber sein Bruder, der doch anscheinend der Anwärter auf die Häuptlingswürde ist, wird schon mit sich reden lassen," meinte ich. „Er wird auch morgen mürbe genug sein."  
     
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