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Roland Hassel - 14 - Piraten

Roland Hassel - 14 - Piraten

Titel: Roland Hassel - 14 - Piraten
Autoren: Olov Svedelid
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Donnerstagmorgen wurde Bill Intell von seinem Geschäftspartner Erland Ridenmann tot in seinem Büro aufgefunden. Er hatte sich mit einer Pistole erschossen, die von Ridenmann, der Mitglied eines Schützenvereins und Inhaber eines Waffenscheins war, in der Firma aufbewahrt wurde. Auf seinem Tisch lag ein von Hand geschriebener Zettel: »Ich halte es nicht mehr aus.« Ridenmann bestätigte, daß Intell in den letzten Tagen verstört gewirkt hätte, offenbar eine nervliche Krise. Möglicherweise habe er sich Sorgen gemacht; weshalb, wisse er, Ridenmann, nicht. Ich dagegen konnte mir am Daumen einer Hand ausrechnen, was es war.
    Für mich war er überspielt. Hoffentlich hatte das Horrorszenarium über das Leben im Gefängnis ihm den Tod als bessere Alternative erscheinen lassen; besser auch als eine endlose Flucht rund um den Globus, denn ohne Geld für Bestechungen kann man sich in keinem Land lange verstecken.
    Hiller war mit der Entwicklung sehr zufrieden. Interpol arbeitete eng mit den Odeoniten zusammen, und die Gesellschaft vollbrachte die Wunder, von denen man geträumt hatte. Simon war zufrieden mit dem, was wir schwedischen Polizisten zustandebrachten. Mit Saxo und Aberg war uns ein Fang geglückt, der weitere Ergebnisse nach sich zog. Simon fragte nur das Wichtigste und begnügte sich mit unseren Resultaten.
    Ebenfalls am Donnerstag teilte mir Hiller mit, daß ich Valerie Hoch-Sundin in ihrem Büro besuchen könnte, um die Quittungen zu kontrollieren; ganz so, wie ich es gewünscht hatte. Intell habe sein Vermögen ordnungsgemäß übertragen, bevor er sich erschoß. Damit wäre ich aus der Sache heraus.
    Ihrem Konzern gehörte ein ganzes Gebäude im Zentrum von Stockholm. Als ich es betrat, befand ich mich plötzlich in einer anderen, diskreteren Welt, wo die Tradition der hohen Kragen, der Untertänigkeit, des Kratzfußes und der gebeugten Rücken noch in den Wänden saß. Ich spürte sie in der Luft und unter den Füßen, als ich auf der Direktionsetage den langen Gang entlangschritt, der zu Valeries Büro führte. Die meisten Türen rechts und links standen offen, und ich sah, wie sich fleißige Angestellte über Berichte und Dokumente beugten, während andere auf Monitore starrten und mit flinken Fingern Tastaturen bedienten. Ich erinnerte mich an Büros, die ich früher besucht hatte – wie hatten da die Schreibmaschinen geklappert! Es gab sogar jährlich schwedische Meisterschaften im Maschineschreiben, und die hohe Kunst bestand darin, ohne xxx auszukommen. Damals dominierte in den Büros ein lebendiges Geknatter; jetzt war es, als würde ich über einen Friedhof spazieren.
    Eine Sekretärin bat mich, einen Moment zu warten. Gewiß, ich sei angemeldet, doch Frau Hoch-Sundin müsse erst ein anderes Gespräch zu Ende bringen. Es gab eine kleine Besucherecke mit Grünpflanzen und Zeitungen. Ich nahm in einem hypermodernen Sessel Platz, der allerdings nicht sehr bequem war, und griff mir eines der Blätter. In weniger als einer Minute hatte ich den langweiligen Inhalt überflogen.
    Aus einem Raum, an dem ich vorbeigekommen war, hörte ich Stimmen, eine männliche und eine weibliche. Sie stritten nicht gerade, hatten jedoch einen Meinungsaustausch. Er meinte, richtig gehandelt zu haben, während sie es anders gemacht hätte. Ihre Stimme klang ziemlich schrill. Nachdenklich legte ich die Zeitung zur Seite. Da war etwas, das …
    »Bitte, Herr Hassel. Frau Hoch-Sundin kann Sie jetzt empfangen.«
    Valerie war diesmal eine ganz andere Frau als bei unseren ersten beiden Begegnungen. Ihr Büro wirkte streng und sachlich, wohl um davon abzulenken, daß der Chef eine Frau war. Auch sie selbst gab sich, passend zur Umgebung, streng und sachlich. Sie stand zur Begrüßung weder auf noch reichte sie mir die Hand, sondern sagte nur kurz und knapp:
    »Nehmen Sie bitte Platz.«
    Ich war so frei und setzte mich auf den Besucherstuhl, der eine hohe Lehne und einen harten Sitz hatte. Ihr Sessel war mit Sicherheit weicher gepolstert und verfügte über Armlehnen. Sie hätte sich bequem zurücklehnen können, doch sie zog es vor, kerzengerade und mit hochgerecktem Kinn dazusitzen. Ein wenig ähnelte sie einer Lehrerin, die einen frechen Schuljungen zur Rede stellen will. Sie trug ein graues Kostüm und eine einfache Halskette. Ihr Blick sagte mir, daß ich mich ruhig hätte in Schale werfen können, aber von Schlipszwang in Konzernzentralen war mir nichts bekannt.
    »Hier sind die Quittungen. Beeilen Sie sich bitte, ich habe
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