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Roland Hassel - 14 - Piraten

Roland Hassel - 14 - Piraten

Titel: Roland Hassel - 14 - Piraten
Autoren: Olov Svedelid
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Anständigen unter uns seufzten, wenn sein Name genannt wurde, und zählten die Tage bis zu seiner Pensionierung. Bis dahin mußten wir den alten Kotzbrocken noch ertragen. Und nun war er Vernehmungsleiter und sollte meine eventuellen Fehltritte ans Licht bringen. Seine runden Augen leuchteten vor Glück.
    »Setz dich, Hassel. Zeuge des Verhörs ist Kriminalassistent Ingvar Tjäder.«
    Am Rande meines Gesichtsfeldes entdeckte ich ein bleiches, schmales Etwas, dessen Aufgabe wohl darin bestand, zu beobachten, wie sich zwei unterhalten, die sich nicht riechen können. Mit einer wollüstigen Geste schaltete Ovengren das Tonbandgerät ein und nannte unsere Namen sowie das Datum. Damit konnte das Verhör beginnen. Als er mich ansah, war es ihm unmöglich, ein Grinsen zu unterdrücken. Er glaubte wohl, daß er mich bereits im Sack hatte und nur noch zuschnüren mußte, daß ich im Käfig saß und er das Türchen schließen würde -jedenfalls etwas in dieser Art.
    Von einem Versehen konnte keine Rede mehr sein. Ovengren würde mich, seine Beute, nie freiwillig aus den Klauen lassen. In diesem Moment beschloß ich, die Zusammenarbeit zu verweigern. Lieber sollte alles zur Hölle gehen, als daß ich ihm den Triumph gönnte, mich in die Mangel zu nehmen.
    Meine Reaktion war spontan und primitiv und einfältig, aber sie war mehr als das. In mir wallte eine Wut auf, die ich schon früher hätte spüren müssen – darüber, daß ich, der ich das ganze Erwachsenenleben lang zuverlässig als Polizist gearbeitet hatte, überhaupt eines Verbrechens verdächtigt wurde. Ich gebe ja zu, daß ich in jungen Jahren nicht gerade ein Vorbild gewesen bin und beinahe hinausgeworfen worden wäre, aber mit Hilfe von Freunden hatte ich mich zusammengenommen und seitdem in dem ewigen Kampf gegen das Verbrechen das Meine gegeben. Im wahrsten Sinne des Wortes; nach einer Explosion hörte ich auf einem Ohr schwer, ich mußte regelmäßig Medikamente nehmen, weil verschiedene Organe durch Giftmüll geschädigt worden waren, und trug Jacketkronen und Brücken, weil man mir bei Schlägereien Zähne ausgeschlagen hatte, von mehreren gebrochenen Rippen ganz zu schweigen. Natürlich war mehrfach auf mich gefeuert worden, um mich zu töten, und ich hatte zurückgeschossen. Ich war ein erprobter Kämpfer; die Narben zeugten davon, daß ich mein Bestes getan hatte. Und nun bestand mein Lohn darin, von Axel Ovengren verhört zu werden. Das Knirschen, das im Raum zu hören war, kam von meinen Zähnen.
    »Hassel, es geht um den Fall Hagsätra Centrum von vor zwei Jahren.«
    »Aha.«
    »Ich nehme an, du erinnerst dich?«
    »Du nimmst an? Dann bleib dabei.«
    »Die Filiale der SE-Bank wurde ausgeraubt. Vier maskierte Männer erbeuteten über drei Millionen Kronen. Ein Angestellter wurde angeschossen, eine Kassiererin schwer verletzt. Sie ist inzwischen blind.«
    Dazu erübrigte sich jeder Kommentar. Die Details des Raubes in Hagsätra kannte jeder Polizist in- und auswendig. Aber was hatte das mit mir zu tun? Ovengren kratzte sich am Doppelkinn und fügte hinzu, was ich und alle schon wußten:
    »In wenigen Minuten war eine Funkstreife zur Stelle, in dem Wagen saßen Artur Hall und Bo Jansson. Die Bankräuber feuerten aus abgesägten Schrotflinten. Hall und Jansson hatten keine Chance. Es war Doppelmord.«
    Der Tragödie zum Trotz grinste er die ganze Zeit. Ich hatte das Gefühl, daß er sich gleich die Hände reiben würde und daß ihm das Wasser im Mund zusammenlief, wie in Vorfreude auf einen köstlichen Sonntagsbraten.
    »Du erinnerst dich also, Hassel?«
    »Einer von uns beiden ist nicht senil. Ich bin nicht senil.«
    Ovengren schob die Papiere, die vor ihm auf dem Tisch lagen, genüßlich hin und her, als könnte er sich zwischen all den Leckerbissen nicht entscheiden. Er grinste bis über beide Ohren; sogar eine farblose Zungenspitze tauchte zwischen den halboffenen Lippen auf.
    »Wir werden über einen längeren Zeitraum viel miteinander zu bereden haben, Hassel.«
    »Da wünsche ich mir lieber die Cholera.«
    »Du hast aber keine Wahl.«
    »Komm zur Sache.«
    »Ich bin dabei.«
    Er erhob die Stimme, und Feuer tanzten in seinen Augen.
    »Ich teile dir mit, daß du verdächtigt wirst, an dem schweren Raub in Hagsätra und dem Mord an den beiden Polizisten beteiligt gewesen zu sein!«

2.
    Meinte der Kerl wirklich, was er sagte? Erlaubte sich Ovengren einen schlechten Scherz? Wenn ja, dann war er auch in diesem Genre eine Niete. Wollte er mich provozieren?
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