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Rolf Torring 011 - Der Raub des Gottes

Rolf Torring 011 - Der Raub des Gottes

Titel: Rolf Torring 011 - Der Raub des Gottes
Autoren: Hans Warren
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schien es zu empfinden, denn als der Zug der gelben Gestalten am Baum vorüber war und sich dem großen Tempeltor näherte, meinte er: „Das ist doch gefährlicher als ich dachte. Diese Leute gehen in ihrem Fanatismus ohne Zucken in den Tod." „Das tun sie unbedingt", flüsterte Rolf, „aber es ist wohl weniger Glaubens-Fanatismus als der feste Wille, ihre Macht auf jeden Fall zu bewahren. Und da müssen sie, die so freigebig mit dem Totgeben sind, zeigen, daß sie sich vor dem Tod absolut nicht fürchten. Sonst wäre es mit ihrer Macht bald zu Ende."

    „Sehr richtig", meinte der Lord leise, „sie müssen schon - wie immer im Leben - mit gutem Beispiel vorangehen. Na, und außerdem werden sie wohl so furchtbare Strafen für den haben, der sich feige zeigt, daß jeder lieber in den sicheren Tod geht, als sich der Bestrafung auszusetzen." „Wie unerbittlich streng sie sind, haben wir ja an dem kleinen Tempelmädchen gesehen, das wir im Kerker des Tempels fanden. Nur weil sie einen kleinen Fehler beim heiligen Tanz begangen hat, sollte sie mit uns von diesem furchtbaren, weißen Elefanten da unten zertreten werden."
    „Nun, der Oberpriester wird genau wissen, daß er seinen Posten nur durch brutalste, grausamste Strenge gegen seine Untergebenen halten kann", sagte Hagerstony. „Und genug Menschenmaterial wird er sicher haben, um damit verschwenden zu können. Vielleicht ist es für diese Priester eine Art Fest, wenn irgend jemand abgeschlachtet oder vom Elefanten zertreten wird." „Das wird es ganz bestimmt sein. Vielleicht freut sich jeder im Innern, daß er nicht an Stelle des Gerichteten ist. Und in der heimlichen Angst, daß es ihm genauso passieren kann, wird er natürlich jeden Befehl des Obersten prompt und rücksichtslos befolgen."
    „Ja, und deshalb sind sie Ihnen auf Ihrer Flucht auch so rücksichtslos gefolgt, obwohl sie doch wahrlich genug Verluste durch Ihre Kugeln und Ihren Pongo hatten." „Diese Verluste haben natürlich den Oberpriester zu furchtbarem Rachedurst angestachelt. Noch mehr aber die Befreiung Valentinis und der Knieschuß, den Freund Hans ihm gegeben hat."

    „Das glaube ich gern, ich möchte jetzt wirklich nicht in ihre Hände fallen. Ich glaube, wir könnten uns auf einen wunderschönen, langsamen Tod gefaßt machen. Hätte doch nicht gedacht, daß die Leute so gefährlich sind." „Also wollen Sie es aufgeben?" fragte Rolf. „Na, das kann mir niemand nachsagen, daß ich jemals ein Vorhaben aufgegeben habe", schnaufte der Kleine, „im Gegenteil, jetzt freue ich mich nur, daß es noch gefährlicher ist." Rolf lachte leise.
    „Das wußte ich ja, Lord. Und ich wäre selbst jetzt nicht mehr zurückgewichen. Ah, sie heben den Oberpriester herab und tragen ihn in den Tempel. Jetzt heißt es aufpassen, wo sie den Elefanten lassen."
    „Großartig", flüsterte der Lord, „sie kümmern sich gar nicht um ihn, haben auch nicht das Gestell abgeschnallt. Aber, Torring, wie bekommen wir das Vieh aus dem Hof heraus? Haben Sie zufällig die Schlüssel für das Tor hier rechts?"
    „Nein. Aber Hoddge muß dem Elefanten befehlen, daß er herauskommt. Dann wird er das Tor schon aufbrechen. Ich glaube auch nicht, daß es verschlossen ist. Dann können wir den Riegel zurückschieben und es öffnen." „Was, ich soll dem Untier etwas befehlen?" meinte Hoddge betroffen.
    „Ja, weil Sie die Sprache der Priester kennen. Er wird nur darauf hören. Ah, jetzt sind die letzten Priester verschwunden. Und der Elefant kommt näher. Jetzt können wir es wagen. Sehr gut, die Priester singen und trommeln aus Leibeskräften, da werden sie hoffentlich das Kreischen der Türangeln überhören. Pongo, du mußt auf den Posten achten, er darf keinen Schrei ausstoßen können. So, ich mache mich bereit."
    Ich kauerte mich etwas hinter Rolf auf den Nebenast und sah jetzt, daß er einen Stab aus dem Gürtel zog. Aber erst, als er noch eine kleine Büchse hervorholte, wußte ich plötzlich den verwegenen Plan.
    „Rolf", stieß ich hervor, „das Gift des Vergessens, das dir der ,Heilige am Strom' gegeben hat?" „Natürlich!" meinte Rolf vergnügt, „ich blase dem Elefanten zwei Bolzen in den Rüssel. Dann gehorcht er dem, der ihn zuerst anruft, in diesem Fall also Hoddge." „Fabelhaft", sagte der Kapitän, „darauf wäre ich nie gekommen."
    „Und ich wußte es sofort", kicherte der Lord. „Achtung, Torring, er scheint uns gehört zu haben."
    Der weiße Riese hatte den Rüssel windend erhoben und kam auf den
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