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Rolf Torring 022 - Die Stadt der Daemonen

Rolf Torring 022 - Die Stadt der Daemonen

Titel: Rolf Torring 022 - Die Stadt der Daemonen
Autoren: Hans Warren
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haben mochte, doch wohl ein Rest alten Aberglaubens übriggeblieben, denn der Ton seiner Erzählung klang sehr ängstlich.
    Ich mußte ein Lachen unterdrücken, aber Rolf sagte ernst:
    „Damit haben Sie recht, Herr Ho-ang. Es gibt eine ganz natürliche Erklärung für dieses Rätsel. Zwischen Soukhoun und Tuopsei im westlichen Kaukasus kenne ich einen Berg, der dasselbe Rätsel birgt. Auch dort kommen kleinere Tiere in einer gewissen Höhe um, und nur Reiter können die Pässe überwinden. Das Geheimnis liegt darin, daß dem Berginnern Kohlensäure entströmt, die in einer Höhe von ungefähr einem Meter über der Erde lagert. Reiter befinden sich also oberhalb dieser todbringenden Schicht, und es ist interessant, daß auch die Pferde stets die Köpfe in die Höhe halten und ängstlich schnauben, bis die Gefahrenzone hinter ihnen liegt. Die Tiere kennen also den drohenden Tod ganz genau. Ebenso wird es bei diesem Berg hier sein; das abergläubische Volk natürlich macht einen bösen Dämon daraus."
    Ho-ang lachte, aber etwas gezwungen, wie mir schien, und meinte:
    „Das ist allerdings eine gute Erklärung dieses Geheimnisses. Ich habe es ja gleich gesagt, daß dieses Rätsel auf ganz natürlicher Grundlage ruhe."
    Er drehte sich um, musterte einige Zeit die Steppe hinter uns und fuhr dann fort:
    „ Ich glaube, meine Herren, wir können jetzt wieder in östliche Richtung abbiegen. Von dem hinter ums liegenden Höhenzug ist kaum noch etwas zu sehen, also werden uns Wachen, die von unseren Belagerern eventuell aufgestellt sind, auf keinen Fall in dieser Entfernung entdecken können."
    „Sie vergessen aber, Herr Ho-ang," gab Rolf zurück, „daß unsere Gegner anscheinend mit Ferngläsern ausgerüstet sind. Also halte ich es doch für besser, wenn wir noch wenigstens tausend Meter in nördlicher Richtung reiten."
    Der Chinese seufzte schwer auf, nahm seine Kappe ab, fuhr sich bedenklich mit der Hand über den Kopf und meinte:
    „Gewiß, gewiß, das hat auch seine Richtigkeit. Aber ich meine, daß wir dann in nordöstlicher Richtung weiterreiten; damit schneiden wir den Weg ab und gewinnen an Zeit"
    „Gut, das können wir machen," stimmte Rolf bei; „reiten wir jetzt also im Winkel weiter."
    Wir machten eine Schwenkung von ungefähr fünfundvierzig Grad und ließen unsere Tiere etwas schneller laufen. Wir mußten unbedingt so bald wie möglich völlig aus der Sicht unserer Feinde kommen; denn jetzt waren sie vielleicht schon in die Grotte eingedrungen.
    Und sollten sie auch sehr abergläubisch sein und im ersten Augenblick denken, daß ums Dämonen entführt hätten, so war es doch leicht möglich, daß besonders findige Köpfe unter ihnen die Spuren unserer Pferde am Rande des Sees und damit unseren Fluchtweg fanden. Dann würden sie natürlich sofort um die Hügelkette herumreiten und uns durch Ferngläser leicht entdecken können.
    Diese Gedanken bewegten mich, während wir über die spärlich bewachsene Steppe in scharfem Tempo ritten.

    Dann lenkten sich meine Gedanken wieder auf die geheimnisvolle Ruinenstadt, deren Nahe Ho-ang sehr zu fürchten schien Und wieder bedauerte ich im stillen, daß wir diesem Rätsel nicht nachspüren konnten.
    Ho-ang, der sich wieder umgedreht hatte, trieb sein Pferd plötzlich zu schärfstem Galopp an Dabei schrie er über die Schulter zurück:
    „Sie kommen hinter uns her. Schnell, schnell!"
    Wir blickten natürlich erst zurück und sahen zu unserem Schreck eine weit auseinandergezogene Kette kleiner Punkte, die sich uns näherten. Sofort trieben wir unsere Pferde ebenfalls an, und nach wenigen Minuten konnte ich zu meiner Freude feststellen, daß die Punkte nicht größer geworden waren.
    Aber bald tauchte eine neue Gefahr auf. Seitwärts von uns, im Osten, näherten sich ebenfalls Reiterin auseinandergezogener Kette. Sie mußten unbedingt feindlich gesinnt sein, denn nur im Kampf oder bei Überfällen auf Karawanen reiten die wilden Steppenbewohner in dieser Art.
    Notgedrungen mußten wir unsere Richtung ändern und erst nördlich, dann nordwestlich reiten. Dadurch kamen wir allerdings der Ruinenstadt näher, aber während Ho-ang von Zeit zu Zeit einen tiefer Seufzer ausstieß, freute ich mich über diesen Zwang.
    Vor allen Dingen dachte ich daran, daß die Ruinenstadt uns genügend Schlupfwinkel zu wirksamer Verteidigung bieten würde, denn in der offenen Steppe mußten wir gegen die Übermacht unbedingt unterliegen, mochten wir den Gegnern auch noch so schwere Verluste
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