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Rolf Torring 011 - Der Raub des Gottes

Rolf Torring 011 - Der Raub des Gottes

Titel: Rolf Torring 011 - Der Raub des Gottes
Autoren: Hans Warren
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Burma gefangen, er kann ja über die Grenze gelaufen sein." „Wenn er erst in London ist, wird ihn keine Macht der Erde wiederbekommen", meinte der Kapitän ruhig, mit dem ganzen Selbstbewußtsein eines Engländers. Und ich war davon auch fest überzeugt. Um ihnen aber doch einen kleinen Dämpfer zu geben, meinte ich: „Nun, hoffentlich schaffen Sie ihn auch hin, Lord. Noch befinden wir uns in Siam."
    „Ach, Sie Unke", lachte er, halb ärgerlich, „jetzt brauchen wir doch wirklich nichts mehr zu fürchten." „Nun ja", versöhnte ich ihn schnell, „aber wir Deutschen sind vorsichtige Menschen. Wir schießen erst den Bären, ehe wir seine Haut teilen."
    „Und damit hat Warren auch recht", lachte der Kapitän, „wollen den Burschen erst mal auf Deck Ihrer ,Lady Jane' haben."
    Ein lautes Quietschen, das vor uns aufklang, ließ uns schnell verstummen. Es war ein mächtiger Ochsenkarren, der gemächlich seines Weges zottelte. Als wir ihn überholten, fing der erst erschreckte Wagenlenker an, laut zu sprechen. Ein Gebet, wie Hoddge uns leise erklärte. Die Begegnung war unangenehm, aber wir sollten noch einer ganzen Reihe dieser Gefährte begegnen. Wir hatten nicht daran gedacht, daß sich der meiste Verkehr in Indien ja nachts abspielt, wenigstens auf den ausgebauten Landstraßen. Und gerade zur Hafenstadt Paknam waren viele Waren zu schaffen.
    Endlich, als wir wieder gleich eine ganze Karawane überholt hatten, lenkte Hoddge von der Straße auf einen schmalen Nebenweg. Und gerade als die Sonne aufging, trat unser riesiges Reittier unter die ersten Bäume des Haines, in dem wir uns über Tag verbergen wollten. „Gott sei Dank", stöhnte der Lord, „was hätte das für Aufsehen erregt, wenn uns alle die Wagenlenker am Tage gesehen hätten. So konnten sie wenigstens nicht erkennen, daß wir Europäer waren, denn unsere Kleidung tragen schon viele Siamesen. Also nun mal zum Schlammbad, lieber Hoddge. Die weiße Farbe behagt mir im Augenblick absolut nicht."
    Hoddge lenkte den Elefanten einen schmalen, gewundenen Pfad entlang. Es war wirklich höchste Zeit, daß unser Gefangener die auffällige Farbe für einige Zeit verlor, denn selbst hier im Hain konnten schon Leute sein oder bald kommen. Wenn es wirklich Tempelruinen geben sollte, dann gab es vielleicht auch Gläubige, denen die alten Ruinen heilig waren.
    Wir kamen jetzt auf eine kleine Lichtung, in deren Mitte ein mächtiger Waringenbaum stand, dessen Äste in höchstens drei Meter Höhe über dem Erdboden begannen. Um den Stamm herum standen eigenartige Büsche mit leuchtend roten Blüten.
    Hoddge lenkte den Elefanten um den Baum herum, aber plötzlich blieb der weiße Riese stehen, streckte den Rüssel nach diesen Sträuchern aus und lief auf sie zu. Gierig riß er die Äste mit den roten Blüten ab und verschlang sie. „Natürlich, fressen muß er auch einmal", sagte der Lord, „nur hätte er damit bis nach dem Bade warten können. Jetzt verlieren wir kostbare Zeit."
    Immer näher schob sich der Riese an den mächtigen Stamm heran. Und wir merkten, daß er immer aufgeregter wurde. Unruhig trat er von einem Bein aufs andere, warf oft den Rüssel hoch, um prüfend die Luft einzuziehen, und riß dann gierig weitere Äste ab.
    „Wenn ihm das nur bekommt", meinte der Lord, „können Sie ihn nicht etwas zurücknehmen, lieber Hoddge? Sonst stoßen wir uns an den Ästen."
    Doch im gleichen Augenblick machte der Riese einige Schritte vorwärts, um an einen besonders großen Busch zu gelangen, machte dann eine seitliche Schwenkung — und im nächsten Augenblick hingen wir auf einem starken Ast, auf den uns unser Elefant abgestreift hatte. „Reizend", lachte Hagerstony, während wir mühsam auf den Ast kletterten, „jetzt rufen Sie mal Ihren Schützling zurück, Herr Hoddge."
    Der Kapitän tat es, aber der weiße Elefant bückte uns nur kurz, aber fast drohend an und raffte dicke Blütenbüschel von dem Strauch.
    „Halt, ich habe es", rief da Hagerstony aufgeregt, „das intelligente Tier weiß genau, daß irgend etwas nicht mit ihm in Ordnung ist. Und ich bin überzeugt, daß diese roten Blüten das Gegengift zum ,Gift des Vergessens' enthalten. Da, er wird immer unruhiger, und oho, das war ja ein ganz abscheulicher Blick. Ich ziehe es vor, etwas höher zu klettern."
    Tatsächlich hatte uns der weiße Elefant einen wahren Wutblick aus seinen rötlichen Augen zugeworfen, und wir überlegten nicht lange, sondern folgten dem Beispiel Hagerstony, der schnell
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