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Rolf Torring 004 - Im Todessumpf

Rolf Torring 004 - Im Todessumpf

Titel: Rolf Torring 004 - Im Todessumpf
Autoren: Hans Warren
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dieser Dunst legte sich schwer und beklemmend mit modrigem Geruch auf die Lungen. Der Sumpf schickte uns seine ersten, drohenden Boten.
    Die Hitze wurde immer unerträglicher, der Boden weicher, und der Dunst stärker. Unter dem dichten Schleier rann mir der Schweiß in dicken Tropfen über das Gesicht und biß schmerzhaft in den Augen. Ich mußte alle Kraft zusammennehmen, um den Vorausschreitenden zu folgen, die sicher ebenso litten, aber unverdrossen tiefer in das gefährliche Gebiet vordrangen.
    Endlich, ich war nahezu völlig erschöpft, gab es wieder ein Halt. Wir waren an eine Stelle gekommen, an der sich mehrere Wildpfade nach verschiedenen Richtungen kreuzten. Hier fand eine kurze Beratung statt. „Ich glaube, wir suchen uns hier in der Nähe einen Lagerplatz und setzen morgen von diesem Punkt aus unsere Nachforschungen an. Hier, dieser Pfad zum Beispiel, erscheint mir oft begangen, vielleicht führt er uns auf die Spur des gesuchten Wildes." Rolf deutete dabei auf einen Weg, der fast direkt südlich in das üppige Rohrdickicht hineinlief.
    „Wie wäre es mit dem mächtigen Baum hier links?" schlug ich vor. „Er ist höchstens fünfzig Meter entfernt, und wir können bald einen Pfad zu ihm schlagen." Aber auch Pongo hatte sich schon diesen Baum als Lagerplatz ausgesucht. Mit seinem Haumesser ging er ans Werk und schlug mit großer Schnelligkeit, unter Einsatz seiner vollen, gewaltigen Kraft, eine Bahn in das zähe Rohr. Wir konnten ihm bei dieser schweren Arbeit nicht helfen und mußten uns damit begnügen, die abgehauenen Rohre vom Weg fort ins Dickicht zu schleudern. Plötzlich stieß Pongo einen leisen Ausruf des Erstaunens aus. Er hatte sich ungefähr sechs Meter durch die mannshohe Wand gearbeitet, da hörte der Bambus plötzlich auf, und wir sahen bis zu dem mächtigen Baum hin eine Lichtung, die wohl fußhoch mit langen Moosen und Schlingpflanzen bedeckt war. Pongo stapfte hindurch, und wir traten getreulich in seine Fußspuren. So gelangten wir bald zum Baum, einem riesigen Rasamal.
    Er war über und über mit Orchideen und Luftgewächsen bedeckt. Zehn bis zwölf verschiedene Gattungen konnte

    ich im Augenblick entdecken, viele in palmenartiger Form, die meisten aber in traubenartigen Blattmassen, mit lang herunterhängenden, blütenbeschwerten Zweigen. Um den Stamm wucherte Gestrüpp, das aber bald unter den mächtigen Hieben Pongos verschwand. Jetzt hatten wir einen herrlichen, schattigen Lagerplatz, der nur durch die Unmenge Moskitos mehr als ungemütlich gemacht wurde. Wir hatten großen Hunger, konnten aber nicht wagen, unsere Gesichtsschleier zu entfernen. Und ein rauchiges Feuer, um die Quälgeister zu vertreiben, durften wir nicht anzünden, denn dann hätten wir die Bata-Leute sofort auf unsere Spur gelenkt. Da wurde Pongo wieder unser Retter.
    Er ging, scharf zu Boden spähend, rings um den Baum, hielt plötzlich an und riß einige Kräuter aus. Freudestrahlend kam er zurück und gab jedem von uns einige der dicken, fleischigen Blätter.
    „Massers reiben", sagte er, indem er seinen Moskitoschleier zurückschlug und sich Gesicht und Nacken kräftig mit den Blättern einrieb. „Moskito fortgehen." Auch die Hände, die er von den ungewohnten Handschuhen - wir hatten sie extra für ihn in Singapore aussuchen müssen -befreit hatte, rieb er ein, und wir folgten seinem Beispiel. Die Blätter gaben einen nelkenartigen Geruch von sich, der ziemlich durchdringend wirkte. Gespannt warteten wir auf die Wirkung, und wirklich, die blutgierigen Sauger, die uns vorher in Scharen umtanzt hatten, flüchteten jetzt förmlich.
    Pongo legte jetzt eine Feuergrube so an, daß der Rauch, der sich ja nicht gänzlich vermeiden ließ, weil die abgebrochenen Äste des Rasamals von der Bodenfeuchtigkeit angezogen waren, in die Laubkrone des gewaltigen Riesen zog und dort aufgefangen und verteilt wurde. Daß aber diese Methode ihre Schattenseiten hatte, merkten wir bald. Denn plötzlich entstand eine wilde Bewegung hoch über uns, und dann glitt pfeilschnell ein mächtiger gelbbrauner Körper am Stamm entlang, wand sich rasend schnell mitten zwischen uns hindurch und verschwand im fußhohen Gestrüpp der Lichtung. Es war ein Python, eine der großen Riesenschlangen gewesen, die unser Rauch aus ihrer beschaulichen Ruhe in der Baumkrone aufgescheucht hatte.
    Nach dem kurzen Schreck, über den wir bald lachten, wärmten wir unsere Konserven und ließen es uns gut schmecken. Wir hatten auch einige
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