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Rolf Torring 016 - Die Woelfe der Tarai

Rolf Torring 016 - Die Woelfe der Tarai

Titel: Rolf Torring 016 - Die Woelfe der Tarai
Autoren: Hans Warren
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erklärte:
    "Der Gongschlag wird für die Außenarbeitenden immer so früh gegeben, daß sie rechtzeitig zum Essen im Lager sind. Wir müssen dann warten, um mit ihnen zurückzulaufen. Na, hat Sie der Tiger wieder belästigt?"
    „Nein, Gott sei Dank nicht. Es ist aber kein angenehmes Gefühl, solche Bestie in der Nähe zu wissen."
    „Nun, man gewöhnt sich an alles. Ebenso haben wir uns an diese sonderbare Gefangenschaft gewöhnt. Aber Sie glauben wirklich, daß eine Befreiung möglich ist?"
    „Bitte, nicht so laut sprechen, Herr Leutnant. Ja, ich glaube ganz bestimmt daran. Und ich werde Ihnen Bescheid sagen, wenn es soweit ist. Denn ich brauche tapfere Leute, die sich vor nichts fürchten."
    „Bitte, verfügen Sie dann über mich," sagte der Leutnant schlicht. „Wenn wir sehen, daß die Sache Aussicht auf Erfolg hat, werden alle meine Kameraden mit Freuden dabei sein."
    „Das freut mich. Ich denke, daß wir in drei Tagen zum großen Schlag ausholen können Aber ich bitte nochmals, nicht darüber zu sprechen."
    „Hätte ich auf keinen Fall getan, Herr Torring. E» gibt doch Leidensgenossen unter uns, die uns unbedacht verraten würden. Und Rukoo läßt wirklich nicht mit sich spaßen."
    „Schade, daß dieser intelligente, energische Mann seinem fanatischen Haß so die Zügel gelassen hat. Gewiß, es ist am indischen Volk viel gesündigt Worden, das werden Sie selbst als Engländer zugeben müssen. Aber seine Vergeltung ist natürlich unmöglich und verbrecherisch. Hoffentlich findet er milde Richter, ich würde es ihm wünschen."
    „Heavens, Sie sprechen gerade so, als wären wir schon frei," lachte der Offizier. „Na, mir soll es recht sein. Wenn jemand eine derartige Zuversicht hat, dann wird ihm sein Unternehmen meistens gelingen"
    „Nun ja, ich glaube es ganz bestimmt. Ah, der Herr Oberst. Nun, wie schmeckt die Arbeit?"
    „Man hat sich daran gewöhnt," lachte der alte Herr. „Vielleicht wäre ich schon längst vermodert, wenn ich nicht dieses regelmäßige, solide Leben geführt hätte. Aber ich würde mein Heimatland doch sehr gern wiedersehen."
    „Nur nicht die Hoffnung verlieren," tröstete Rolf.
    „Sie sind noch neu," lächelte der Oberst, „nach einigen Monaten werden Sie auch anders denken. Na, da sind wir ja endlich. Ich glaube, am glücklichsten sind die beiden Damen, daß sie endlich den Professor zurück haben."
    „Ganz bestimmt," gab Rolf zu. .Und ich bewundere den feinen Takt Thassas. daß er Herrn Stendrup für die erste Zeit von jeder Arbeit befreit hat. Thassa scheint wirklich ein in jeder Beziehung hochgebildeter Mann zu sein.
    „Das ist er unbedingt," pflichtete der Oberst bei.
    Wir waren jetzt angelangt und betraten den Eßraum. Nach dem Abendbrot erkundigte sich der Oberst in netter Form nach unserem bisherigen Leben. Ich erzählte einige unserer Abenteuer, und der junge Leutnant nickte uns mit glänzenden Augen zu.
    Er ahnte wohl jetzt, daß mein Freund der geeignete Mann sei, um die Gefangenen selbst unter diesen schweren Verhältnissen zu befreien. Und ich freute mich wiederum, daß er auch jetzt über Rolfs Absicht schwieg.
    Als wir am nächsten Morgen wieder in Begleitung unserer sechs Wächter an unserer Arbeitsstätte waren, blickte ich oft nach dem Gebüsch hinüber, aus dem unser Pongo aufgetaucht war. Aber Rolf lachte endlich und meinte: .
    „Lieber Hans, selbst wenn Pongo seine ganzen Fähigkeiten anwendet, kann er auf keinen Fall vor morgen früh hier sein. Denn wenn er wirklich jetzt schon Bettia mit den Sachen verlassen hat, kann er erst heute abend in der Dunkelheit hier eintreffen."
    " Schade," sagte ich, „ich habe jetzt fast gar keine Ruhe mehr. Ja, ich habe das leise Gefühl, daß uns irgend etwas Unvorhergesehenes dazwischen kommen wird."
    „Nun, unke nicht," lachte Rolf. .Ich glaube, ich habe alles so gründlich durchdacht, daß . . ."
    Er brach jäh ab. Und gleichzeitig mit ihm schnellte auch ich herum. Denn aus dem Gebüsch war ein Laut erklungen, der uns zusammenzucken ließ. Es war das gefährliche, gereizte Schnarren eines Tigers.
    So wollte es also wirklich das Geschick, daß unsere Lüge zur Wahrheit wurde. Die sechs Hunde stürzten bei diesem Ton sofort auf das Gebüsch zu. Aber ehe sie eindringen konnten, schoß ein mächtiger, gelbgestreifter Körper aus den Zweigen heraus. Und im nächsten Augenblick bildeten der riesige Tiger und die Hunde einen wirren, fauchenden, schreienden Knäuel.
    Wir sahen aber sofort, daß der Tiger unbedingt siegen
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