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Roland Hassel - 14 - Piraten

Roland Hassel - 14 - Piraten

Titel: Roland Hassel - 14 - Piraten
Autoren: Olov Svedelid
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diese Sätze, die mit einem Häkchen enden, unter dem ein Punkt steht.«
    Er schaute auf die Armbanduhr und entschied:
    »Ende des ersten Verhörs. Es ist zwanzig Uhr siebzehn.«
    Als er das Bandgerät abgestellt hatte, schnauzte er mich an:
    »Verdammter Hassel, wenn ich mit dir fertig bin, wirst du den Tag deiner Geburt verfluchen!«
    »Du darfst nicht immer von dir auf andere schließen, nur, weil dich der Esel im Galopp verloren hat.«
    »Ich werde dein Geständnis bekommen! Ich bin schon mit ganz anderen Brocken als dir fertig geworden, Hassel!«
    »Paß bloß auf, sonst hetze ich meine Bande auf dich, Bandenberg, Bandenström und Bandengren, genannt Los Bandidos!«
     
    Die erste Nacht in der Zelle. Zum ersten Mal in meinem Leben konnte ich mich nicht bewegen, wie ich wollte. Eingesperrt, gegen meinen Willen festgesetzt. Selbst im Krankenhaus hatte ich den Anweisungen der Medizinmänner trotzen können; dafür wurde ich gerügt, aber nicht bestraft. Die Verantwortung für Körper und Seele hatte immer noch bei mir gelegen. Nun war mir diese Verantwortung genommen; ich hatte mich in eine Nummer hinter einer verschlossenen Tür verwandelt, zu der ich keinen Schlüssel besaß. Ich konnte von einer Ecke in die andere wandern, aber keinen Schritt weiter. Mir stand genau so viel Luft zur Verfügung, wie zwischen Wänden, Boden und Decke enthalten war. Jeder Meter, jeder Kubikmeter war mir zugeteilt. Mit der Müdigkeit kam die Reue. Ich bedauerte meine Großmäuligkeit gegenüber Ovengren; ich hätte anders vorgehen, ihn überzeugen, konkrete Beweise fordern müssen. Ich war ein Idiot, aber das war nichts Neues, nicht einmal für mich. Doch die Lava siedete immer noch in meinen Adern, wie konnte man mich, ausgerechnet mich, verdächtigen? Natürlich war Overgren der größere Idiot von uns beiden.
    Die Zelle war ein Gefängnis, also saß ich im Gefängnis. War ein Gefangener. Das grüne T-Shirt, das ich erhalten hatte, war selbstverständlich frisch gewaschen, jedoch nicht neu. Der Angstschweiß vieler Männer hatte es durchtränkt; auch ich steuerte einen Liter bei. Himmel und Hölle, wie konnte jemand glauben, daß ich in der Lage wäre, Menschen bewußt zu verletzen und zu ermorden? Was war das für ein Oberidiot von Staatsanwalt, der Ovengrens wahnsinnigen Theorien auf den Leim ging?
    Virena und Elin. Meine Frau und mein kleines Schulmädchen. Der Mann in ihrem Leben war nicht zu Hause, sondern saß im Gefängnis. Strumpflos hockte er in der Zelle und verging fast vor Sehnsucht. Ich schwitzte, doch mein Mund war wie ausgetrocknet. Verdammt, verdammt, verdammt!
    Es gab Zeugen gegen mich, klare Beweise? Klar war nur, daß Ovengren etwas falsch verstanden und falsch gedeutet und überhaupt alles falsch gemacht hatte. Aber irgendwo mußte die falsche Fährte ihren Ausgangspunkt haben. Wie war mein Name, war meine Person ins Spiel gekommen? Um welche Ermittlung ging es? Hin und her, hin und her, von einer Ecke in die andere; ich hatte die Arme um den gekrümmten Rücken gelegt.
    Langsam schwand mir das Bewußtsein, und irgendwann muß ich auf die Pritsche gesunken sein, wahrscheinlich im Morgengrauen; ich war nicht mehr Herr der Zeit. Ich wurde geweckt, erhielt meinen Frühstückstee und Brot und Butter und Käse, und ein paar Stunden später wurde ich meinem Anwalt serviert. Er nannte seinen Namen und reichte mir seine Visitenkarte. Aha, Klas Lund schrieb sich Claes Lundh, und teilte mir mit, daß wir bald vor dem Haftrichter erscheinen mußten; was hätte ich denn zu dem Fall zu sagen?
    In jedem Beruf gibt es gute und schlechte, Genies und Versager. Es gibt Priester, die einen von den himmlischen Herrlichkeiten träumen lassen, und Pfaffen, die einen aus der Staatskirche ekeln. Bei Schauspielern ist es ähnlich – den einen hört man gespannt zu, selbst wenn sie nur aus dem Telefonbuch vorlesen, andere wirken in jeder Rolle wie ein Schlafmittel. Manchen Bankleuten würde man seine letzte Krone anvertrauen, andere lassen einen nach Karl Marx rufen.
    Vor mir hatte ich keinen, der sich nur im entferntesten mit den großen Namen der Zunft, den Falk, Althin oder Silbersky, messen konnte. Ovengren war mit der Wünschelrute über die Liste gefahren und hatte mit sicherer Intuition und vermutlich ebenso aus Erfahrung einen Anwalt ausgesucht, der zum Ausschuß seines Berufsstandes zählte. Ein Verteidiger sollte Sicherheit und Verläßlichkeit ausstrahlen, damit man sich an ihm festhalten kann, wenn einem der Wind ins
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