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Rolf Torring 008 - Das Auge Buddhas

Rolf Torring 008 - Das Auge Buddhas

Titel: Rolf Torring 008 - Das Auge Buddhas
Autoren: Hans Warren
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Licht wieder aufflammen ließ. Im selben Augenblick schlug die Uhr eins, die Geisterstunde war vorüber.
    Tellwan saß mit verstörtem Gesicht auf seinem Lager und - zitterte leicht. Er, der sonst Mutige, hatte plötzlich Furcht bekommen. Ich wollte ihn auslachen, aber ich brachte keinen Ton heraus, da ich selbst so erschrocken war. Wir nahmen beide auf der Veranda Platz und erwarteten dort den Anbruch des Tages. Keiner von uns konnte mehr schlafen. Ich grübelte während der ganzen Nacht über das Gehörte nach. Schließlich war ich der Ansicht, daß sich jemand einen schlechten Scherz mit mir machen wollte; wie er das zuwege brachte, konnte ich allerdings nicht feststellen.
    Merkwürdigerweise dachte ich am Tage dann ganz anders darüber. Ich untersuchte die Wände meines Zimmers, den Boden und die Decke. Nichts war zu finden, nicht das kleinste Loch, durch das vielleicht hätte gesprochen werden können.
    In der nächsten Nacht vernahm ich wieder die Stimme. Meine Uhr hatte gerade die Geisterstunde verkündet, als ich das leise ironische Lachen vernahm. Ich schaltete diesmal das Licht nicht ein, sondern wartete. In der Hand hielt ich den Revolver schußbereit. Ich habe diese Ereignisse aufgeschrieben, nicht zuletzt die Worte des feistes', wie ich den Besitzer der Stimme vorläufig bezeichnen will. In der zweiten Nacht sagte er zu mir, daß mir in einigen Tagen etwas gebracht würde, was ich am Morgen auf dem Tisch der Veranda finden würde. Ich sollte den Gegenstand gut aufheben und ihn nur dem Besitzer aushändigen. Wie ich den Besitzer erkennen sollte, würde ich später durch den ,Geist' erfahren.
    Als die Stimme schwieg, schaltete ich das Licht ein. Es war niemand zu sehen. Ich schlich zu Tellwan in die Kammer und stellte fest, daß er fest und tief schlief. Kopfschüttelnd kehrte ich in mein Zimmer zurück und legte mich wieder nieder. Noch zwei Stunden lag ich im Dunkeln mit wachen Augen. Niemand meldete sich mehr. Dann schlief ich ein und erwachte erst am Morgen. Ich sprach nicht über den Vorfall, denn ich wollte mich nicht lächerlich machen. Mit großer Spannung erwartete ich die nächste Nacht. Aber alles blieb ruhig, der ,Geist' meldete sich nicht mehr. Mehrere Tage vergingen, und ich gewann immer mehr die Ansicht, daß ich von irgendeiner Seite genarrt worden war.
    Vier Tage später lag morgens auf dem Tisch der Veranda ein kleiner Pappkasten. Sofort fiel mir die geisterhafte Stimme wieder ein. Sie hatte mir ja verkündet, daß ich hier etwas finden würde, was ich aufheben sollte, um es dereinst seinem rechtmäßigen Eigentümer zurückzugeben. Vorsichtig griff ich nach dem Kasten und öffnete ihn. Mit großen Augen blickte ich auf den herrlichen Edelstein, der darin lag. Es war ein blauer Diamant von der Größe eines Taubeneis. Sein Feuer war sprühend, da ihn gerade die Morgensonne traf. Ich nahm ihn heraus und betrachtete ihn von allen Seiten.
    Der Stein war echt, das erkannte ich auf den ersten Blick.

    Er stellte ein Vermögen dar.
    Dieser Stein war mir von unbekannter Seite auf den Tisch gelegt worden.
    Tellwan erschien. Ich schloß schnell den Deckel und steckte das Kästchen ein. Ich wollte Tellwan nichts davon sagen. Vielleicht stand er mit dem ,Geist' in Verbindung. Das konnte ich allerdings nicht glauben, denn noch nie hatte ich ihn bei einer Lüge ertappt. Tellwan war ehrlich und würde mich nicht betrügen.
    Trotzdem zeigte ich ihm den Stein nicht und sprach auch nicht mehr über die nächtliche Stimme, die ich noch verschiedene Male hörte. Sie ermahnte mich in der nächsten Nacht, das ,Auge Buddhas' ja recht gut aufzuheben und es zu schützen. Wenn ich es verlöre, würde ich dafür verantwortlich gemacht werden.
    Lange überlegte ich, was ich unternehmen sollte. Ich entschloß mich endlich abzuwarten, ob ein Diebstahl angezeigt werden würde.
    Ich nahm den Edelstein mit in die Stadt, mietete ein kleines Tresorfach und schloß den Stein darin ein. Und nun kommt das Merkwürdigste bei der ganzen Sache, meine Herren. Ein volles Jahr hörte ich nichts mehr über den Stein. Kein Diebstahl oder Verlust wurde angezeigt, niemand meldete sich, auch der ,Geist' schwieg. Langsam geriet der Stein bei mir in Vergessenheit.
    Ein Jahr ist eine lange Zeit, und Sie werden mich verstehen, wenn ich Ihnen sage, daß ich unendlich erschrak, als eines Nachts wieder die .Geisterstimme' erklang. Es war dieselbe Stimme wie vor einem Jahr. Sie fragte mich, ob

    ich den Edelstein, ,das Auge Buddhas', noch
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