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Rolf Torring 017 - Das Geheimnis des Radschputen

Rolf Torring 017 - Das Geheimnis des Radschputen

Titel: Rolf Torring 017 - Das Geheimnis des Radschputen
Autoren: Hans Warren
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unterbrach er sich und legte seine Hand auf meinen Arm, „siehst du ihn?"
    Am jenseitigen Ufer des Weihers bewegten sich die Büsche, dann schoben sich die äußersten Zweige auseinander, und langsam trat ein mächtiger Tiger heraus. Unbeweglich blieb er einige Sekunden stehen und ließ seinen Blick umherschweifen. Es war ein prächtiges Bild, und wir starrten gebannt, mit dem Interesse des Naturforschers, hinüber.
    Jetzt schien sich der „Herr des Dschungels" überzeugt zu haben, daß keine Gefahr in der Nähe war. Er wandte langsam den Kopf den Büschen zu, aus denen er herausgetreten war, und zu unserem Erstaunen schob sich sofort ein zweiter, gelbgestreifter Körper heraus, offenbar das Weibchen. Es schien gerade so, als hätte das Männchen gerufen, es sei alles in Ordnung.
    Jetzt schritten die beiden riesigen Katzen langsam um den Weiher herum. Offenbar war ihnen das jenseitige Ufer zu steil, und sie wollten die Tränke benutzen, die fast direkt zu unseren Füßen lag. Wieder konnte ich die Vorsicht bewundern, mit der das Tigerpärchen seinen Weg fortsetzte.
    Und es hatte doch von tierischen Feinden nichts zu fürchten, nur von Menschen, mit dem sie also offenbar schon Bekanntschaft gemacht haben mußten. Und unwillkürlich überlegte ich, ob das nicht ein Zeichen sei, daß sich hier in dem verlassenen Tempel doch noch öfter Leute aufhielten.
    Ich hätte gern Rolf meine Meinung mitgeteilt, aber die Bestien waren jetzt schon zu nahe heran und hätten sicher auch das leiseste Wort gehört.
    Bedächtig trank jetzt der Tiger, während das Weibchen hinter ihm stand und aufmerksam umherblickte. Dann ging er zurück und übernahm den Posten des Wächters.
    Jetzt mußten wir schießen, sonst war es möglich, daß die Bestien schnell im dichten Unterholz verschwanden. Ich warf einen Seitenblick auf Rolf, der mit dem Kopf nickte und vorsichtig die Büchse hochnahm. Nach alter Verabredung mußte ich, da ich links saß, auch den linken Tiger, in diesem Fall das Weibchen, schießen.
    Vorsichtig, mit angelegten Büchsen, beugten wir uns jetzt weit vor. um die mächtigen Schädel der Raubkatze aufs Korn nehmen zu können.
    Da krachten plötzlich die Äste, auf denen unsere Plattform ruhte, und erst langsam, dann immer schneller, neigte sich die Madjam nach vorn. Zurückspringen konnten wir nicht mehr, aber wir wußten, daß wir jetzt direkt vor die beiden Bestien fallen würden, und so gaben wir, auf der geneigten Plattform schon abrutschend, in rasend schneller Reihenfolge mehrere Schüsse auf die überraschten Tiger ab.
    Ich hörte noch von der Madjam des Fürsten, der unsere gefährliche Lage sofort überblickt hatte, Schüsse fallen, hörte das röchelnde Aufjaulen der Tiger, dann fielen wir schon inmitten der brechenden, rauschenden Äste hinab, — direkt neben die beiden Bestien, die sich brüllend und fauchend am Boden wälzten.
    Durch die zum Teil auf uns gestürzte Plattform waren wir verhindert, uns aus dieser gefährlichen Nachbarschaft zu rollen, aufspringen durften wir aber auch nicht, um die Aufmerksamkeit der Bestien nicht auf uns zu ziehen.
    Denn obwohl sie offenbar tödlich verwundet waren, konnten sie uns doch noch in letzter, wütender Kraft zerreißen. Für den Fürsten war es auch eine Unmöglichkeit, zu schießen, denn eine abirrende oder abprallende Kugel hätte uns zu leicht treffen können.
    Fest an den Boden geschmiegt, von den Ästen halb bedeckt, blickte ich gebannt auf den mächtigen Tiger, der höchstens einundeinhalb Meter von mir entfernt das Gras zerbiß und mit den Pranken zerschlug. Jetzt schien er mich endlich gewittert zu heben, denn plötzlich erhob er sich, stand schwankend da und heftete seine glühenden Augen auf mich.
    Sollte er doch noch die Kraft haben, heranzukommen? Es waren entsetzliche Augenblicke für mich. Ja, jetzt zog er langsam die Hinterfüße an, nun wollte er den kurzen Sprang tun. Ich überlegte blitzschnell, ob ich nicht abspringen und ihm eine Kugeln aus meiner Pistole in den Schädel jagen sollte.
    Aber als ich schon meine Muskeln anspannte, um diesen Entschluß auszuführen stand plötzlich unser Pongo neben der Bestie. Sein Vorhaben war ungeheuerlicn, denn obwohl er ebenfalls Pistolen im Gürtel trug — wir hatten es ihm endlich angewöhnt, und er schoß auch schon gut, — zog er doch immer noch die ihm gewohnten Waffen vor.
    Jetzt hatte er sein mächtiges Haimesser in der Rechten und griff mit ihm den furchtbaren Feind an. Der Tiger wandte sich mühsam um.
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